HIV: Neue Leitlinien stellen Strategien zur Behandlung und Prävention vor

DZIF-Wissenschaftlerin Prof. Clara Lehmann; im Hintergrund antiretrovirale Medikamente, die zur Behandlung von HIV eingesetzt werden. Copyright: NIAID/Medizin. Foto: Köln/DZIF

Die International Antiviral Society-USA (IAS-USA)* hat neue internationale Leitlinien für die Behandlung und Prävention von HIV veröffentlicht.

Die aktualisierten Empfehlungen wurden von einem Gremium ehrenamtlich tätiger medizinischer Experten erarbeitet, darunter die Wissenschaftlerin Prof. Clara Lehmann von der Uniklinik Köln und dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF). Sie basieren auf bedeutenden Fortschritten bei antiretroviralen Therapien und neuen Präventionsstrategien wie der Präexpositionsprophylaxe. Die Leitlinien für 2024 heben die bedeutenden Fortschritte im Kampf gegen HIV hervor und erkennen gleichzeitig an, dass noch viel zu tun ist, um einen gerechten Zugang zu lebensrettenden Maßnahmen zu gewährleisten, heißt es in der Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung.

Dank einer wirksamen antiretroviralen Therapie können viele Menschen mit HIV eine normale oder nahezu normale Lebenserwartung erreichen. Mit der Verfügbarkeit neuer Daten und neuer antiretroviraler Medikamente und Formulierungen müssen die Empfehlungen für die HIV-Behandlung, das klinische Management und die Prävention regelmäßig aktualisiert werden, damit die medizinischen Fachkräfte ihren Patienten die bestmögliche Versorgung bieten können.

Ein internationales Gremium führender Experten auf dem Gebiet der HIV-Forschung und der klinischen Versorgung hat die neuesten Erkenntnisse aus der wissenschaftlichen Literatur und aus Konferenzbeiträgen, die zwischen Juni 2022 und Oktober 2024 veröffentlicht wurden, sowie von den Herstellern antiretroviraler Medikamente bereitgestellte Daten ermittelt und geprüft. Ein Expertenkonsens auf der Grundlage der umfassenden Überprüfung führte zu aktualisierten Leitlinien für die Behandlung und Prävention von HIV-Infektionen und assoziierten sexuell übertragbaren Infektionen. Weitere Leitlinien betreffen die Behandlung und Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen, die mit HIV leben. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die Empfehlungen für die HIV-Behandlung, -Prävention und -Krankenversorgung.

Individuell abgestimmte antiretrovirale Therapie

Das Panel empfiehlt, dass antiretrovirale Therapien auf individuelle Bedürfnisse zugeschnitten sein sollten, insbesondere bei Personen, die bestimmte HIV-Medikamente nicht vertragen. Langwirksame injizierbare Therapien werden als wertvolle Option hervorgehoben, um Patienten bei der Einhaltung ihrer Behandlungspläne zu unterstützen.

Für Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko empfehlen die Richtlinien die Anwendung einer Präexpositionsprophylaxe, die als tägliche orale Medikation oder als langwirksame injizierbare Option verfügbar ist. Darüber hinaus gilt Doxycyclin als wirksame Postexpositionsprophylaxe zur Vorbeugung sexuell übertragbarer Infektionen.

Umfassende Betreuung für Menschen mit HIV: Das Gremium betont die Bedeutung eines ganzheitlichen Ansatzes in der HIV-Betreuung. Dazu gehören die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Behandlung von Drogenmissbrauch und dessen Folgen sowie die Überwachung von Gewichtsveränderungen, die während einer antiretroviralen Therapie auftreten können.

Ungleichheiten beim Zugang zur Versorgung beseitigen: Angesichts anhaltender Ungleichheiten beim Zugang zu HIV-Versorgung und -Prävention empfehlen die Leitlinien gezielte Lösungen, um Lücken in unterversorgten Gemeinschaften zu schließen. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen gehören die Ausweitung des Zugangs zu Videotelemedizin und mobilen Gesundheitseinheiten; der Einsatz von Smartphone-Erinnerungen für die Einnahme von Medikamenten oder Injektionen; und die Unterstützung der Therapietreue durch traditionelle Methoden wie Pillendosen und regelmäßige Kontrollen per Telefon oder SMS.

„Obwohl im Kampf gegen HIV bemerkenswerte Fortschritte erzielt wurden, bleibt noch viel zu tun, um einen gerechten Zugang zu lebensrettenden Maßnahmen zu gewährleisten“, sagt Lehmann, stellvertretende Koordinatorin des DZIF-Forschungsbereichs „HIV“. „Die aktualisierten Leitlinien bieten medizinischen Fachkräften weltweit einen umfassenden Rahmen, der uns helfen wird, die Versorgung zu verbessern und der Eindämmung der HIV-Epidemie näher zu kommen“, fügt sie hinzu.

*Die International Antiviral (ehemals AIDS) Society-USA (IAS-USA) widmet sich der Förderung der globalen Gesundheit durch die Unterstützung evidenzbasierter Ansätze zur Prävention und Behandlung von HIV und HIV-assoziierten Krankheiten. Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.iasusa.org.