HIV-Diagnostik: Internationale Indikatorerkrankungen auch in Deutschland relevant

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In der „Help“-Studie konnte gezeigt werden, dass viele in der internationalen Literatur beschriebene HIV-Indikatorerkrankungen auch in Deutschland als Hinweis auf eine mögliche HIV-Infektion dienen können.

Trotz der hinlänglich bekannten potentiellen negativen klinischen, epidemiologischen und gesundheitsökonomischen Effekte einer späten HIV-Diagnose, gelingt die Diagnose der HIV-Infektion oft erst deutlich nach der Transmission. Ein in der internationalen Literatur beschriebener Ansatz für eine verbesserte HIV-Diagnostik liegt in der konsequenten HIV-Testung beim Vorliegen von sogenannten HIV-Indikatorerkrankungen.

Hier setzte das Projekt „Help“ an: Es führte Versorgungsanalysen zu HIV-Indikatorerkrankungen und HIV-Testempfehlungen in medizinischen Leitlinien und in der Versorgungspraxis durch und erörterte die Gründe für die (Nicht-)Aufnahme von HIV-Testempfehlungen Ziel des Projekts war es, die HIV-Testrate zu steigern und eine frühzeitigere HIV-Diagnosestellung zu fördern. Über die Ergebnisse informierte der Innovationsausschusses beim Gemeinsamen Bundesausschuss im Beschluss vom 17. Oktober 2025.

Versorgung und Testempfehlungen im Fokus

Im Rahmen eines Mixed-Methods-Ansatzes kombinierte die „Help“-Studie verschiedene qualitative und quantitative Methoden. So umfasste die Studie eine systematische Literaturrecherche, die quantitative Analyse von GKV-Routinedaten und RKI-Kohortendaten, Experteninterviews, ein Leitlinienreview und eine schriftliche Befragung von niedergelassenen Ärztinnen.

In der „Help“-Studie konnten international beschriebene HIV-Indikatorerkrankungen identifiziert und als solche für das Versorgungsgeschehen in Deutschland detektiert werden. Die zu den bestätigten HIV-Indikatorerkrankungen gehörigen Leitlinien untersuchten die Forscher auf die Erwähnung von HIV-(Tests) sowie entsprechende Testempfehlungen hin. Anschließend erhoben die Wissenschaftler in drei Expertengesprächen Gründe für die (nicht- )Aufnahme von HIV-Testempfehlungen in Leitlinien. Außerdem wurden sowohl in den Expertengesprächen, als auch in der schriftlichen Befragung niedergelassener Ärztinnen, Hemmnisse hinsichtlich einer HIV-Testung erhoben.

In den Datenanalysen der „Help“-Studie konnte aufgezeigt werden, dass viele in der
internationalen Literatur beschriebene HIV-Indikatorerkrankungen auch in Deutschland als Hinweis auf eine mögliche HIV-Infektion dienen können. Dennoch finden sich in einigen der entsprechenden medizinischen Leitlinien keine HIV-Testempfehlungen, so die Forscher. Zudem konnten weitere Hürden aufgezeigt werden, die ein HIV-Testangebot hemmen, heißt es weiter. Ein Abbau der beschriebenen Defizite könne demnach dazu beitragen, HIV-Infektionen in Deutschland früher zu erkennen und somit die Gesundheit der Betroffenen zu schonen und weitere Transmissionen zu vermeiden, was mutmaßlich auch mit Kosteneinsparungen verknüpft wäre.

Weiterleitung an Fachgesellschaften

Trotz einer gewissen Einschränkung der Aussagekraft der Ergebnisse lieferte das Projekt strukturierte Erkenntnisse zur Bedeutung von HIV-Indikatorerkrankungen und neue Ansätze, um eine frühzeitigere Testung von Menschen auf HIV zu erreichen, so der Innovationsausschuss. Er leitet die Projektergebnisse deshalb zur Information an die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin, die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie, das BIÖG sowie die Deutsche Aidshilfe weiter.