Herz und Lunge: Studienprojekt zu COVID-19-Folgen bei Sportlern

Kaderuntersuchung im Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin. (Foto: © Jens Wenzel)

Ein neues Studienprojekt des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln untersucht die kurz- und langfristigen Auswirkungen einer überstandenen COVID-19-Erkrankung auf das kardiopulmonale System und die körperliche Leistungsfähigkeit von Kaderathleten.

In Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt NRW/Rheinland soll ab Juni im Rahmen der sportmedizinischen Kaderuntersuchungen zur Sporttauglichkeit routinemäßig der SARS-CoV-2-Antikörperstatus der Athleten erhoben werden. Diese Untersuchung erfolgt zum Nachweis beziehungsweise Ausschluss einer bereits überstandenen – also nicht mehr akuten – Infektion mit SARS-CoV-2.

Vor dem Hintergrund aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse, wonach COVID-19 in bestimmten Fällen als eine systemische Erkrankung verläuft, die verschiedene Organsysteme erfassen kann, werden die positiv getesteten Sportler dann in regelmäßigen Abständen hinsichtlich der Entwicklung ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit sowie ihres kardiopulmonalen, metabolischen und immunologischen Status im Längsschnitt untersucht. Hinsichtlich der pulmonalen Parameter erfolgt eine besonders differenzierte Funktionsdiagnostik in Kooperation mit Prof. Wolfram Windisch, Leiter der Abteilung für Pneumologie, Städtische Kliniken Köln-Merheim.

„Wir möchten damit unserer ärztlichen Verantwortung für die von uns betreuten Athletinnen und Athleten gerecht werden“, sagt Univ.-Prof. Hans-Georg Predel, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin, welches als lizenziertes Untersuchungszentrum des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) die Kaderuntersuchungen durchführt. „Aufgrund des speziellen Patientenkollektivs können wir gleichzeitig wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse über COVID-19 gewinnen, die für die Gesamtgesellschaft relevant sind. Wir können bei Athletinnen und Athleten, die an die Grenzen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit gehen, wie durch ein Brennglas beobachten, ob und welche medizinischen Folgen bei COVID-19 auftreten können“, so der Internist und Sportmediziner.

Zum Einsatz kommen dabei unter anderem die Spiroergometrie sowie die Echokardiographie, mit der die Belastbarkeit der Lunge und des Herzkreislaufsystems der Athleten überprüft wird. Zusätzlich zum Elektrokardiogramm und zur Atemtätigkeit wird die Fähigkeit der Lungen, Sauerstoff aufzunehmen und Kohlendioxid abzuatmen, unter körperlicher Belastung gemessen. Dabei ist die Diffusionskapazität der Lungen von großem Interesse, da es im Zuge einer COVID-19-Erkrankung besonders häufig zu subtilen strukturellen und funktionellen Veränderungen der feinen Lungenalveolen kommen kann. Ergänzend soll Hinweisen nachgegangen werden, wonach der neuartige Coronavirus auch den Herzmuskel befallen und schädigen kann. Ergänzt wird das umfangreiche Untersuchungsspektrum durch Untersuchungen zum immunologischen Status der Athleten.

Derzeit werden im Institut jährlich rund 900 Sportler untersucht. Die Testungen sind zunächst bis zu den Olympischen Sommerspielen in Tokio 2021 geplant.