Höheres Risiko für Hospitalisierung bei häufigerer Antibiotikaverschreibung

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Epidemiologen von der Universität Manchester haben einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der Verschreibungen von Antibiotika und einem höheren Risiko für Krankenhauseinweisungen entdeckt.

Die in „BMC Medicine“ veröffentlichte und vom National Institute for Health Research und dem Connected Health Cities Program finanzierte Studie basiert auf den Daten von zwei Millionen Patienten in England und Wales. Patienten, denen in den vorangegangenen drei Jahren neunmal oder öfter Antibiotika gegen häufige Infektionen verschrieben wurden, landen laut der Arbeitsgruppe mit 2,26-facher Wahrscheinlichkeit in drei oder mehr Monaten mit einer weiteren Infektion ins Krankenhaus.
Die Patientenakten aus dem Zeitraum 2000-2016 beinhalteten häufige Infektionen wie solche der oberen Atemwege, der Harnwege, der Ohren und des Brustkorbes. Patienten mit Langzeiterkrankungen wie Mukoviszidose und anderen chronischen Lungenerkrankungen wurden von der Analyse ausgeschlossen.

Es sei nicht klar, warum Krankenhauseinweisungen mit häufigeren Verschreibungen assoziiert sind, erklären die Studienautoren. Es müsse weiter geforscht werden, um zu herauszufinden, ob beziehungsweise welche biologischen Faktoren dabei eine Rolle spielen.
Das Risiko, aufgrund einer anderen Infektion hospitalisiert zu werden, hing den Forscher zufolge mit der Anzahl der Antibiotika-Verschreibungen in den vorangegangenen drei Jahren zusammen. Patienten mit zwei Antibiotika-Rezepten hatten ein 1,23-mal höheres Risiko, Patienten mit drei bis vier Rezepten ein 1,33-mal höheres Risiko und bei Patienten mit fünf bis acht Antibiotika-Verschreibungen war die Wahrscheinlichkeit um das 1,77-Fache erhöht. Eine Verschreibung wurde von den Forschern als die Einnahme von Antibiotika über einen Zeitraum von ein oder zwei Wochen definiert.

Prof. Tjeerd van Staa von der Universität Manchester erklärt: „Allgemeinmediziner sorgen sich um ihre Patienten und haben in den vergangenen Jahren hart daran gearbeitet, die Verschreibung von Antibiotika zu reduzieren. Es ist jedoch klar, dass Allgemeinmediziner nicht über die Mittel verfügen, um Antibiotika bei häufigen Infektionen wirksam zu verschreiben, insbesondere wenn Patienten bereits zuvor Antibiotika verwendet haben. So verschreiben sie möglicherweise über mehrere Jahre hinweg zahlreiche Antibiotika, was laut unserer Studie das Risiko für eine schwerwiegendere Infektion erhöht. Wir belegen, dass dies wiederum mit Krankenhauseinweisungen zusammenhängt.“

Van Staa ergänzt: „Wir wissen nicht, warum dies so ist, aber ein übermäßiger Einsatz von Antibiotika tötet möglicherweise die guten Bakterien im Darm ab und macht uns beispielsweise anfälliger für Infektionen. Die Verschreibung von Antibiotika für eine häufige Infektion – auch wenn nicht sicher ist, ob sie viral bedingt ist, sodass Antibiotika nicht angezeigt sind – oder bakteriell – wo Antibiotika zum Einsatz kommen können – ist unter Zeitdruck vielleicht einfacher.
„Zudem ist es in einer großen Praxis, in der nicht ein bestimmter Hausarzt für einen bestimmten Patienten zuständig ist, möglicherweise weniger wahrscheinlich, dass Ärzte ihre Patienten kennen. Sie sind dann weniger auf deren Vorgeschichte und besondere Umstände eingestellt, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.“

Francine Jury, ebenfalls von der Universität Manchester, sagt: „Allgemeinmediziner haben oft wenig Zeit, sich mit den Details der Anamnese eines Patienten auseinanderzusetzen. Was es jedoch noch schwieriger macht, ist, dass es für die Versorgung von Patienten, die bereits in der jüngeren Vergangenheit mehrere Antibiotika gegen häufig auftretende Infektionen erhalten haben, nur wenige offizielle Leitlinien gibt. Wir hoffen jedoch, dass ein Tool basierend auf der Anamnese, an dem wir für Allgemeinmediziner arbeiten, die Risiken berechnen kann, die mit der Einnahme mehrerer Antibiotikaverschreibungen verbunden sind.“