HNO-Arzt ist der Experte für Schwindelerkrankungen

Foto: © 9nong – Fotolia.com

Obwohl die Symptome angsteinflößend sind, sind die meisten Schwindelerkrankungen vom Hals-Nasen-Ohren-Arzt gut behandelbar. Die Erkrankung könne jedoch auch komplizierte Formen annehmen, erklärt Prof. Leif Erik Walther. im Vorfeld des HNO-Kongresses.

Schwindel ist ein vieldeutiges Symptom, das unterschiedliche Ursachen haben kann. Die meisten Störungen finden sich im Innenohr, genauer im Gleichgewichtsorgan. Dieses besteht aus komplizierten Sensoren, die Augen- und Körpermuskeln ansteuern. Kommt es hier zu Störungen, treten Schwindelsymptome auf, erklärt Walther, HNO-Arzt aus Sulzbach im Taunus und stellvertretender Dozentenkanzler der 52. Fortbildungsveranstaltung für Hals-Nasen-Ohrenärzte: „Die weitaus häufigste Störung im Innenohr ist der gutartige Lagerungsschwindel. Diese Erkrankung tritt auf, wenn Kopf- und Körperposition geändert werden, zum Beispiel beim Aufstehen oder Hinlegen oder unbewusstem Drehen im Bett. Daher erleben die meisten Patienten diese Form des Schwindels plötzlich in der Nacht.“

In der Regel bestehe dann jedoch kein Anlass zur Sorge, fährt der HNO-Arzt fort: „Die Erkrankung ist absolut gutartig und lässt sich gut behandeln. Ursache ist eine harmlose Ablösung von Ohrsteinchen, sogenannten Otokonien.“ Die Erkrangung könne jedoch auch komplizierte Formen annehmen, warnt Walther . „In diesen Fällen sollte auf jeden Fall ein HNO-Arzt aufgesucht werden, der in der Lage ist, eine spezielle Diagnostik durchzuführen und eine Therapie zu empfehlen.“

Darüber hinaus könne Schwindel von einer Störung des Gehörs und Ohrgeräuschen begleitet werden. Da mehrere Erkrankungen in Frage kommen können, sollte in solchen Fällen ebenfalls unbedingt ein HNO-Arzt aufgesucht werden, hebt Walther hervor. Möglich sei ein Morbus Menière, eine attackenartig auftretende chronische Störung der Innenohrfunktion oder ein Akustikusneurinom, ein langsam wachsender gutartiger Tumor des Hörnervs.

Walther: „Mit moderner Diagnostik können wir auch in solchen Fällen relativ sicher abklären, woher die Beschwerden kommen. Außerdem stehen uns neue Behandlungsmethoden zur Verfügung. Beim Morbus Menière hat man früher viel häufiger zu Behandlungsmethoden gegriffen, die das Innenohr irreversibel zerstören konnten. Heute sind wir in der Lage, durch eine hochdosierte Gabe von Kortison in das Mittelohr über einen kleinen Eingriff, die Erkrankung deutlich zu lindern oder den Verlauf hinauszuzögern.“

Mit dem funktionellen Schwindel habe in den letzten Jahren eine weitere Form der Schwindelerkrankungen in der Praxis zugenommen, berichtet der niedergelassene HNO-Arzt. Schwindel sei dann oft nur ein erstes Symptom, beispielsweise bei Angststörungen und depressiven Erkrankungen. „Hier ist ein zügiges Handeln notwendig, da sich solche Erkrankungen häufig nur frühzeitig vollständig behandeln lassen, ehe sie chronifizieren“, rät Walther. Schwindelsyndrome können hier zum Beispiel aus Konfliktsituationen, wie Verlusterlebnissen, familiären oder beruflichen Belastungssituationen, hervorgehen.

Oft trete Schwindel auch als unerwünschte Nebenwirkung von Medikamenten auf. „Schwindel und Stürze werden besonders häufig bei der Einnahme von blutdrucksenkenden Mitteln und Psychopharmaka beschrieben, so Walther. Auch hier sei eine frühzeitige Abklärung beim HNO-Arzt sinnvoll. „Die Gabe von Medikamenten ohne eine vorherige Diagnostik, also ohne die Suche nach der Ursache, ist nicht sinnvoll. Sie kann im Gegenteil dazu führen, dass Patienten Folgeerkrankungen, wie Stürze, erleiden, die dann gravierende Folgen haben können.“

Die 52. Fortbildungsveranstaltung für Hals-Nasen-Ohrenärzte findet vom 1. bis 3. November 2018 im Congress Center Rosengarten in Mannheim statt. Der Kongress steht in diesem Jahr unter dem Titelthema „Hör- und Gleichgewichtsstörungen – Aktuelle Behandlungsstrategien für die Praxis“. Informationen zu Programm und Anmeldung sind im Internet unter www.fg-hno-aerzte.de abrufbar.