Hohes SARS-CoV-2-Infektionsrisiko für HNO-Ärzte2. April 2020 Foto: ©Dron /Adobe Stock HNO-Ärzte haben ein erhöhtes SARS-CoV-2-Infektionsrisiko. Deshalb fordert die DGHNO-KHC, den Schutz von Ärzten, medizinischem Fachpersonal und Patienten zu verbessern. Schutzausrüstung werde dringend benötigt. Fachkollegen sollten nicht notwendige Eingriffe verschieben. SARS-CoV-2 ist kann schwere, in vielen Fällen auch tödliche Lungenentzündungen verursachen. Die größte Virusdichte findet sich in der Regel aber nicht in der Lunge, sondern in den oberen Atemwegen, vor allem in Nase und Nasenrachenraum. Hals-Nasen-Ohren-Ärzte sind daher einem besonders hohen SARS-CoV-2-Infektionsrisiko ausgesetzt. Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie (DGHNO-KHC) richtet sich daher mit einem dringenden Appell an Fachkollegen, Patienten und Verantwortliche im Gesundheitswesen, um gemeinsam den Schutz von Ärzten, medizinischem Fachpersonal und Patienten in der HNO zu verbessern. Erste Analysen der Erkrankungswellen in China (Wuhan), Italien und dem Iran zeigen bereits jetzt, dass HNO-Ärzte besonders häufig von einer SARS-CoV-2-Infektion und der durch sie verursachten Erkrankung COVID-19 betroffen sind. Prof. Andreas Dietz, Präsident der Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie DGHNO-KHC und Direktor der Universitäts-Hals-Nasen-Ohren-Klinik Leipzig, erklärt: „Die Schleimhäute der oberen Atemwege wirken wie ein Virenreservoir. Von dort aus gelangen die Viren nicht nur beim Husten, Niesen und Sprechen nach außen – auch viele HNO-ärztliche Untersuchungen und Eingriffe wirbeln feinste Tröpfchen auf und lassen einen stark virushaltigen Sprühnebel entstehen.“ Noch einmal gesteigert werde die Ansteckungsgefahr dadurch, dass für die Behandlung eine große räumliche Nähe zum Patienten erforderlich sei. Fachgesellschaft rät zu FFP-2-Mund-Nasen-Schutzmasken und Visier Auch aus einem anderen Grund arbeiten HNO-Ärzte quasi an vorderster Front: Viele Infizierte entwickeln zunächst recht unspezifische Symptome im HNO-Bereich, vor allem Atemwegsbeschwerden oder Erkältungssymptome, aber auch Riech- oder Schmeckstörungen. „Sie suchen daher häufig einen HNO-Arzt auf, noch bevor sie auf das neue Virus getestet wurden“, sagt Dietz. Weil eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus zudem oft sehr mild, mit unspezifischen Symptomen oder gar symptomlos verlaufe, müsse derzeit jeder Patient so behandelt werden, als sei er infiziert. Denn mittlerweile weiß man, dass auch symptomlose SARS-CoV-2-Träger das Virus ebenso weitergeben können wie Patienten, die erkennbar erkrankt sind. Die DGHNO-KHC rät HNO-Ärzten daher dringend dazu, bei allen Eingriffen eine zusätzliche Schutzausrüstung mit idealerweise FFP-2-Mund-Nasen-Schutzmaske und Augenschutz (Visier) anzulegen. Bei definitiv erkrankten COVID-19-Patienten sind weitreichendere Schutzmaßnahmen insbesondere bei dringenden Eingriffen an den oberen Luftwegen, vor allem der Luftröhre zu bedenken. Als unhaltbar bezeichnet es die Fachgesellschaft, dass von dem derzeitigen Mangel an Schutzkleidung auch viele HNO-Ärzte betroffen sind. Aufgrund ihrer besonders exponierten Tätigkeit müssten sie prioritär ausgestattet werden – das fordern die Fachgesellschaften in einer Stellungnahme. International gibt es bereits klare Empfehlungen, Eingriffe, die mit einem besonders hohen SARS-CoV-2-Infektionsrisiko für den Arzt verbunden sind, während der Corona-Krise auszusetzen, etwa von der amerikanischen und der britischen Fachgesellschaft. „Dieser Empfehlung möchten wir uns vollumfänglich anschließen“, sagt DGHNO-KHC-Präsident Dietz. Auf verschiebbare Untersuchungen und Behandlungen solle derzeit generell verzichtet werden. Auch die Patienten könnten dazu beitragen, das Infektionsrisiko für beide Seiten zu senken, indem sie HNO-Praxen oder -Ambulanzen nur nach telefonischer Absprache aufsuchten. Erfahrungen mit COVID-19 an die Fachgesellschaft melden Noch längst ist die neue Erkrankung nicht in all ihren Facetten bekannt. Daher ruft die DGHNO-KHC alle HNO-Ärzte dazu auf, ihre Erfahrungen mit COVID-19 an die Fachgesellschaft zu melden – wie etwa den Fall eines Patienten, der sich ursprünglich mit einer schweren, blutigen Entzündung der Nasenschleimhaut vorstellte. Solche ungewöhnlichen Fallberichte seien ein wertvoller Erfahrungsschatz, der an alle Fachmitglieder weitergegeben wird, betont Dietz. Sie könnten dazu beitragen, die große Bandbreite möglicher COVID-19-Symptome zu erfassen, um dann im Einzelfall schneller reagieren zu können: „Wir alle lernen gerade erst, mit diesem neuen Krankheitsbild umzugehen.“
Mehr erfahren zu: "Asthma: Forschende identifizieren Schlüsselfaktor für schwere Exazerbationen nach Virusinfektionen" Asthma: Forschende identifizieren Schlüsselfaktor für schwere Exazerbationen nach Virusinfektionen Warum führen Virusinfektionen bei manchen Patienten mit Asthma zu Exazerbationen, während andere kaum Beschwerden haben? Wissenschaftler des Forschungszentrums Borstel, Leibniz Lungenzentrum (FZB) haben den zugrunde liegenden Mechanismus entschlüsselt.
Mehr erfahren zu: "Neustart für das Programm für Nationale Versorgungsleitlinien" Neustart für das Programm für Nationale Versorgungsleitlinien Nach der Auflösung des Ärztlichen Zentrums für Qualität in der Medizin, das bis 2024 das Programm koordinierte und redaktionell betreute, war nach einer Möglichkeit gesucht worden, die Arbeit an den […]
Mehr erfahren zu: "Stimmbandverletzungen: Neues injizierbares Gel vielversprechender Therapieansatz" Stimmbandverletzungen: Neues injizierbares Gel vielversprechender Therapieansatz Ein US-amerikanisches Forscher-Team hat ein injizierbares Hydrogel zur Therapie von Stimmbandverletzungen entwickelt. In vitro und im Tiermodell hat es sich in einer präklinischen Studie als vielversprechend gezeigt.