HODOKORT-Studie – Hochdosistherapie mit Kortison bei Hörsturz nicht überlegen?25. Mai 2022 Foto: MQ-Illustrations/stock.adobe.com Eine Hochdosistherapie mit Glukokortikoiden bei akutem, idiopathischem, sensorineuralem Hörverlust ist der Standarddosis bezüglich der Hörschwelle nicht überlegen – so erste, vorläufige Ergebnisse der HODOKORT-Studie, die im Vorfeld des DGHNO-KHC-Kongresses präsentiert wurden. Die Studie „Effektivität und Sicherheit der systemischen HOchDOsis-GlukoKORTikoidtherapie beim Hörsturz“ (HODOKORT) hatte zum Ziel, die in der deutschen Leitlinie empfohlene Hochdosistherapie mit mindestens 250 mg Prednisolon (intravenöse oder orale Gabe) mit dem internationalen Therapie-Standard (60 mg Prednisolon) vor allem bezüglich der Wirksamkeit, aber auch bezüglich der Sicherheit zu vergleichen. In die Studie wurden insgesamt 312 Patienten eingeschlossen, die auf drei Studienarme verteilt wurden. Die Patienten der ersten experimentellen Gruppe erhielten fünf Tage 250 mg Prednisolon pro Tag intravenös und für zehn Tage Placebo oral, in der zweiten experimentellen Gruppe fünf Tage lang 40 mg pro Dexamethason oral und weitere fünf Tage Placebo sowie für fünf Tage Placebo intravenös und Patienten der dritten Gruppe bekamen als Kontrolltherapie 60 mg Prednisolon pro Tag oral und für weitere fünf Tage eine ausschleichende Dosis sowie fünf Tage Placebo intravenös. Als primären Studienendpunkt wurde die durchschnittliche Änderung der Hörschwelle (Reintonhörschwelle der drei am stärksten betroffenen benachbarten Frequenzen) 30 Tage nach Studieneinschluss. Bezogen auf diesen primären Endpunkt erwies sich die Hochdosistherapie der Standardtherpie als nicht überlegen, wie Studienleiter Prof. Stefan Plontke, Direktor der halleschen Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des DGHNP-KHC-Kongresses mitteilte. Er betonte auch, dass die Auswertung noch nicht vollständig abgeschlossen ist und es um ein vorläufiges Ergebnis handelt. Daten zu sekundären Endpunkten – beispielsweise Sprachverstehen oder vollständige Erholung – oder dem Sicherheitsprofil liegen Plontke zufolge noch nicht vor. Auch müssten die Auswertungen „noch validiert werden“. Bislang ebenfalls kaum bekannt sind die Ursachen des Hörsturzes. Auch dazu soll die HODOKORT-Studie Erkenntnisse liefern. Man habe viele seltene Ursachen gefunden, so Plontke. Beispielsweise habe sich gezeigt, dass etwa einer von zwanzig Patienten ein Vestibularisschwannom habe, so Plontke. Er betonte außerdem: „Bei weniger als der Hälfte der eingeschlossenen Patienten hat sich das Hörvermögen wieder vollständig erholt.“ Das sei nicht akzeptabel und unterstreiche den „medical need“, Evidenz für wirksame Therpien zu schaffen. Die vorläufigen Ergebnisse werden im Rahmen des DGHNO-KHC-Kongresses vorgestellt und die Sitzung am Samstag den 28. Mai ist laut Programm für die Kongressteilnehmer auch nachträglich in der Mediathek abrufbar. (ja)
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