Hirnatrophie im Zusammenhang mit Alzheimer-Therapien: Eher Wirksamkeit als Schaden

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Ein mit neuen Immuntherapien gegen die Alzheimer-Krankheit verbundener Verlust an Hirnvolumen könnte durch die Beseitigung von Amyloid-Plaques und nicht durch den Verlust von Neuronen oder Hirngewebe verursacht werden. Darauf deutet eine Studie unter Leitung des University College London (UCL), Großbritannien, hin.

Wie die Forschenden in „Lancet Neurology“ berichten, hatten sie Daten aus einem Dutzend verschiedener Studien mit Amyloid-gerichteten Immuntherapien analysiert – darunter auch Lecanemab, das kürzlich die Zulassungsempfehlung des Committee for Medicinal Products for Human Use (CHMP) erhalten hatte.

Während die Schrumpfung des Gehirns in der Regel ein unerwünschtes Ergebnis ist, stellte das Team fest, dass der übermäßige Volumenverlust in allen Studien konsistent zu beobachten war, mit der Wirksamkeit der Therapie bei der Entfernung von Amyloid korrelierte und nicht mit Schäden verbunden war. Die Forscher glauben daher, dass die Entfernung von Amyloid-Plaques durch die Antikörper für die beobachteten Veränderungen des Gehirnvolumens verantwortlich sein könnte. Der Volumenverlust sollte also kein Grund zur Besorgnis sein.

Um dieses Phänomen zu beschreiben, hat das Forscherteam einen neuen Begriff geprägt: „amyloid-removal-related pseudo-atrophy“ oder ARPA.

Der Hauptautor und Direktor des UCL Dementia Research Centre, Prof. Nick Fox, erklärte: „Amyloid-gerichtete monoklonale Antikörper stellen einen bedeutenden therapeutischen Durchbruch in der Behandlung der Alzheimer-Krankheit dar. Diese Wirkstoffe binden an Amyloid-Plaques im Gehirn und lösen deren Abbau aus.“

Ein umstrittenes Thema ist die Wirkung dieser Wirkstoffe auf das Gehirnvolumen. Der Verlust des Gehirnvolumens ist ein charakteristisches Merkmal der Alzheimer-Krankheit und wird durch den fortschreitenden Verlust von Neuronen verursacht.

„Die Amyloid-Immuntherapie hat durchweg einen Anstieg der Hirnatrophie gezeigt, was in den Medien und in der medizinischen Fachliteratur zu Bedenken geführt hat, dass diese Medikamente eine unerkannte Toxizität für die Gehirne der behandelten Patienten verursachen könnten. Auf der Grundlage der verfügbaren Daten glauben wir jedoch, dass diese übermäßige Volumenveränderung eine erwartete Folge der Entfernung pathologischer Amyloid-Plaques aus dem Gehirn von Patienten mit Alzheimer-Krankheit ist“, führte Fox weiter aus.

Der Erstautor, Dr. Christopher Belder, Wissenschaftler am UCL Dementia Research Centre und an der University of Adelaide, Australien, sagte: „Wir brauchen eine bessere Berichterstattung über diese Veränderungen in klinischen Studien und weitere Untersuchungen, um diese Veränderungen des Gehirnvolumens besser zu verstehen, wenn diese Therapien in größerem Umfang eingesetzt werden.“