Hochempfindlich: Neuer Bluttest auf HPV-assoziierte Kopf-Hals-Tumore10. Juni 2025 Studienleiter Daniel Faden, MD. Foto: Mass General Brigham Einer aktuellen US-amerikanischen Studie zufolge konnte der neue Bluttest auf Basis einer Flüssigbiopsie „HPV-DeepSeek“ sowohl bei asymptomatischen als auch bei symptomatischen Patienten HPV-assoziierte Kopf-Hals-Tumore mit hoher Genauigkeit nachweisen. Das Team vom Mass Eye and Ear, Mass General Brigham Healthcare System, konnten für den von ihnen entwickelten Test eine Sensitivität und eine Spezifität von jeweils 99 Prozent zeigen, für die Krebsdiagnose zum Zeitpunkt der ersten klinischen Präsentation, einschließlich der frühesten Krankheitsstadien. Damit ist der Test genauer als bisherige klinische Standards, einschließlich anderer kommerziell erhältlicher Flüssigbiopsie-Tests, so die Studienautoren. Wie der leitende Studienautor Daniel Faden, MD, erklärte war es Ziel mit HPV-Deep Seek einen minimalinvasiven Ansatz zu schaffen, der deutlich empfindlicher ist als verfügbare Tests. Faden betonte: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass wir mit diesem Ansatz nicht nur eine genauere Diagnose stellen können als mit den derzeit verfügbaren Verfahren, sondern auch die Möglichkeit haben, HPV-Krebs im Blut nachzuweisen, bevor die Patienten überhaupt Symptome entwickeln, sodass wir ihre Krebserkrankungen im frühesten Stadium erkennen und behandeln können.“ Bessere Empfindlichkeit und Genauigkeit HPV-DeepSeek erkennt Fragmente des viralen Genoms, die sich vom Tumor gelöst haben und in den Blutkreislauf gelangt sind, zusammen mit neun anderen Merkmalen im Blut. Im Gegensatz zu den derzeitigen Flüssigbiopsieverfahren, die nur ein oder zwei Teile des viralen Genoms erfassen, nutzt HPV-DeepSeek die Gesamt-Genom-Sequenzierung des HPV-Genoms. In der aktuellen Studie [1] testete das Team um Faden HPV-DeepSeek bei 152 Patienten mit HPV-assoziiertem Kopf-Hals-Krebs und 152 gesunden Kontrollpersonen. Anschließend führten sie einen direkten Vergleich mit Methoden wie Flüssig- und Gewebebiopsien durch. Sie stellten fest, dass dieser neuartige Ansatz zu einer deutlich verbesserten Empfindlichkeit und Genauigkeit führte. Weitere Studien zu HPV-DeepSeek folgen, unter anderem zur Rolle des Tests bei der Krebsfrüherkennung Jahre vor der Entstehung von Tumoren. In einer Studie, die derzeit im Vorabdruck vorliegt, prüfte das Team den Test bei 28 Personen, die Jahre später HPV-assoziierte Oropharynxkarzinome entwickelten, sowie bei 28 gesunden Kontrollpersonen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass sie den Krebs bei 79 Prozent der später an Krebs Erkrankten nachweisen konnten, während der Test bei allen Kontrollpersonen negativ war. Nachweis im Frühstadium als Chance Das früheste positive Ergebnis lag fast acht Jahre vor der Diagnose vor: Das zeige zum ersten Mal, dass ein hochpräzises blutbasiertes Screening auf HPV-Krebs möglich ist, so die Einschätzung der Autoren. Diese Arbeit wurde auch auf dem Symposium 2024, AACR Special Conference in Cancer Research, vorgestellt: „Liquid Biopsy: From Discovery to Clinical Implementation“ vorgestellt. Da sich diese Krebsarten über einen Zeitraum von 15 Jahren entwickeln, könnte ein Nachweis im Frühstadium die Behandlung drastisch verändern, so Faden. Er schränkt allerdings ein: „Unsere Ergebnisse deuten zwar auf ein großes Potenzial für einen klinischen Nutzen hin, aber es gibt noch offene Fragen, die wir klären müssen, um zu verstehen, wie wir diese Ansätze am besten nutzen können und wie die Nachsorgebehandlung für Patienten mit positivem Screening aussehen könnte.“ Neuer Test auf minimale Resterkrankung Das Team führt nun Studien durch, um diese Fragen bei HPV-assoziierten Kopf-Hals-Tumoren und anderen HPV-Tumoren zu untersuchen. Zudem laufen klinische Studien, um die Wirksamkeit der Erkennung von minimalen Resterkrankungen (MDR) nach der Operation zu untersuchen, die für die Entscheidung über zusätzliche Behandlungen wie Strahlentherapie wichtig sind. In einer separaten Studie [2] testeten Faden und sein Team einen anderen neuartigen Test namens MAESTRO bei Patienten mit HPV-negativem Kopf-Hals-Krebs, um nach Anzeichen für eine Resterkrankung nach einer OP zu suchen. Der Test wurde am Broad Institute des MIT und Harvard entwickelt und verbessert die Empfindlichkeit, indem er einen speziellen Ansatz zum Nachweis genomweiter Tumor-DNA mittels minimaler Sequenzierung verwendet. Der Test kann laut Studie bei einer hochaggressiven Form von Kopf-Hals-Krebs eine MRD innerhalb weniger Tage nach der Operation nachweisen. Es zeigte sich, dass Patienten mit einer durch den Test aufgespürten MRD deutlich schlechtere Überlebens- und Rezidivraten hatten. (ja)
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