Hörverlust bei Jugendlichen: Jeder achte 18-Jährige zeigt Anzeichen

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Aktuelle Zahlen zum Hörverlust bei Jugendlichen: Laut einer Studie zeigten 12,9 Prozent im Alter von 18 Jahren Anzeichen von lärmbedingtem Hörverlust und 6,2 Prozent litten unter sensorineuralem Hörverlust. Die Autoren fordern frühzeitige Prävention.

Die Studie des niederländischen Teams um die korrespondierende Autorin Dr. Stefanie N. H. Reijers von der Abteilung für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Kopf- und Halschirurgie am Erasmus University Medical Center Rotterdam war Teil der Generation R Study – einer der weltweit größten Geburtskohorten. Reijers und ihre Kollegen führten bei 3347 niederländischen Jugendlichen standardisierte Hörtests im Alter von 13 und 18 Jahren durch. Die Studienergebnisse sind aktuell in „Otolaryngology–Head and Neck Surgery“ erschienen.

Die audiometrischen Untersuchungen für die Studie wurden zwischen 2016 und 2019 (13 Jahre) und zwischen 2020 und 2024 (18 Jahre) durchgeführt. Die wichtigsten Ergebnisse waren Sensorineuraler Hörverlust (SNHL) und wahrscheinlicher lärmbedingter Hörverlust (NIHL). SNHL wurde definiert als ein Reintonmittelwert von >15 dB HL bei niedrigen und/oder hohen Frequenzen in einem oder beiden Ohren mit einem Typ-A-Tympanogramm. Eine wahrscheinlicher NIHL wurde definiert als eine „Kerbe“ im Audiogramm und/oder ein Hochfrequenz-Hörverlust (HFHL), ebenfalls mit einem Typ-A-Tympanogramm.

Die Autoren untersuchten im Alter von 18 Jahren 3347 Jugendliche. Die Prävalenz von SNHL betrug 6,2 Prozent. Die Kriterien für eine wahrscheinlichen NIHL erfüllten 12,9 Prozent der untersuchten Jugendlichen. Bei 2847 Teilnehmern, für die Daten zu beiden Zeitpunkten vorlagen, blieben die Prävalenzraten im Laufe der Zeit stabil. Allerdings traten Kerben im Audiogramm im Alter von 18 Jahren häufiger beidseitig auf. Außerdem hatten sich die HFHL-Schwellenwerte deutlich verschlechtert. Teilnehmer, die zur Nachuntersuchung nicht erschienen waren, hatten ein relativ schlechteres Hörvermögen.

Insgesamt erwiesen sich Gesamtprävalenzraten während dieses Zeitraums als einigermaßen stabil. Trotzdem zeige die Studie besorgniserregende Trends, betonen die Autoren: Zum einen trat beidseitiger Hörverlust häufiger auf. Zum anderen verschlechterte sich das Hörvermögen bei 13-Jährigen mit Hochfrequenzhörverlust (HFHL) bis zum Alter von 18 Jahren erheblich.

„Unsere Langzeitstudie zeigt, dass die Gesamtprävalenz von Hörverlust bei Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren zwar relativ stabil bleibt, die Schwere sowohl des sensorineuralen als auch des lärmbedingten Hörverlusts jedoch mit der Zeit zunimmt“, fasste Reijers die Studienergebnisse zusammen. „Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer frühzeitigen Überwachung und Prävention, da selbst leichte Veränderungen des Hörvermögens im Jugendalter langfristige Folgen haben können.“

Aufruf zu Prävention und Aufklärung

Die Forschenden zeigen Implikationen für Eltern, Pädagogen und politische Entscheidungsträger mit Blick auf die Prävention von Hörverlust bei Jugendlichen auf. Sie betonen besonders folgende Punkte:

  • Bewusstsein ist entscheidend: Viele Jugendliche sind sich möglicherweise nicht bewusst, dass sie durch alltägliche Aktivitäten ihr Gehör schädigen.
  • Prävention ist möglich: Im Gegensatz zu genetisch bedingtem oder altersbedingtem Hörverlust ist lärmbedingter Hörschaden weitgehend vermeidbar.
  • Frühzeitiges Eingreifen ist wichtig: Die frühzeitige Erkennung gefährdeter Jugendlicher könnte das Fortschreiten zu einem schwereren Hörverlust verhindern.
  • Systematische Überwachung erforderlich: Regelmäßige Hörtests während der Pubertät könnten Probleme erkennen, bevor sie sich verschlimmern.

Reijers und ihre Kollegen fordern weitere Untersuchungen zu den spezifischen Quellen der Lärmbelastung in der Freizeit und deren kumulativen Auswirkungen auf die Hörgesundheit. Auch sollte die Frage, warum manche Jugendliche anfälliger für Hörschäden zu sein scheinen als andere, in den Fokus künftiger Studien rücken. (ja/BIERMANN)