Hohe Proteinzufuhr bei mangelernährten Intensivpatienten: Zeit bis zur Entlassung wird nicht kürzer

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Während in internationalen Leitlinien für schwerkranke Patienten mit diagnostizierter Mangelernährung die Gabe hoher Proteinmengen empfohlen wird, um die klinischen Outcomes zu verbessern, kommen Autoren einer neuen Studie zu einem anderen Ergebnis.

Wie die internationale Arbeitsgruppe um Erstautor Charles Chin Han Lew aus der Abteilung für Diätetik und Ernährung des Ng Teng Fong General Hospital in Singapur (Singapur) berichtet, steht Mangelernährung zwar mit einer längeren Zeit bis zu einer Lebendentlassung (TTDA) aus dem Krankenhaus in Zusammenhang, allerdings ändert ihren Beobachtungen zufolge die Gabe hoher Mengen von Proteinen an dieser Assoziation nichts. Ihre Erkenntnis fußt auf einer randomisierten kontrollierten Studie mit Daten aus 16 Ländern. Darin wurden die Auswirkungen einer Behandlung mit hohem Proteingehalt im Vergleich zur üblichen Versorgung bei insgesamt 1301 schwerkranken Patienten untersucht. Die zitierten internationalen Leitlinien, so argumentieren die Verfasser der aktuellen Arbeit, basierten jedoch lediglich auf Expertenmeinungen.

Die Prävalenz einer bereits bestehenden Mangelernährung der betroffenen Patienten lag in ihrer Studie bei 43,8 Prozent. Die kumulative Inzidenz einer Lebendentlassung aus dem Krankenhaus bis zu Tag 60 betrug 41,2 Prozent in der Gruppe mit beziehungsweise 52,9 Prozent in der Gruppen ohne bestehende Mangelernährung. Patienten in der Gruppe mit hoher Proteinzufuhr erhielten pro Tag im Durchschnitt 1,6 g/kg, diejenigen in der Gruppe mit geringer Zufuhr nur 0,9 g/kg. Die Wissenschaftler berichten, dass eine bestehende Mangelernährung in unabhängiger Art und Weise mit einer längeren Zeit bis zur TTDA assoziiert war (adjustierte HR 0,81; 95%-KI 0,67–0,98). Auf eine hohe Proteinzufuhr traf dies jedoch nicht zu – weder bei Patienten mit noch ohne Mangelernährung (adjustierte HR 0,84; 95%-KI 0,63–1,11 bzw. 0,97; 95%-KI 0,77–1,21).

(ac)