Hinweise auf Verkürzung der Krankheitsdauer: Behandlung akuter Atemwegserkrankungen mit Nasensprays und Verhaltensinterventionen

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Mit einfachen Mitteln – Nasensprays oder körperliche Aktivität und Stressbewältigung – lässt sich einer neuen Veröffentlichung zufolge in der Primärversorgung die Dauer von Atemwegsinfektionen verkürzen.

Die kürzlich publizierten Ergebnisse stammen aus einer randomisierten, kontrollierten, offenen Parallelgruppenstudie, an der 332 Allgemeinarztpraxen im Vereinigten Königreich teilgenommen hatten. Für die Analyse infrage kommende Patienten im Alter von mindestens 18 Jahren wiesen wenigstens eine Komorbidität oder mindestens einen Risikofaktor auf, die die Wahrscheinlichkeit für unerwünschte Folgeerscheinungen einer Atemwegserkrankung erhöhten, oder drei oder mehr von den Patienten selbst angegebene Atemwegsinfektionen in einem normalen Jahr (d. h. in jedem Jahr vor der COVID-19-Pandemie). Als unerwünschte Folgeerscheinungen einer Atemwegserkrankung berücksichtigten die Forschenden zum Beispiel eine Immunschwäche aufgrund einer schweren Erkrankung oder Medikamenteneinnahme, Herzkrankheit, Asthma oder eine andere Lungenerkrankung, Diabetes, leichte Leberfunktionsstörung, Schlaganfall oder ein schweres neurologisches Problem, Adipositas (d. h. Body-Mass-Index ≥30 kg/m2) oder ein Alter von 65 Jahren oder älter.

Eckdaten zur Studie

Nach Randomisierung erhielten die Studienteilnehmer entweder die übliche Versorgung (kurze Beratung zum Umgang mit der Erkrankung), ein Gel-basiertes Nasenspray (2 Sprühstöße pro Nasenöffnung beim ersten Anzeichen einer Infektion oder nach möglicher Exposition gegenüber einer Infektion, bis zu sechsmal täglich), ein Kochsalz-basiertes Nasenspray (Dosierung wie beim Gel-basierten Spray) oder eine kurze Verhaltensintervention. Personen, die für diese letztgenannte Maßnahme randomisiert wurden, erhielten Zugang zu einer Website, über deren Nutzung körperliche Aktivität und Stressbewältigung gefördert werden sollten.

Es handelt sich um eine teilweise verblindete Studie: Weder die Prüfärzte noch das medizinische Personal besaßen Informationen zur Behandlungszuteilung, ebenso wie diejenigen, die die statistische Analyse durchführten. Die verwendeten Sprays wurden zu diesem Zweck mit neuen Etiketten versehen. Informationen zu den Behandlungsergebnissen erhielten die Forschenden aus monatlichen Teilnehmerbefragungen sowie einer nach Ablauf von sechs Monaten. Der primäre Endpunkt der Studie bestand in der Gesamtzahl der Krankheitstage wegen von den Patienten selbst angegebenen Atemwegserkrankungen (Husten, Erkältungen, Halsschmerzen, Nebenhöhlen- oder Ohrenentzündungen, Grippe oder COVID-19) in den vorangegangenen sechs Monaten, bewertet in der modifizierten Intention-to-Treat(ITT)-Population. Diese ITT-Population umfasste alle randomisierten Studienteilnehmer, für die Daten zum primären Endpunkt vorlagen. Zu den wichtigen sekundären Endpunkten zählten mögliche Schädigungen, einschließlich Kopf- oder faziale Schmerzen, sowie der Einsatz von Antibiotika, beurteilt bei allen randomisierten Personen.

Im Zeitraum 12.12.2020–07.04.2023 wurden von 19.475 auf ihre Eignung für die Studienteilnahme geprüften Personen 13.799 randomisiert. Die übliche Versorgung erhielten danach 3451 Personen, das Gel-basierte Nasenspray 3448 und das Kochsalzspray 3450, während der digitalen Intervention 3450 Personen zugeordnet wurden. Vollständige Daten zum primären Endpunkt lagen für 11.612 Teilnehmer vor und gingen in die entsprechende Analyse ein (Gruppe mit üblicher Versorgung: n=2983; Gruppe mit Gel-basiertem Spray: n=2935; Gruppe mit Kochsalzspray: n=2967; Gruppe mit digitaler Intervention: n=2727).

Weniger Krankenhaustage bei Nutzung von Nasensprays

Im Vergleich zu Personen, die die übliche Versorgung erhielten (durchschnittlich 8,2 [SD 16,1] Krankheitstage), fiel die Anzahl der Krankheitstage bei den eines der Nasensprays verwendenden Gruppen signifikant niedriger aus (Gel-basiertes Spray: 6,5 Tage [SD 12,8]; adjustiertes Inzidenzratenverhältnis [IRR] 0,82; 99 %-KI 0,76–0,90; p<0,0001; Kochsalzspray: 6,4 Tage [SD 12,4]; IRR 0,81; 99 %-KI 0,74–0,88; p<0,0001). In der Gruppe derjenigen allerdings, die der digitalen Intervention zugeordnet wurden, war dies nicht der Fall (7,4 Tage [SD 14,7]; IRR 0,97; 99 %-KI 0,89–1,06; p=0,46).

Geringerer Antibiotikaverbrauch in allen Interventionsgruppen

Als Nebenwirkung traten am häufigsten Kopfschmerzen oder schmerzende Nebenhöhlen in der Gruppe mit dem Gel-basierten Spray auf (199 [7,8 %] vs. 123 [4,8 %] in der Gruppe mit üblicher Versorgung; Risikoverhältnis [RR] 1,61; 95 %-KI 1,30–1,99; p<0,0001); 101 [4,5 %] in der Gruppe mit Kochsalzspray [RR 0,81; 95 %-KI 0,63–1,05; p=0,11; 101 [4,5 %] in der Gruppe mit digitaler Intervention [RR 0,95; 95 %-KI 0,74–1,22; p=0,69).

Im Vergleich zur üblichen Versorgung verwendeten die Patienten in allen Interventionsgruppen weniger Antibiotika (Gel-basiertes Spray: IRR 0,65; 95 %-KI 0,50–0,84; p=0,001; Kochsalzspray: IRR 0,69; 95 %-KI 0,45–0,88; p=0,003; digitale Intervention: IRR 0,74; 95 %-KI 0,57–0,94; p=0,02). (ac)