Herzinsuffizienz: Früherkennung mit mobilem MRT

Mobile Untersuchungen im HerzCheck-Trailer. (Foto: ©DHZC/Külker)

Erste Auswertungen des Innovationsfondsprojekts HerzCheck zeigen: Mit einem mobilen und regionalen Bedürfnissen entsprechenden Versorgungsansatz inklusive einer Herz-MRT-Untersuchung lässt sich eine asymptomatische Herzinsuffizienz rund sieben Jahre früher erkennen als mit Standard-Diagnoseverfahren.

Im ländlichen Raum kann sich die Versorgung von Herzpatienten mitunter als schwierig erweisen. Häufig mangelt es an Fachpersonal und medizinischem Gerät. Hier setzt das Innovationsfondsprojekt HerzCheck an: Es bringt modernste Diagnostik und fachkundiges medizinisches Personal auch in dünn besiedelte Regionen, mit dem Ziel eine asymptomatische Herzinsuffizienz bei Patienten mit Risikofaktoren frühzeitig zu entdecken und zielgerichtet zu behandeln. Ermöglicht wird dies durch nahezu vollautomatisierte und telemedizinisch überwachte Magnetresonanztomographie(MRT)-Untersuchungen des Herzens, die mithilfe eines mobilen MRT-Gerätes im HerzCheck-Trailer auch in dünn besiedelten Regionen angeboten werden können.

Erste Auswertungen des Projekts hat das HerzCheck-Forscherteam am 30. März 2025 unter der medizinischen Leitung des Deutschen Herzzentrums der Charité (DHZC) beim Kongress des American College of Cardiology (ACC) in Chicago vorgestellt. Die vollständigen Evaluationsergebnisse sollen im Sommer 2025 vorliegen.

Fokus: Identifikation von Personen mit asymptomatischer Herzinsuffizienz

Im Rahmen des Innovationsfondsprojekts wurden insgesamt 4509 aktuell beschwerdefreie Personen im Alter von 40 bis 69 Jahren untersucht, die mindestens einen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten. Dazu zählten Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, erhöhte Blutfette (Hyperlipidämie), Niereninsuffizienz oder Rauchen. Die kurzen MRT-Untersuchungen wurden von Juni 2021 bis April 2023 an insgesamt 12 Standorten in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern in speziellen mobilen Trailern durchgeführt und anschließend telemedizinisch ausgewertet. HerzCheck kooperierte dabei mit 100 Praxen; die Standorte wurden bedarfsgerecht geplant. Ein Jahr nach der Erstuntersuchung wurde ein Teil der Patienten mit auffälligem Befund erneut untersucht und der Therapieerfolg wissenschaftlich evaluiert.

Um eine asymptomatische Herzinsuffizienz frühzeitig erkennen zu können, untersuchten die HerzCheck-Mediziner den linksventrikulären globalen longitudinalen Strain (GLS). Patienten, bei denen der zuvor festgelegte GLS-Grenzwert überschritten wurde, galten als subklinisch herzinsuffizient. Diese wurden mit einer Kontrollkohorte von Patienten verglichen, bei denen eine symptomatische Herzschwäche mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden festgestellt wurde.

Die Kernergebnisse von HerzCheck im Überblick:

  • Rund ein Viertel der Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren, die in ländlichen Gebieten leben, haben eine asymptomatische Herzinsuffizienz. Bei 22,7 Prozent der HerzCheck-Teilnehmer wurde eine solche subklinische Herzschwäche diagnostiziert.
  • Männer mit kardiovaskulären Risikofaktoren haben ein höheres Risiko (37 Prozent), eine subklinische Herzinsuffizienz zu entwickeln als Frauen mit entsprechenden Risikofaktoren (12 Prozent).
  • Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit in dieser Risikogruppe, eine Herzschwäche zu entwickeln. Die Prävalenz betrug bei den untersuchten 40- bis 49-Jährigen 21 Prozent, bei den 60- bis 69-Jährigen lag sie bei 25 Prozent.
  • Insbesondere die kardiovaskulären Risikofaktoren Rauchen, Übergewicht und Diabetes erhöhen das Risiko, an einer subklinischen Herzinsuffizienz zu erkranken.
  • Durch die in HerzCheck durchgeführten Herz-MRT-Untersuchungen kann eine Herzinsuffizienz durchschnittlich fast sieben Jahre früher erkannt werden als durch Untersuchungen der medizinischen Standardversorgung. Das zeigt der Vergleich der HerzCheck-Teilnehmenden mit einer historischen Kontrollkohorte: Die HerzCheck-Probanden waren bei der Diagnosestellung durchschnittlich 60,9 Jahre alt, die Teilnehmenden der Kontrollkohorte im Schnitt 67,5 Jahre.

Mobiles MRT als Teil der Regelversorgung?

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Früherkennung entscheidend ist, um schwerwiegende Verläufe der Herzinsuffizienz zu vermeiden“, sagt HerzCheck-Konsortialführer Prof. Sebastian Kelle, Leiter der Kardiovaskulären Bildgebung am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC), Campus Virchow-Klinikum. „Moderne Früherkennungsverfahren wie HerzCheck könnten daher in die Regelversorgung integriert werden. Insbesondere die Möglichkeit, untersucherunabhängig, mobil, telemedizinisch überwacht, bedarfsgerecht und mit etablierten Messmethoden eine Herzschwäche zu erkennen, bietet viele Chancen – auch als Vorlage für andere Organsysteme. Außerdem brauchen wir mehr valide Daten sowie gezielte Forschung zu präventiven Maßnahmen, um herauszufinden, welche Therapien das Fortschreiten einer asymptomatischen Herzinsuffizienz wirksam verhindern können und wie der Bedarf an Versorgung in den kommenden Jahren einzuschätzen ist.“

HerzCheck wurde vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) mit über sieben Millionen Euro gefördert. Konsortialpartner war u.a. die AOK Nordost. Daniela Teichert, Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost, zeigt sich begeistert von den Ergebnissen. Man habe wissenschaftlich bewiesen, dass mithilfe einer MRT-Untersuchung eine Herzinsuffizienz Jahre früher erkannt werden kann. „Jetzt müssen wir diese Erkenntnis nutzen, um konkret die Versorgung unserer herzkranken Versicherten zu verbessern. Dazu gehört ein Versorgungsprozess, der diese Form der Früherkennung, aber auch die anschließende Therapie und Betreuung einschließt. Und der für alle Versicherten leicht zugänglich ist – unabhängig von ihrem Wohnort oder ihrem sozialen Status“, so Teichert.