Hornhauttransplantation: Studie zeigt ungenutztes Potenzial zur Steigerung von Augenspenden

Keratoplastik.Foto.©Busse/Universitätsklinikum Münster

Eine neue Studie der University of Southampton, Großbritannien, hat ergeben, dass die Zahl der Augenspenden von in Hospizen und Palliativeinrichtungen betreuten Patienten erheblich gesteigert werden könnte – Spenden, die für sehkrafterhaltende Operationen dringend benötigt werden.

Die Untersuchung wurde vom National Institute for Health and Care Research (NIHR) finanziert und von Forschern der University of Southampton und klinischen Partnern, darunter NHS Blood and Transplant, durchgeführt. Die Studie zeigt, dass nur ein kleiner Teil der in Frage kommenden Patienten in Hospizen und Palliativstationen auf die Möglichkeit einer Augenspende angesprochen wird. Und dass, obwohl sowohl die Angehörigen der Gesundheitsberufe als auch die Patienten eine positive Einstellung dazu haben.

Laut den Forschenden muss sich die Praxis ändern, damit zur Spende bereite Patienten diese Möglichkeit im Rahmen der routinemäßigen Betreuung am Lebensende angeboten wird.

Nachfrage nach Augengewebe

Im Vereinigten Königreich leiden mehr als zwei Millionen Menschen unter Sehkraftverlust, der ihr Leben stark beeinträchtigt und die Wirtschaft jedes Jahr 4,34 Milliarden Pfund kostet. Einige Erkrankungen wie Keratokonus und Fuchs’sche Hornhautdystrophie können mit einem chirurgischen Eingriff behandelt werden. Bei diesem wird die beschädigte Hornhaut ganz oder teilweise entfernt und durch gesundes Spendergewebe ersetzt. Es gibt jedoch einen enormen Engpass bei der Versorgung mit Spendergewebe.

Aufgrund der alternden Bevölkerung wird prognostiziert, dass sich die Zahl der Menschen mit Sehkraftverlust bis 2050 auf fast vier Millionen verdoppeln wird. Dadurch wird auch der Bedarf an Augengewebe weiter steigen.

Viele potenzielle Spender

Klinische Partner in ganz England überprüften die Krankenakten von 1199 verstorbenen Patienten in drei Hospizen und drei stationären Palliativdiensten.

Obwohl 46 Prozent der Patienten für eine Augenspende in Frage kamen, wurden weniger als vier Prozent der potenziellen Spender angesprochen oder für eine Augenspende vermittelt.

Ansichten zur Spende

Um die Einstellung zur Augenspende und mögliche Hindernisse zu verstehen, befragten die Forscher über 100 Angehörige der Gesundheitsberufe sowie über 60 Patienten und Betreuer in der Palliativpflege. Zudem führten sie eine landesweite Umfrage unter 156 Dienstleistern durch.

Dr. Tracy Long-Sutehall, außerordentliche Professorin an der Universität Southampton und Hauptautorin der Studie erklärt: „Viele Patienten und Betreuer wussten nicht, dass eine Augenspende für sie selbst oder ihre Angehörigen in Frage kommt. Diejenigen, mit denen wir gesprochen haben, standen der Augenspende im Allgemeinen positiv gegenüber und waren offen, wenn man sie nach ihren Präferenzen fragte. Dies deutet darauf hin, dass es in Hospiz- und Palliativeinrichtungen viele potenzielle Spender geben könnte, die bereit sind, ihre Augen nach ihrem Tod zu spenden, damit andere Menschen sehen können.”

Wissenslücke

Die Angehörigen der Gesundheitsberufe sprachen sich dafür aus, die Augenspende als Teil der Sterbebegleitung zu diskutieren. Sie wiesen jedoch Wissenslücken in Bezug auf die Kriterien für die Inanspruchnahme und die Verfahren für die Überweisung auf. Mehr als die Hälfte hatte keine formale Schulung zum Thema Augenspende erhalten. Die Mehrheit der Befragten hatte noch nie oder fast nie mit Patienten oder Familienangehörigen über Augenspenden gesprochen.

Dr. Long-Sutehall fügte hinzu: „Gespräche über Augenspenden müssen sensibel geführt werden, daher ist es verständlich, dass Angehörige der Gesundheitsberufe zögern, das Thema anzusprechen, wenn sie nicht entsprechend geschult und ausgebildet wurden.“

Künftige Möglichkeiten

Die Studie zeigt, dass hier ein erhebliches Potenzial existiert, um in Zukunft mehr Patienten die Möglichkeit für eine Augenspende zu bieten und die Augenspende in die klinische Routinepraxis der Sterbebegleitung aufzunehmen.

Emma Winstanley, leitende Krankenschwester für Gewebe- und Augendienste bei NHS Blood and Transplant, die an der Studie mitgewirkt hat, sagt: „Diese Studie liefert wichtige neue Erkenntnisse, um die Ansichten von Patienten und Pflegepersonal zur Augenspende besser zu verstehen. Da immer mehr Patienten außerhalb von Krankenhäusern sterben, entweder zu Hause oder in Hospizen, ist es wichtig, dass die Patienten die Möglichkeit haben, zu spenden, wann immer dies möglich ist. Augenspenden sind etwas ganz Besonderes, da sie sogar für Krebspatienten möglich sind. Wir wissen, dass viele Patienten und Familien aus der Spende großen Trost schöpfen und stolz darauf sind. Durch eine enge Zusammenarbeit mit den Kollegen in den Hospizen können wir es mehr Patienten ermöglichen, zu spenden und mehr lebensverändernde Operationen durchzuführen.“