Hörverlust und Abnahme kognitiver Funktionen4. April 2019 Foto: © De Visu – Fotolia.com Evidenzbasierte Daten weisen auf einen Zusammenhang zwischen Hörverlust im Alter und dem Verlust kognitiver Funktionen hin, jedoch gibt es nur wenige Studien (und keine aus dem Vereinten Königreich), die diesen Zusammenhang innerhalb einer genauer charakterisierten Gruppe selbstständig wohnender Individuen untersuchen. Zur Klärung des Zusammenhangs wurde anhand einer Kohorte älterer Menschen eine Untersuchung durchgeführt, die die Frage klären soll, ob unbehandelte Schwerhörigkeit und soziale Isolation als potenzielle Erklärungen für den beobachteten Zusammenhang gelten können. Eine Querschnittanalyse des 7. Teils (Juni 2014 bis Mai 2015) der English Longitudinal Study of Ageing (ELSA) überprüfte Männer und Frauen über 50 Jahren, die in einem eigenen Haushalt im UK leben. Individuen, die mit Demenz, Alzheimer, Parkinson oder Infektionen des Ohres diagnostiziert waren oder Cochlea-Implantate trugen, wurden nicht inkludiert. Gedächtnis und ausführende Funktionen als Maßstab für kognitive Funktionen und Hörschärfe wurden vom Siemens HearCheck Screener abgeleitet. Aus einer Kohorte von 9666 ELSA-Teilnehmern erwiesen sich 7385 als für die Analyse geeignet (55,1 % Frauen, Durchschnittsalter 67,4 Jahre). Von diesen Individuen wiesen 3065 (41,4 %) einen leichten und 755 (10,2 %) einen schweren Hörverlust auf; 834 (11,3 %) nutzten ein Hörgerät. Der Hörverlust stand in negativem Zusammenhang mit Kognition; bei denjenigen mit einem leichten bis schweren Hörverlust kam es bei der Untersuchung des Erinnerungsvermögens zu einem schlechteren Wert (-1,00; 95 %-Konfidenzintervall (KI) -1,24 bis -0,76) im Vergleich zu denjenigen ohne Hörverlust. Dieser Zusammenhang offenbarte sich jedoch nur bei Individuen mit unbehandeltem Hörverlust bzw. denen, die ihr Hörgerät nicht trugen (-1,16; 95 %-KI -1,45 bis -0,87). Die Daten weisen daraufhin, dass bei dem angenommenen Zusammenhang soziale Isolation als vermittelnder Faktor fungiert. Fazit: Unbehandelte Altersschwerhörigkeit verstärkt den Zusammenhang zwischen Hörverlust und Verlust kognitiver Funktionen. Diesem kann möglicherweise durch frühe Versorgung mit Hörgeräten und einem oppurtunistischen Screening von Personen ab 50 Jahren vorgebeugt werden. (am)
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