Höhere Schrittzahl pro Tag steht mit niedrigerem Blutdruck in Zusammenhang

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Die Smartwatches, die inzwischen viele Menschen am Handgelenk tragen, sind – richtig eingesetzt – mehr als nur eine digitale Spielerei. Die Autoren einer aktuellen Studie bewerten sie als durchaus nützliches Forschungsinstrument, wenn es darum geht festzustellen, wie es um die körperliche Aktivität von Menschen bestellt ist.

Die Forscher stellten in ihrer Untersuchung fest, dass Personen, die sich laut den Daten ihrer Smartwatch – gemessen an der Zahl der täglich absolvierten Schritte – mehr bewegten, im Durchschnitt einen niedrigeren Blutdruck hatten als diejenigen, die auf eine geringere Schrittzahl pro Tag kamen. Die Studie wurde kürzlich bei der virtuellen Annual Scientific Session der American College of Cardiology zusammen mit dem World Congress of Cardiology (ACC.20/WCC) vorgestellt. Die Arbeit ist Teil der Framingham Heart Study.

Die Wissenschaftler analysierten Daten von 638 Studienteilnehmern, die gebeten wurden, täglich eine Smartwatch zu tragen und wöchentlich daheim ihren Blutdruck zu messen. Im Verlauf der Studie betrug der durchschnittliche systolische Blutdruck der Teilnehmer 122 mmHg und der durchschnittliche diastolische Blutdruck 76 mmHg. Diese Werte sind laut der ACC/AHA-Leitlinie 2017 für Bluthochdruck bei Erwachsenen als normal bis leicht erhöht anzusehen.

Die Studie ist laut den Autoren eine der ersten, bei der im Handel erhältliche tragbare Geräte verwendet wurden, um die regelmäßige körperliche Aktivität einer großen Gruppe von Menschen im Kontext des täglichen Lebens zu verfolgen – und das außerhalb eines medizinischen oder wissenschaftlichen Settings.

„Die Messung der üblichen körperlichen Aktivität in einer gemeindebasierten Umgebung auf diese Weise unterscheidet unsere Studie von früheren Studien, in denen entweder die Angaben von Probanden zu deren körperlicher Aktivität untersucht oder Akzelerometer verwendet wurden, um die tägliche Aktivität über einen nur kurzen Zeitraum zu messen – normalerweise für etwa eine Woche“, erklärt Dr. Mayank Sardana von der University of California in San Francisco, Hauptautor der Studie.

Obwohl es sich um eine Beobachtungsstudie handelte, in der keine kausalen Zusammenhänge untersucht wurden, stimmen die Ergebnisse mit früheren Untersuchungen überein; diese deuten darauf hin, dass eine gesteigerte körperliche Aktivität zur Senkung des Blutdrucks beitragen kann. Nach Berücksichtigung demografischer Faktoren ergab die Studie, dass der systolische Blutdruck der Teilnehmer pro 1000 täglich absolvierten Schritten um etwa 0,45 Punkte niedriger war; das bedeutet, dass jemand, der täglich 10.000 Schritte zurücklegt, einen um 2,25 Punkte niedrigeren systolischen Blutdruck hätte als eine Person, die durchschnittlich pro Tag auf nur 5000 Schritte kommt. Angesichts der Tatsache, dass die Studienteilnehmer einen durchschnittlichen systolischen Blutdruck von 122 mmHg hatten, könnte diese Anzahl von Schritten den Unterschied zwischen einem normalen (unter 120 mmHg) und einem erhöhten (120 mmHg oder höher) Blutdruck ausmachen.

„Diese Studie stärkt unser Verständnis vom Zusammenhang zwischen der körperlichen Aktivität und dem Blutdruck und lässt es möglich erscheinen, dass Adipositas oder der Body-Mass-Index (BMI) einen Großteil dieses Zusammenhangs ausmachen“, sagt Sardana. „In Zukunft wäre es nützlich zu prüfen, wie solche ‘intelligenten’ Geräte eingesetzt werden können, um körperliche Aktivität zu fördern, die Adipositaslast zu verringern und möglicherweise den Blutdruck zu senken.“

Die Forscher schlossen Daten solcher Teilnehmer aus ihrer Analyse aus, die ihre Smartwatches seit weniger als 30 Tagen trugen, um sicherzustellen, dass die Probanden an das Tragen der Uhr gewöhnt waren. Sie schlossen auch Daten aus, die an Tagen erhoben worden, an denen die Uhr weniger als fünf Stunden in Gebrauch gewesen war.

Innerhalb von etwa fünf Monaten erreichten die Teilnehmer durchschnittlich 7500 Schritte pro Tag. Diejenigen mit einer höheren täglichen Schrittzahl hatten einen signifikant niedrigeren systolischen und diastolischen Blutdruck. In einer Sekundäranalyse stellten die Forscher fest, dass der Zusammenhang zwischen Schrittzahl und Blutdruck bei  Berücksichtigung des BMI nicht mehr signifikant war. Dies deutete darauf hin, dass der BMI ein vermittelnder Faktor bei diesem Zusammenhang sein könnte.

Die Studie war jedoch nicht darauf ausgelegt festzustellen, ob der BMI die Schrittzahl beeinflusst oder umgekehrt.

„Wir sollten auf zukünftige Studien schauen und die Frage der Direktionalität mit einer randomisierten Studie oder einer Kohortenintervention beantworten“, erklärt Sardana.