Höheres Risiko für die meisten Krebsarten bei Männern als bei Frauen: Biologische Unterschiede erklären vermutlich mehr als anderes Risikoverhalten9. August 2022 Foto: © alexmia/stock.adobe.com Die Raten für Erkrankungen mit den meisten Krebsarten sind bei Männern aus unklaren Gründen höher als bei Frauen. Laut neuen Forschungsergebnissen ist die Ursache dafür eher in den zugrunde liegenden biologischen Unterschieden zwischen den Geschlechtern zu suchen als in voneinander abweichenden, die Gesundheit gefährdenden Verhaltensweisen. Die Gründe für geschlechtsspezifische Unterschiede beim Krebsrisiko zu verstehen, könnte wichtige Informationen zur Verbesserung der Prävention und Behandlung liefern. Um dies zu untersuchen, beurteilten Dr. Sarah S. Jackson vom National Cancer Institute (USA) als Teil der National Institutes of Health (NIH) und ihre Kollegen Ungleichheiten bezüglich des Risikos für 21 Lokalisationen von Krebserkrankung bei 171.274 Männern und 122.826 Frauen im Alter von 50 bis 71 Jahren, die im Zeitraum 1995–2011 an der NIH-AARP Diet and Health Study teilgenommen hatten. Im Untersuchungszeitraum traten 17.951 neue Krebserkrankungen bei Männern und 8742 bei Frauen auf. Nur für Schilddrüsen- und Gallenblasenkrebs war die Inzidenz bei Männern geringer als bei Frauen, und die Risiken waren an anderen anatomischen Stellen einer Krebserkrankung bei Männern 1,3- bis 10,8-mal höher als bei Frauen. Die am stärksten erhöhten Risiken bei Männern wurden für Krebserkrankungen des Ösophagus (ein 10,8-fach höheres Risiko), des Kehlkopfes (ein 3,5-fach höheres Risiko), der Kardia (ein 3,5-fach höheres Risiko) und der Harnblase (ein 3,3-fach höheres Risiko) beobachtet. Männer besaßen ein erhöhtes Risiko für die meisten Krebsarten, selbst nach Anpassung an ein breites Spektrum von Risikoverhaltensweisen und krebserregenden Expositionen. Unterschiede im Risikoverhalten und der Exposition gegenüber krebserregenden Substanzen zwischen den Geschlechtern machten tatsächlich nur einen bescheidenen Anteil der männlichen Dominanz bei den meisten Krebsarten aus (von 11% bei Ösophaguskarzinomen bis 50% bei Lungenkrebs). Die Ergebnisse deuten laut den Studienautoren darauf hin, dass biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern – wie physiologische, immunologische, genetische und andere Ungleichheiten – eine wichtige Rolle bei der Krebsanfälligkeit von Männern im Vergleich zu Frauen spielen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass es Unterschiede in der Krebsinzidenz gibt, die nicht allein durch Umweltbelastungen erklärt werden können. Dies deutet darauf hin, dass es intrinsische biologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, die die Anfälligkeit für Krebs beeinflussen“, erklärt Jackson. Ein die Veröffentlichung begleitender Kommentar diskutiert die Ergebnisse der Studie und stellt fest, dass es einen Ansatz mit vielen verschiedenen Facetten braucht, um geschlechtsspezifische Ungleichheiten bei Krebserkrankungen anzugehen. „Die strategische Einbeziehung des Geschlechts als biologische Variable sollte entlang des gesamten Krebskontinuums durchgesetzt werden, von der Risikovorhersage und Primärprävention über die Krebsvorsorge und Sekundärprävention bis hin zur Behandlung von Krebs und dem Patientenmanagement“, schreiben die Autoren. „Die Untersuchung und Behandlung geschlechtsspezifischer Unterschiede bei Krebs und anderen Erkrankungen ist ein ständiges Bestreben. Bench-to-Bedside-Translationsstudien, die die bestehenden Forschungsergebnisse effektiv in die klinische Praxis umsetzen, sind anpassungsfähige und leicht erreichbare Maßnahmen, um Präzisionsmedizin zu erreichen. Sie werden geschlechtsspezifische Unterschiede bei Krebserkrankungen verringern – und möglicherweise letztendlich beseitigen.“
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