Herzinfarkt plus Depression ist gleich Diabetes? Studie zeigt komplexes Zusammenspiel verschiedener Erkrankungen

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PatientInnen, die bereits einen Herzinfarkt erlitten haben und die in der Nachbeobachtung depressive Symptome entwickeln, besitzen ein erhöhtes Risiko, an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Zu diesem Schluss gelangt eine Studie Ulmer Forschender  im Fachjournal „Cardiovascular Diabetology“.

Die Studie zeigt außerdem, dass depressive Symptome nicht nur das Diabetes-Risiko steigern, sondern auch zu weiteren Komplikationen wie einem Zweitinfarkt oder einem Schlaganfall führen können, wie die Universität in einer Pressemitteilung vermeldet. Die WissenschaftlerInnen des Instituts für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm haben für ihre Analyse auf die Langzeitbeobachtungen von über 1000 PatientInnen zurückgegriffen.

Die Ausgangsfrage der Ulmer Untersuchung war, ob sich das Neuerkrankungsrisiko für Diabetes mellitus bei herzkranken PatientInnen mit depressiver Symptomatik von solchen PatientInnen ohne Depressionen unterscheidet. Um ihre Hypothese zu untersuchen, griffen die Forschenden auf Daten der KAROLA-Studie (Langzeiterfolge der KARdiOLogischen Anschlussheilbehandlung) zurück. Diese zeichnet sich durch eine engmaschige Nachbeobachtung von Herzinfarkt-PatientInnen über einen Zeitraum von 15 Jahren aus.

Die Studienautoren stellten fest, dass bei den beobachteten PatientInnen, die im Beobachtungszeitraum Depressionen entwickelten, das Risiko an Diabetes mellitus zu erkranken, zweieinhalbfach erhöht war. „Wir wissen mittlerweile sehr gut, dass depressive Symptome ein Risiko für eine koronare Herzerkrankung darstellen. Neu ist, dass die psychische Erkrankung bei diesen PatientInnen auch ein Risikofaktor für Diabetes darstellt“, schlussfolgert der Erstautor der Studie, Dr. Raphael Peter.

Weiterhin war bei den Betroffenen mit Diabetes auch die Gefahr für erneute kardiovaskuläre Komplikationen wie ein Zweitinfarkt oder Schlaganfall bis hin zum frühzeitigen Tod erhöht – und zwar um den Faktor 6,5. Als Ursache für dieses Zusammenspiel könnten chronische Entzündungsprozesse im Körper infrage kommen. „Solche Entzündungsprozesse spielen sowohl bei Diabetes mellitus als auch bei depressiven Erkrankungen eine wichtige Rolle und könnten auch diesen Zusammenhang zwischen Diabetes und Depression erklären“, erl#utert Institutsdirektor Prof. Dietrich Rothenbacher.

Als Folgerung ihrer Untersuchung fordern die Studienautoren, in der Nachsorge von Herzinfarkt-PatientInnen auch die psychische Verfassung zu berücksichtigen. Es gebe wirkungsvolle therapeutische Strategien wie eine psychotherapeutische Behandlung oder Medikamente, um die Genesenden zu unterstützen. Wichtig sei vor allem auch regelmäßige, vermehrte körperliche Aktivität zur Beseitigung der Depressionssymptome und zur Besserung der Erkrankung. Und diese würde letztlich auch dem Herz und den Gefäßen guttun.