Hirnveränderungen bei chronischen Schmerzen

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Chronischer Schmerz scheint mit einem geringerem Volumen der Grauen Substanz assoziiert zu sein.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen chronischen Schmerzen und einer Verringerung des Volumens der grauen Substanz (GMV) in verschiedenen kortikalen und subkortikalen Hirnarealen? Während diese Verbindung für Schmerzen unterschiedlicher Ätiologie und Lokalisation in der Vergangenheit beschrieben wurde, berichteten neuere Metaanalysen über eine geringe Reproduzierbarkeit der GMV-Veränderungen und Schmerzsyndrome.

Die jüngste Kohortenstudie von Wissenschaftlern der Universitätsmedizin Greifswald konnte nun die Befunde eines geringeren GMV in der linken vorderen und hinteren Insula, dem anterioren Cingulum und dem linken Hippocampus unter drei Schmerzbedingungen replizieren. Die Studien­autoren halten es daher für möglich, dass die Umstrukturierung der grauen Substanz als dia­gnostischer Bio­marker für chronische Schmerzen dienen könnte.

Zur Untersuchung des GMV bei chronischen Rückenschmerzen (n=174), Migräne (n=92) und kranio­mandibulären Störungen (n=39) im Vergleich zu Kontrollen (n=296) führte die Forschergruppe um Nicola Neumann und Martin Lotze eine voxelbasierte Morpho­metrie durch und bestimmten die GMV anhand von hochauflösenden kranialen MRTs, die im Rahmen einer epidemiologischen Untersuchung gewonnen wurden. Über Media­tionsanalysen testeten sie zwischen dem Vorhandensein von chronischen Schmerzen und dem GMV auf die Mediatoren Stress und leichte Depression.

Ganzhirnanalysen ergaben ein verringertes GMV in der linken anterioren Insula und dem anterioren cingulären Kortex. Bei der Auswertung nach Bereichen von Interesse zeigten zusätzlich die linke posteriore Insula und der linke Hippocampus eine geringeres GMV bei allen Patienten mit chronischen Schmerzen. Der Zusammenhang zwischen Schmerz und GMV im linken Hippocampus wurde durch selbstberichtete Stressoren in den letzten zwölf Monaten vermittelt. Eine binomiale logistische Regressionsanalyse ergab einen prädiktiven Effekt für die GMV im linken Hippocampus und in der linken ante­rioren Insula/im Temporalpol für das Vorhandensein von chronischen Schmerzen. (ah)