Hornhauttransplantation: Könnte die magnetische Zellübertragung die Zukunft der Chirurgie verändern?

Symbolbild.©2707195204-stock.adobe.com

Eine auf der Jahrestagung der American Academy of Ophthalmology vorgestellte in der Erprobung befindliche Methode könnte eine vielversprechende, nichtchirurgische Option für die Behandlung von Hornhautödemen sein.

Einer der häufigsten Gründe für eine Hornhauttransplantation ist das Hornhautödem. Es entsteht, wenn die Endothelzellen der Hornhaut zahlenmäßig abnehmen. Dadurch schwillt die Hornhaut an und verliert an Klarheit. Normalerweise ist die einzige Möglichkeit zur Wiederherstellung der Sehkraft eine Hornhauttransplantation.

Magnetische Zellübertragung verbessert Sehvermögen

Forscher arbeiten jedoch an einer neuen Methode, um die fehlenden Zellen einfach durch eine Injektion von Spenderzellen zu ersetzen. Diese Spenderzellen werden mit superparamagnetischen Nanopartikeln aufgeladen und anschließend in den vorderen Teil des Auges injiziert. Dann wird eine magnetische Augenklappe vor dem Auge angebracht und der Patient legt sich mit dem Gesicht nach unten. Der Magnet zieht die Zellen an die richtige Stelle, wo sie verbleiben und sich integrieren. Bei den ersten 21 auf diese Weise behandelten Patienten verbesserte sich das Sehvermögen.

„Soweit wir wissen, sind wir die erste Gruppe, die gezeigt hat, dass die Injektion von Endothelzellen ohne chirurgischen Eingriff die Sehkraft von Patienten mit Fuchs-Endothel-Hornhautdystrophie verbessern kann“, sagte Dr. Ellen Koo, leitende Forscherin und außerordentliche Professorin am Bascom Palmer Eye Institute der Universität Miami, USA.  „Wir sind gespannt auf die Zukunft.“

Keine unerwünschten Ereignisse beobachtet

Alle 21 Probanden hatten ein Hornhautödem aufgrund einer Fuchs’schen Endotheldystrophie. Bei einigen Patienten wurde zusätzlich das Endothel entfernt, bevor die Zellen intrakameral injiziert wurden. Behandelt wurden die Betroffenen in sechs Zentren in den USA. Insgesamt wurden vier unterschiedliche Dosen (50.000, 150.000, 500.000, 1 Million Zellen) getestet. Das primäre Ergebnis war die Sicherheit. Bei der Nachuntersuchung nach sechs Monaten traten keine produktbezogenen unerwünschten Ereignisse auf. Der Augeninnendruck blieb stabil und es wurden keine Entzündungen beobachtet. Die Sehkraft verbesserte sich dosisabhängig bis zu sechs Monate nach der Injektion. Zudem war bei keinem Patienten eine Operation erforderlich.

Zellersatzverfahren könnte Zugang zu sehkrafterhaltenden Behandlung verbessern

Die chirurgische Hornhauttransplantation ist eine wirksame Behandlung, die jedoch einen gut ausgebildeten Hornhautchirurgen und Spendergewebe erfordert. In vielen Ländern herrscht ein Mangel an beidem. Koo hofft, dass dieses Zellersatzverfahren den Zugang zu einer sehkrafterhaltenden Behandlung für Menschen auf der ganzen Welt erweitern könnte. „Mit dieser Art der Zelltherapie können Hunderte von Patienten mit einer einzigen Spenderhornhaut behandelt werden“, so Koo. „Die bessere Zugänglichkeit sowie die Tatsache, dass der Patient für die Behandlung nicht in einen Operationssaal gehen muss, würde bedeuten, dass mehr Patienten in früheren Krankheitsstadien eine Behandlung für Hornhautödeme erhalten können.“

Diese Art der Behandlung schließt dennoch nicht aus, dass sich Patienten bei Bedarf später einer Hornhauttransplantation unterziehen können. So könnten Betroffene bereits in einem früheren Krankheitsstadium behandelt werden. Zudem könnte jeder Augenarzt die Behandlung durchführen und die Patienten wären nicht auf einen Hornhautspezialisten beschränkt. Das würde den Zugang für mehr Patienten verbessern. „Es gibt eine neue Grenze bei der Behandlung der Hornhautendothel-Dysfunktion, und diese Technologie wird sicherlich das therapeutische Paradigma verändern“, fügte Koo hinzu.