Herzinfarkt-Diagnose: Neuer Schnelltest für mehr Therapiesicherheit

Der Arzt und Wissenschaftler Prof. Willibald Hochholzer erforscht am Standort Bad Krozingen des Universitäts-Herzzentrum Freiburg • Bad Krozingen die Aussagekraft eines Schnelltests auf Herzinfarkt. Foto: © UHZ Freiburg • Bad Krozingen/Britt Schilling

Studie mit 1500 Patienten bestätigt präzise Diagnose des 1-Stunden-Troponin-Tests / Forschungsförderung durch die Deutsche Herzstiftung

Der Herzinfarkt zählt mit rund 49.000 Sterbefällen pro Jahr zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Alljährlich werden rund 220.000 Menschen mit einem Herzinfarkt in die Klinik eingeliefert. Aber nicht immer sind die Symptome eindeutig.

„Je schneller und sicherer die bestehende Erkrankung diagnostiziert werden kann, desto rascher kann die passende Therapie erfolgen und umso größer sind die Heilungsaussichten für die Patienten“, erklärt Prof. Willibald Hochholzer, Oberarzt an der Klinik für Kardiologie und Angiologie II am Standort Bad Krozingen des Universitäts-Herzzentrums Freiburg • Bad Krozingen.

Der  1-Stunden-Troponin-Test kann die Diagnose Herzinfarkt binnen einer Stunde sichern. Diesen Schnelltest hat Hochholzer mit finanzieller Unterstützung aus dem Gerda-Müller-Weber-Fonds der Deutschen Herzstiftung (www.herzstiftung.de) in Höhe von 80.800 Euro im Rahmen der FAST-MI-Studie* an 1500 Hochrisikopatienten  erfolgreich getestet. Nach erfolgreichem Abschluss der Studie ist die Publikation in einem Fachjournal für 2019 geplant. 

Erhöhter Troponin-Spiegel: Herzinfarkt – oder andere Erkrankung? 

Um die Diagnose Myokardinfarkt zu sichern, schreiben die Ärzte ein Elektrokardiogramm und analysieren die elektrischen Herzströme. „Das zentrale Kriterium jedoch, um die Diagnose Herzinfarkt zu untermauern, ist der sogenannte Troponin-Test“, erklärt Hochholzer. 

Ein erhöhter Troponin-Spiegel im Blut weist darauf hin, dass der Herzmuskel geschädigt wurde – es muss aber nicht unbedingt ein Infarkt sein, der die Zellen absterben und den Troponin-Spiegel im Blut ansteigen lässt. Auch andere Erkrankungen und Schädigungen können das verursachen, z. B. eine Lungenembolie, ein septischer Schock oder bestimmte Herzrhythmusstörungen.

„Diese Patienten machen, bedingt durch einen relativen Sauerstoffmangel, auch eine Art ,Infarkt’ ohne Gefäßverschluss durch, einen sogenannten Myokardinfarkt Typ 2“, erklärt der Experte. Je nach Ursache der Erkrankung müssen sie aber alle unterschiedlich behandelt werden

Diagnose in einer Stunde: Schneller und zielgenauer behandeln

Damit die Diagnose „Herzinfarkt“ möglichst schnell sichergestellt und die lebensrettende Therapie rechtzeitig beginnen kann, empfehlen die neuen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) bei Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt den „1-Stunden-Troponin-Diagnose-Algorithmus“. Dabei handelt es sich um eine Art Handlungsvorschrift, die auf den Werten von hochsensitivem kardialem Troponin basiert und es erlaubt, binnen einer Stunde einen Herzinfarkt zu bestätigen – oder auszuschließen.

Bislang wurde der Algorithmus bei Patienten in allgemeinen Notaufnahmen getestet. „Dort ist der Anteil der Patienten mit einem akuten Herzinfarkt allerdings relativ gering“, schränkt Hochholzer ein. Der Kardiologe und Kollegen haben in der Fast-MI-Studie die Aussagekraft des Tests an 1500 Hochrisikopatienten im Alter von durchschnittlich 72 Jahren erfolgreich getestet.

„Der Test funktioniert hervorragend für den Ausschluss eines Herzinfarktes auch bei diesen Hochrisikopatienten“, erläutert Hochholzer das Ergebnis. „Auch bei den meisten Patienten im Herzzentrum liefert der 1-Stunden-Troponin-Algorithmus eine schnelle und sichere Diagnose.“

Geprüft wird derzeit, ob sich Troponin-Grenzwerte und weitere diagnostische Schritte festlegen lassen, die es erlauben, frühzeitig einen „klassischen“ Myokardinfarkt Typ 1 vom Myokardinfarkt Typ 2 abzugrenzen. Beide Herzinfarkttypen eindeutig und schnell unterscheiden zu können, ist für viele Betroffene lebenswichtig, denn sie bedürfen einer unterschiedlichen Therapie.

*Validierung des neuen 1-Stunden-Troponin-Diagnose-Algorithmus für den akuten Nicht-ST-Hebungs-Myokardinfarkt der European Society of Cardiology

Dank der finanziellen Unterstützung durch Stifterinnen und Stifter, Spender und Erblasser kann die Deutsche Herzstiftung e. V. (www.herzstiftung.de) gemeinsam mit der von ihr 1988 gegründeten Deutsche Stiftung für Herzforschung (DSHF) Forschungsprojekte in einer Größenordnung finanzieren, die die Deutsche Herzstiftung und die DSHF in der Herz-Kreislauf-Forschung unverzichtbar machen. 

Tipp: Für Patienten mit koronarer Herzkrankheit bietet die Herzstiftung den kostenfreien Ratgeber „Herz in Gefahr: Koronare Herzkrankheit und Herzinfarkt“ (160 S.) an, anzufordern unter www.herzstiftung.de/Koronare-Herzkrankheit-Sonderband.html (Tel. 069 955128400).