Hilfsorganisationen droht Entzug von Zulassungen durch Israel

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Israel will mehreren Hilfsorganisationen zu Jahresbeginn die Zulassung entziehen. Ärzte ohne Grenzen warnt vor schlimmen Folgen für die medizinische Versorgung im Gazastreifen.

Mehreren internationalen Hilfsorganisationen in den palästinensischen Gebieten, darunter auch Ärzte ohne Grenzen (MSF), droht zum Jahresbeginn das Aus. Die israelische Regierung habe rechtliche Schritte zum Entzug ihrer Betriebsgenehmigungen vom 1. Januar 2026 an eingeleitet, berichtete die israelische Zeitung „Jediʿot Acharonot“. Hintergrund sind nach israelischer Darstellung eine fehlende Registrierung und die angebliche Verstrickung einiger Mitarbeiter in terroristische Aktivitäten. 

Mehr als zehn Organisationen hätten entsprechende Briefe erhalten, schrieb das Blatt. Sie seien über den Entzug der Zulassungen zum 1. Januar 2026 informiert worden. Sie hätten Kenntnis darüber, dass sie ihre Aktivitäten bis spätestens 1. März 2026 einstellen und abschließen müssten. 

Warnung vor humanitären Folgen

Ärzte ohne Grenzen hatte bereits vor neuen Registrierungsvorschriften der israelischen Behörden gewarnt. Diese könnten dazu führen, dass im Jahr 2026 Hunderttausende Menschen im Gazastreifen ohne lebensrettende medizinische Versorgung bleiben.

Die Organisation forderte Israel dazu auf, „dafür zu sorgen, dass internationale Nichtregierungsorganisationen ihre unparteiische und unabhängige Hilfe im Gazastreifen aufrechterhalten und fortsetzen können“. Die ohnehin schon eingeschränkte humanitäre Hilfe dürfe nicht weiter eingeschränkt werden.

Schwere Vorwürfe gegen einzelne Mitarbeiter

Laut „Jediʿot Acharonot“ hatten die Organisationen die Forderung Israels verweigert, vollständige Listen ihrer palästinensischen Mitarbeiter zur sicherheitsbehördlichen Überprüfung vorzulegen. Israel werfe Ärzte ohne Grenzen vor, einige ihrer Mitarbeiter seien an terroristischen Aktivitäten beteiligt gewesen. 

Im Juni 2024 sei etwa ein beim Islamischen Dschihad tätiger Kämpfer, der bei der Organisation beschäftigt gewesen sei, getötet worden. Im September sei bekanntgeworden, dass ein weiterer Mitarbeiter als Scharfschütze der islamistischen Terrororganisation Hamas gedient
habe. 

Eine Sprecherin von Ärzte ohne Grenzen in Paris teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, dass die Organisation die Berichte über einen Genehmigungsentzug gesehen habe. „Bis zum Morgen des 30. Dezember 2025 haben wir keine offizielle Mitteilung der israelischen Behörden bezüglich der laufenden Registrierungsanträge erhalten“, schrieb sie. Zu den Vorwürfen gegen einzelne Mitarbeiter äußerte die Sprecherin sich zunächst nicht. 

„Wir suchen dringend nach Lösungen, damit wir unsere Dienste für die Palästinenser in Gaza und im Westjordanland weiterhin anbieten können“, hieß es. Zuvor hatte die Organisation mitgeteilt, dass sie sich weiterhin um einen konstruktiven Dialog mit den israelischen Behörden bemühe.

Lage in Gaza bleibt prekär

Nach Darstellung Israels erbringen die betroffenen Organisationen nur einen kleinen Teil der gesamten Hilfsleistungen im Gazastreifen. Ärzte ohne Grenzen teilte dagegen mit, sie sei „eine der größten medizinischen Organisationen, die derzeit im Gazastreifen tätig sind“. 

Die humanitäre Lage in dem blockierten Gebiet hat sich zwar seit Beginn der Waffenruhe vor zweieinhalb Monaten etwas verbessert, doch insgesamt bleibt die Situation prekär. Nach jüngsten Angaben des UN-Nothilfebüros Ocha sind mehr als 80 Prozent der Gebäude in dem
Küstenstreifen am Mittelmeer zerstört oder beschädigt. Zahlreiche Menschen, die ihre Häuser verloren haben, hausen weiter in Zeltlagern und sind dabei winterlichem Wetter ausgesetzt. 

Viele haben auch mit schweren gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und das palästinensische Gesundheitssystem ist während des zweijährigen Krieges massiv beschädigt worden.