Höheres Risiko für Krebserkrankungen nach hohem BMI im späten Teenageralter

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Männer, die im Alter von 18 Jahren übergewichtig oder adipös sind, besitzen später im Leben ein höheres Risiko für 17 verschiedene Krebsarten. Das hat eine Studie von Forschenden der Universität Göteborg (Schweden) gezeigt.

Die Autoren der aktuellen Veröffentlichung beschreiben darin auch, wie sich die Adipositasepidemie bei Jugendlichen in den kommenden 30 Jahren voraussichtlich auf die Lage in Bezug auf Krebserkrankungen auswirken wird.

Im August dieses Jahres war eine Studie zum erhöhten Krebsrisiko bei Männern vorgestellt worden, die bei Erreichen des Alters einer Wehrpflicht (18 Jahre) eine geringere aerobe Fitness aufwiesen. Die Ergebnisse der Untersuchung erwiesen sich als unabhängig von Übergewicht oder Fettleibigkeit zum Zeitpunkt der Wehrpflicht. In zwei neuen Studien, die gerade in den Fachzeitschriften „Obesity“ und „Cancer Medicine“ veröffentlicht worden sind, konzentriert sich dasselbe Forschungsteam nun auf den Body-Mass-Index (BMI), wobei sich die Ergebnisse als unabhängig vom Niveau der aeroben Fitness der Probanden darstellen. Und die Wissenschaftler fanden heraus, dass ein höherer BMI im Alter von 18 Jahren mit noch mehr Krebserkrankungen im späteren Leben verbunden sein kann als eine schlechte Fitness im selben Alter.

Ein hoher BMI im Alter der Wehrpflicht war mit einem höheren Risiko für 17 Krebsarten verbunden, und zwar Krebserkrankungen der Lunge, des Gehirns, der Schilddrüse, des Ösophagus, des Magens, des Pankreas, der Leber, des Kolons und des Rektums, der Niere und der Blase sowie Kopf- und Halskrebs. Auch das Risiko für ein malignes Melanom, für Leukämie, ein Myelom oder Lymphom (sowohl Hodgkin- als auch Non-Hodgkin-Lymphom) war erhöht.

Höheres Risiko bereits bei „normalem“ BMI

Für einige Krebsarten war das Risiko bereits bei einem BMI von 20 bis 22,4 erhöht, was üblicherweise als im Normalgewichtsbereich (18,5–24,9) liegend angesehen wird. Dazu gehörten Krebserkrankungen des Kopfes und des Halses, des Ösophagus, des Magens, des Pankreas, der Leber und der Niere sowie maligne Melanome und Non-Hodgkin-Lymphome.

„Dies deutet darauf hin, dass die aktuelle Definition des Normalgewichts vor allem für ältere Erwachsene gilt, während ein optimales Gewicht als junger Erwachsener wahrscheinlich in einem niedrigeren Bereich liegt“, erläutert Maria Åberg, Professorin für Familienmedizin an der Sahlgrenska-Akademie der Universität Göteborg und Seniorautorin der Studie. „Unsere Forschungsgruppe hat ähnliche Schlussfolgerungen in Bezug auf den BMI im frühen Erwachsenenalter und spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen gezogen.“

Eine untersuchte Krebsart wich von diesem Muster ab: Laut den Forschenden trat Prostatakrebs häufiger bei Männern auf, die zum Zeitpunkt ihrer Einberufung in den Wehrdienst weder übergewichtig noch adipös waren. Eine wahrscheinliche Erklärung ist nach Auffassung der Wissenschaftler, dass Männer mit Normalgewicht häufiger wegen Prostataproblemen eine Behandlung in Anspruch nehmen, was im Falle des Falles zu einer früheren Diagnose führt.

Drei- bis viermal höheres Krebsrisiko

Der Zusammenhang mit einem hohen BMI war bei abdominalen Krebserkrankungen – das Ösophaguskarzinom eingeschlossen – sowie Krebserkrankungen des Magens und der Niere am stärksten, wobei Männer mit Adipositas zum Zeitpunkt ihrer Einberufung mit einem drei- bis viermal höheren Risiko belastet waren. Ein Gewicht im ungesunden Bereich scheint heute in Schweden etwa 15 bis 25 Prozent der Fälle dieser Krebsarten zu erklären, schätzten die Wissenschaftler.

In 30 Jahren erwarten die Forschenden einen Anstieg des Anteils von Krebsfällen im Zusammenhang mit Übergewicht und Adipositas bei Jugendlichen, berechnet auf der Grundlage von Übergewicht und Adipositas unter den heute 18-jährigen Männern in Schweden. Bei Magenkrebs steigt der Anteil auf 32 Prozent und bei Speiseröhrenkrebs auf 37 Prozent.

Aron Onerup ist Postdoc an der Sahlgrenska Academy der Universität Göteborg und am St. Jude Children’s Research Hospital in Memphis (USA) und Erstautor der beiden Studien. Er erklärt: „Übergewicht und Fettleibigkeit in jungen Jahren scheinen das Krebsrisiko zu erhöhen, und wir sehen Zusammenhänge zwischen ungesundem Gewicht und Krebs in fast jedem Organ. Angesichts des alarmierenden Trends zur Adipositas im Kindes- und Jugendalter unterstreicht diese Studie die Notwendigkeit, massiv Ressourcen einzusetzen, um diesen Trend umzukehren.“

Höhere Sterblichkeit bei höherem BMI

Die Forscher untersuchten auch die Sterblichkeitsraten nach der Krebsdiagnose in dieser Gruppe. Von den 1.489.115 untersuchten Männern, die man zwischen 1968 und 2005 in Schweden zum Wehrdienst einzog, wurde bei 84.621 während der Nachbeobachtungszeit irgendeine Form von Krebs diagnostiziert.

Die Analysen zeigten, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Männer mit Übergewicht oder Adipositas innerhalb von fünf Jahren nach der Diagnose von Hautkrebs, Hodgkin-Lymphom sowie Schilddrüsen-, Blasen- und Prostatakrebs daran verstarben, zwei- bis dreimal höher war. Die Wahrscheinlichkeit, an Kopf-/Halskrebs, einem Rektumkarzinom oder Nierenkrebs zu sterben, war 1,4- bis zweimal erhöht.