Hörgeräte können Alterungsprozesse im Gehirn verlangsamen10. Juli 2024 18F-FDG-Scans bei Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und unbehandeltem Hörverlust. A: Frontale kortikale Region mit unterdurchschnittlichem Stoffwechsel (< 5. Perzentile, farbig dargestellt) zu Beginn der Studie bei Personen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und unbehandeltem Hörverlust. B: Frontale kortikale Region mit unterdurchschnittlichem Stoffwechsel zwei Jahre später. Hellere rote Farben entsprechen einem stärker verminderten Stoffwechsel. Im Gegensatz dazu kam es bei der Gruppe der Probanden, die ein Hörgerät trugen, kaum zu einer signifikanten Verschlechterung in irgendeiner Region der frontalen Kortikalis. Bild: Natalie Quilala, Stephen Liu, Helen Struble, Daniel Silverman, University of California, Los Angeles (USA). Hörgeräte zu nutzen kann dazu beitragen, den Stoffwechselverfall im Gehirn von Erwachsenen mit leichter kognitiver Störung zu verlangsamen, wie aus einer aktuellen Studie hervorgeht. Die Studie wurde auf der Jahrestagung 2024 der Society of Nuclear Medicine and Molecular Imaging vorgestellt. Bei denjenigen, die ein Hörgerät benutzten, war der Rückgang des Hirnstoffwechsels geringer als bei denjenigen mit unbehandeltem Hörverlust, vor allem in den frontalen Regionen der Hirnrinde. Diese sind bekanntermaßen für exekutive Funktionen wichtig oder nehmen mit dem Altern ab. „Während die Auswirkungen von Hörverlust und der Verwendung von Hörgeräten auf das Demenzrisiko bereits untersucht wurden, ist der Vergleich zwischen Probanden mit Hörverlust und Probanden mit Hörgeräten und den Veränderungen des Hirnstoffwechsels im Laufe der Zeit noch nicht geklärt“, erläuterte Natalie Quilala, Studentin an der University of California, Los Angeles. Ihre Studie berichte über Ergebnisse, die bei Personen mit diagnostizierter Schwerhörigkeit mit und ohne Hörgerät mit Hilfe von 18F-Fluordesoxyglucose-Positronenemissionstomographie(18F-FDG-PET)-Scandaten im Längsschnitt und neuropsychologischen Beurteilungen erzielt wurden, so Quilala weiter. Anhand der Datenbank der Alzheimer’s Disease Neuroimaging Initiative identifizierten das Team um Quilala Probanden mit amnestischer leichter kognitiver Störung, die auf Hörstörungen untersucht wurden und bei denen jährliche FDG-PET-Gehirnscans zu Beginn und noch Jahre danach archiviert wurden. Die Probanden wurden anschließend in Gruppen mit unbehandeltem Hörverlust, mit durch Hörgeräte behandeltem Hörverlust und in eine demografisch angepasste Kontrollgruppe ohne diagnostizierten Hörverlust eingeteilt. Der Hirnstoffwechsel in 47 standardisierten Volumina von Interesse aus jedem der FDG-PET-Scans wurde quantifiziert und in Veränderungsratenanalysen innerhalb der Gruppen und zwischen den Gruppen verglichen. Die Gruppe der Hörgeschädigten wies einen signifikanten jährlichen Stoffwechselrückgang in sechs frontalen Kortikalregionen und zwei oberen Temporalregionen auf, während die Kontrollgruppe nur in zwei oberen Temporalregionen einen signifikanten Rückgang verzeichnete. Dies deutet nach Ansicht der Autoren auf einen frühen neurodegenerativen Prozess bei diesen leicht kognitiv beeinträchtigten Probanden hin, aber keine neurodegenerativen Prozesse in der frontalen Kortikalregionen. Auffallend ist, dass für die Gruppe mit Hörgeräteversorgung in keiner frontalen kortikalen Region ein signifikanter jährlicher Stoffwechselrückgang belegt werden konnte. Darüber hinaus zeigte ein direkter statistischer Vergleich der Rückgangsraten in Differenzanalysen, dass mehrere frontale Rindenregionen in der Gruppe mit unbehandeltem Hörverlust signifikant schneller abnahmen als in der mit Hörgeräten behandelten Gruppe. Außerdem nahm in der Hörgerätegruppe keine frontale Rindenregion signifikant schneller abnahm als in der Kontrollgruppe. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass ein Hörverlust den Rückgang des Hirnstoffwechsels bei Menschen mit leichter kognitiver Beeinträchtigung zwar beschleunigen kann. Aber durch die Nutzung von Hörgeräten kann diese Beschleunigung weitgehend abgeschwächt werden kann“, fasst Quilala die Ergebnisse ihrer Studie zusammen.
Mehr erfahren zu: "Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen" Weiterlesen nach Anmeldung Neue Studie: weitaus weniger Mikroorganismen in Tumoren als bisher angenommen Ein Forschungsteam der Johns Hopkins University (USA) hat herausgefunden, dass sequenzierte Tumorproben deutlich weniger mikrobielles Erbgut aufweisen, das tatsächlich mit einer bestimmten Krebsart assoziiert ist, als bisher angenommen. Bisherige Ergebnisse […]
Mehr erfahren zu: "KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen" KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen Was denken Patienten über Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin? Eine internationale Studie liefert eine Antwort. Zentrales Ergebnis: Je schlechter der eigene Gesundheitszustand, desto eher wird der Einsatz von KI […]
Mehr erfahren zu: "Lassen sich Depressionen und Schmerzen über das Ohr bekämpfen?" Lassen sich Depressionen und Schmerzen über das Ohr bekämpfen? Depressionen, Schlafstörungen, Schmerzen – Millionen Menschen leiden unter langwierigen medizinischen Problemen. Forschende der Hochschule Fresenius und der Universität Düsseldorf arbeiten an einer ungewöhnlichen Lösung. Ausgerechnet das Ohr wird dabei wichtig.