Hinweise auf generationenübergreifende Folgen der Passivrauchexposition gefunden

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Kinder, deren Väter dauerhaft Passivrauch ausgesetzt waren, haben später im Leben ein erhöhtes Risiko für eine Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), wie eine neue Studie zeigt. Dieses Risiko nimmt noch zu, wenn diese Kinder selbst regelmäßig mit Passivrauch in Kontakt kommen.

Die in der Zeitschrift „Thorax“ veröffentlichten Ergebnisse verdeutlichen das zwischen Generationen vermittelte und vom Rauchen ausgehende Risiko, wie die Autoren betonen – ein immer mehr untersuchtes Forschungsfeld. Ältere Studien hätten bereits gezeigt, dass eine Exposition des Vaters gegenüber Passivrauch in dessen Kindheit mit einem erhöhten Risiko des Nachwuchses in Verbindung stehen könnte, bis zum siebten Lebensjahr an Asthma zu erkranken. Bislang war jedoch nicht klar, ob sich die Beeinträchtigung der Lungenfunktion in der Kindheit bis in das mittlere Lebensalter oder darüber hinaus fortsetzt.

Auswertung von Daten aus der Tasmanian Longitudonal Health Study

Um dies weiter zu untersuchen, werteten die Verfasser der aktuellen Arbeit Daten zu 8022 Kindern aus der Tasmanian Longitudonal Health Study (TAHS) aus. Zu allen lagen Informationen zur Lungenfunktion aus einer Spirometrie vor. Die Eltern der teilnehmenden Kinder hatten zu Beginn einen umfassenden Fragebogen zu ihrer eigenen Lungengesundheit und zu der ihres Kindes ausgefüllt. Weitere Untersuchungen erfolgten, als die Nachkommen 13, 18, 43, 50 und 53 Jahre alt waren. Diese Untersuchungen umfassten Spirometrien zur Ermittlung der Einsekundenkapazität und der forcierten Vitalkapazität sowie die Erhebung demografischer Daten und Informationen zu respiratorischen Symptomen und Erkrankungen.

Von den 7243 Elternpersonen, die im Jahr 2010 noch lebten und kontaktiert werden konnten, wurden 5111 noch einmal dazu befragt, ob ihr Vater oder ihre Mutter geraucht hatten, als die Befragten jünger als fünf Jahren gewesen waren und/oder bis sie das 15. Lebensjahr erreicht hatten. Unter den 5097 Personen mit vollständigen Daten befanden sich 2096 Väter. Die finale Analyse umfasste 890 Vater-Kind-Paare mit Informationen zur Passivrauchexposition des Vaters vor dessen Pubertät sowie mit Daten zur Lungenfunktion seines Kindes bis zu dessen 53. Lebensjahr.

Mit fast 69 Prozent waren mehr als zwei Drittel der Väter sowie mehr als die Hälfte der Kinder (56,5%) in ihrer jeweiligen Kindheit Passivrauch ausgesetzt gewesen. Für etwa die Hälfte der Kinder (49%) stellte sich heraus, dass sie bis zum mittleren Lebensalter selbst aktive geraucht hatten, und etwas mehr als fünf Prozent von diesen hatten bis zu diesem Zeitpunkt eine COPD entwickelt, die durch Spirometrie bestätigt worden war.

Verdoppeltes Risiko für unterdurchschnittliche Einsekundenkapazität

Nach Berücksichtigung möglicher Einfluss nehmender Faktoren – wie Asthma oder Wheezing in der väterlichen Anamnese und das Alter des Vaters – war die Exposition des Vaters gegenüber Passivrauch in seiner Kindheit mit einer um 56 Prozent erhöhten Wahrscheinlichkeit dafür assoziiert, dass sein Nachwuchs im Laufe des Lebens eine unterdurchschnittliche Einsekundenkapazität aufwies. Für die forcierte Vitalkapazität wurde dies allerdings nicht beobachtet. Des Weiteren beobachteten die Wissenschaftler, dass Passivrauch in der Kindheit des Vaters das Risiko für einen frühen rascheren Abfall des Verhältnisses von Einsekundenkapazität zur forcierter Vitalkapazität verdoppelte. Dieses Ergebnis war selbst nach Berücksichtigung möglicher verfälschender Faktoren statistisch signifikant.

Ein früher regelmäßiger Kontakt mit Passivrauch seitens des Vaters war außerdem mit einer Verdoppelung des Auftretens einer COPD bis zum 53. Lebensjahr bei dessen Nachwuchs verbunden. Allerdings stellte sich dieser Zusammenhang nach Einberechnung potenziell Einfluss nehmender Faktoren als nicht länger statistisch signifikant heraus. Kinder, deren Väter in ihrer Kindheit Passivrauch ausgesetzt gewesen waren waren, besaßen jedoch ein doppelt so hohes Risiko für eine unterdurchschnittliche Einsekundenkapazität, wenn sie selbst in sehr jungen Jahren häufig Passivrauch ausgesetzt waren. Wie die Forschenden angeben, wurden die beobachteten Zusammenhänge nur teilweise durch Rauchen und Atemwegserkrankungen bei Vätern und deren Kindern vermittelt (jeweils <15%).

Aussagekraft der Studie unterliegt Einschränkungen

Eindeutige Schlussfolgerungen zu Ursache und Wirkung ergeben sich aus dieser Untersuchung allerdings nicht, da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt. Die Autoren räumen zudem ein, dass in der TAHS keine Daten zur väterlichen Lungenfunktion und dem genetischen Profil erfasst wurden: Somit konnte eine familiäre Häufung von COPD-Fällen als möglicher zugrunde liegender Mechanismus nicht bewertet werden.

Zudem gingen die Studienautoren laut Definition von einer frühen Passivrauchbelastung der Kinder dann aus, wenn mindestens ein Elternteil an sechs Tagen pro Woche in Anwesenheit des Kindes rauchte: Für Raucher mit moderatem/leichtem Konsum könnte dies fälschlicherweise schon als Nichtrauchen gelten, erklären die Forschenden.

Die Studienautoren beschreiben allerdings die Zeit vor der Pubertät für Jungen als besonders kritisch, da die Exposition gegenüber schädlichen Substanzen die Genexpression und Reparaturmechanismen verändern kann. Diese Veränderungen könnten dann an die nächste Generation weitergegeben werden. „Das Neue an unserer Untersuchung ist, dass es sich um die erste Studie handelt, in der ein negativer Zusammenhang zwischen der Passivrauchbelastung des Vaters vor der Pubertät und der beeinträchtigten Lungenfunktion der Nachkommen im mittleren Alter untersucht und belegt wurde – und nicht nur der Zusammenhang in Bezug auf aktives Rauchen“, schreiben sie. „Dies ist aus der Perspektive des öffentlichen Gesundheitswesens von Bedeutung, da etwa 63 Prozent der Jugendlichen Kontakt mit Passivrauch haben – und somit deutlich mehr als die etwa sieben Prozent, die durch aktives Rauchen betroffen sind.“ Die Wissenschaftler ergänzen aber, dass Väter, die während der Vorpubertät Tabakrauch ausgesetzt waren, das Risiko für zukünftige Generationen dennoch verringern können – indem sie das Rauchen vermeiden, wenn ihre Kinder in der Nähe sind.