Hoffnung auf zielgerichtete Therapie für pädiatrische Gliome

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Knapp neun Prozent der Kinder mit Gliomen weisen Veränderungen in der Proteinfamilie der Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptoren (FGFR) auf. Damit könnten diese Tumore möglicherweise empfindlich auf bereits von der FDA zugelassene FGFR-Inhibitoren reagieren, wie US-amerikanische Forscher in „Nature Communications“ berichten.

In der gemeinsamen Studie des Dana-Farber Cancer Institute und des Broad Institute, beide Boston, USA, führten Forschende unter der Leitung des Pathologen Keith Ligon Genomanalysen an 11.635 Gliomen aus drei bestehenden Datensätzen mit Kindern aller Altersgruppen durch. Die Analyse ergab, dass 8,9 Prozent der pädiatrischen Gliome FGFR-Veränderungen aufwiesen. Die häufigsten Veränderungen wurden in den Genen FGFR1 und FGFR2 gefunden und umfassten sowohl Punktmutationen als auch strukturelle Varianten. Das Team kam zu dem Schluss, dass FGFR1-veränderte pädiatrische niedriggradige Gliome (pLGG) die häufigste Untergruppe von FGFR-veränderten Gliomen bei Kindern sind.

FGFR-Veränderungen induzieren die Entwicklung von Gliomen

Die Co-Erstautoren April Apfelbaum und Eric Morin, Postdoktoranden im Labor von Bandopadhayay, nutzten die Genomdaten, um erste Modelle von FGFR-veränderten Gliomen aus neuralen Stammzellen zu entwickeln. Anhand dieser Modelle konnten sie feststellen, dass FGFR-Veränderungen die Entwicklung der Tumoren induzieren können. Tests mit FGFR-Inhibitoren in diesen Modellen ergaben zudem, dass die Tumoren empfindlich auf die Wirkstoffe reagierten.

„Dies sind die ersten präklinischen Daten, die zeigen, dass bestehende FGFR-Inhibitoren als wirksame Therapeutika für FGFR-veränderte pädiatrische Gliome infrage kommen könnten“, erklärte Apfelbaum.

FGFR-Inhibitoren stabilisieren die Erkrankung

Im Anschluss an ihre präklinischen Modellversuche untersuchten die Forschenden retrospektiv eine kleine Anzahl von Fällen pädiatrischer Patienten mit FGFR-veränderten Gliomen, die mit FGFR-Inhibitoren behandelt worden waren. Dabei stellten sie fest, dass Patienten mit pLGGs nach der Behandlung mit diesen Medikamenten häufig eine Stabilisierung der Erkrankung zeigten.

PLGGs sind die häufigste Krebserkrankung des zentralen Nervensystems bei Kindern. Die Patienten überleben in der Regel bis ins Erwachsenenalter, da die Tumore mit der Zeit nicht weiter wachsen. Die derzeitige Standardbehandlung mit Chemotherapie und Operation führt jedoch zu langfristigen Problemen wie psychischen Störungen, Sehstörungen oder -verlust, Krampfanfällen und Verhaltensauffälligkeiten.

„Unser Ziel ist es, Präzisionsmedikamente mit weniger Nebenwirkungen als die derzeitige Standardbehandlung für diese Patienten zu finden“, erklärte Co-Seniorautorin Pratiti Bandopadhayay, Ärztin und Wissenschaftlerin am Dana-Farber/Boston Children’s Cancer and Blood Disorders Center. (BIERMANN/ej)