Hochdosis-Chemotherapie bei vorbehandelten Keimzelltumoren: Die meisten Patienten erleiden einen Hörverlust

Hörverlust ist eine unangenehme Nebenwirkung der Chemotherapie bei vielen jungen Männern mit Keimzelltumoren. Foto: Rynio Productions – stock.adobe.com

Die meisten Patienten mit vorbehandelten Keimzelltumoren (germ cell tumors, GCTs), die eine kurative Hochdosis-Chemotherapie (HDCT) mit Carboplatin erhielten, entwickelten laut einer aktuellen Untersuchung aus den USA einen erheblichen Hörverlust. Jeder 5. Patient benötigte sogar ein Hörgerät.

Die Autoren um Darren R. Feldman vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York (NY, USA) untersuchten die Daten von 115 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 32 Jahren, die zwischen 1993 und 2017 eine HDCT erhielten. Ihr Hörvermögen wurde mit Audiogrammen vor und nach der HDCT bestimmt. Die Klassifizierung des Hörverlustes richtete sich nach den Kriterien der American Speech-Language-Hearing Asso­ciation. Die Studienautoren schätzten die mittlere Änderung der Hörschwelle bei jeder Frequenz im Bereich 0,25–8 kHz vor und nach der HDCT und zwischen den HDCT-Zyklen.

Von den 115 Patienten erhielten 102 (89%) 3 HDCT-Zyklen. Unter 106 Patienten mit normalem Befund bis leichtem Hörverlust bei den Sprachfrequenzen (0,5–4 kHz) vor der HDCT entwickelten 70 (66%) nach der HDCT einen mäßigen bis hochgradigen Hörverlust in diesem Bereich. 25 Patienten (22%) erhielten nach der HDCT die Empfehlung, ein Hörgerät zu benutzen. Bei Patienten mit mäßigem bis schwerem Hörverlust, der sich vor der HDCT auf die höheren Frequenzen (6–8 kHz) beschränkte, war die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie nach der HDCT einen mäßigen bis schweren Hörverlust in den Sprachfrequenzen entwickelten (94% vs. 61%; p=0,01) und ihnen ein Hör­gerät empfohlen wurde (39% vs. 18%; p=0,05).

Hörverlust kam nach HDCT bei GCTs also häufig vor, wobei die meisten Patienten einen mindestens mäßigen Hörverlust in den Sprachfrequenzen entwickelten und etwa jedem 5. Patienten ein Hörgerät empfohlen wurde. Ein schon vorher bestehender mäßiger bis schwerer Hörverlust bei hohen Frequenzen deutete auf mehr klinisch signifikante Hörbeeinträchtigungen nach der Therapie hin.

(ms)