Hoher Body-Mass-Index schon bei älteren Teenagern ist ein Risikofaktor für schwere spätere COVID-19-Verläufe22. Februar 2022 Foto: © zalesky/stock.adobe.com Ältere männliche Teenager mit einem hohen Body-Mass-Index (BMI) besitzen laut Forschenden von der Universität Göteborg ein erhöhtes Risiko dafür, später im Leben im Falle einer COVID-19-Erkrankung einen schweren Verlauf zu haben. Übergewicht und Adipositas gelten seit einiger Zeit als Risikofaktoren für eine schwere COVID-19-Erkrankung. Bisher gab es den Autorinnen und Autoren der neuen Registerstudie zufolge jedoch keine Untersuchungen, in denen große Gruppen von Personen mit früh erkannter Adipositas überwacht wurden, um herauszufinden, wie schwer sie erkranken, wenn sie später eine SARS-CoV-2-Infektion erleiden. Die vorliegende Studie, die in der Zeitschrift “Obesity” veröffentlicht wurde, enthält Daten aus dem schwedischen Wehrpflichtregister und umfasst 1.551.670 schwedische Männer, die zwischen 1950 und 1987 geboren und im Zeitraum 1969–2005 zum Militärdienst eingezogen wurden. Dabei wurden Körpergröße und -gewicht gemessen. Die Zusammenführung der Daten Wehrpflichtiger mit drei medizinischen Registern in Schweden – dem National Patient Register, dem Intensive Care Register und dem Cause of Death Register – ergab einen klaren Zusammenhang zwischen dem BMI in der Jugend und dem Risiko, im Falle einer COVID-19-Erkrankung viele Jahre einen so schweren Verlauf zu haben, dass eine Hospitalisierung notwendig wird. Noch deutlicher war der Zusammenhang zwischen dem BMI im höheren Teenageralter und der Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Versorgung aufgrund von COVID-19. Für die Studie teilten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Männer in sechs Gruppen ein: von Untergewicht (BMI 15–18,5) über drei Kategorien eines Normalgewichts (18,5–20, 20–22,5 und 22,5–25) sowie Übergewicht (25–30) und Fettleibigkeit (BMI von 30 oder mehr). Aus der gesamten Gruppe mussten im Untersuchungsjahr (2020) 4315 Männer mit COVID-19 in ein Krankenhaus eingeliefert werden. 729 von ihnen wurden intensivmedizinisch behandelt und 224 verstarben an COVID-19. Sogar für Männer, die in der Adoleszenz im BMI-Bereich von 22,5 bis 25 gelegen hatten – also im Normalgewichtsbereich –, wurde ein erhöhtes Risiko dafür festgestellt, aufgrund von COVID-19 eine Krankenhausbehandlung zu benötigen. Der Bedarf stieg sukzessive mit steigenden BMI-Outcomes ab dem Zeitpunkt der Wehrpflicht 15 bis 50 Jahre zuvor. „Auf Bevölkerungsebene können wir sehen, dass Übergewicht im späten Teenageralter das Risiko für eine Krankenhauseinweisung und intensivmedizinische Versorgung aufgrund von COVID-19 erhöht. Bei Adipositas im Teenageralter ist das Risiko, auf einer Intensivstation behandelt zu werden, mehr als doppelt so hoch wie bei einem BMI von 18,5–20“, erklärt Josefina Robertson, Forscherin an der Sahlgrenska Academy der Universität Göteborg und auf Infektionskrankheiten spezialisierte Medizinerin am Sahlgrenska University Hospital sowie Erstautorin der Studie. „Mehrere Studien haben Übergewicht als Risikofaktor für eine schwere Erkrankung an COVID-19 identifiziert, und wir zeigen jetzt, dass Übergewicht und Fettleibigkeit auch in jungen Jahren eine Rolle spielen“, erklärt Maria Åberg. Sie ist außerordentliche Professorin an der School of Public Health and Community Medicine der Sahlgrenska Academy und Letztautorin der Studie. Dass Adipositas mit einem erhöhten Risiko verbunden sein kann, an verschiedenen Infektionskrankheiten wie der Grippe schwer zu erkranken, sei hinlänglich bekannt, heißt es in einer Pressemitteilung des Schwedischen Forschungsrates anlässlich der Veröffentlichung der neuen Studie. Fettleibigkeit habe negative Auswirkungen auf das Immunsystem und verschlechtere die Neigung einer Person zu Entzündungen, die zu schwereren Infektionen beitragen können. In der vorliegenden Studie wurde festgestellt, dass die frühen BMI-Werte die Männer bis ins mittlere Alter begleiteten. Dies geht aus den Daten von Gesundheitstests hervor, die vom Health Profile Institute (HPI) für 151.693 der Teilnehmer erstellt wurden. Robertson kommentiert: „Es ist interessant zu sehen, dass der BMI der Männer im Jugendalter viele Jahre später ein Risikofaktor für eine schwere COVID-19-Erkrankung ist. Ein hoher BMI im Teenageralter der Männer blieb auch bis ins mittlere Alter bestehen – dies ist ein Trend, den auch andere Studien gezeigt haben. Deshalb ist es wichtig, schon in jungen Jahren vorbeugende Maßnahmen gegen Fettleibigkeit zu ergreifen, insbesondere vor zukünftigen Viruspandemien“, schlussfolgert die Medizinerin.
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