HPV-bedingtes Oropharynxkarzinom: Kürzere und weniger intensive Therapie wirkt auch26. September 2025 Foto: RFBSIP/stock.adobe.com Nach einer minimalinvasiven Operation bei HPV-positivem oropharyngealem Plattenepithelkarzinom ist laut einer aktuellen Studie eine verkürzte und weniger intensive Strahlen- und Chemotherapie ebenso wirksam – bei weniger Nebenwirkungen. Die Studie von US-amerikanischen Medizinern belegt die geringere Toxizität der sanfteren Behandlung: Mit ihrer Arbeit konnte das Team um Dr. Daniel Ma vom Mayo Clinic Comprehensive Cancer Center zeigen, dass die Rate behandlungsbedürftiger Nebenwirkungen erheblich gesenkt werden konnte – gleichzeitig konnten hohe Heilungsraten beibehalten werden. Die Studienergebnisse wurden in „The Lancet Oncology“ veröffentlicht. „Dies ist eine bahnbrechende Veränderung für Patienten“, betonte Ma, Strahlentherapeut für den Kopf- und Halsbereich. Da die Belastung durch langfristige Nebenwirkungen stark reduziert sei, ohne die Wirksamkeit der Therapie zu beeinträchtigen, könnten die Patienten „schneller und mit einer besseren Lebensqualität in ihren Alltag zurückkehren“. Beeinträchtigte Lebensqualität Bislang sind für HPV-bedingte Oropharynxkarzinome sieben Wochen tägliche Bestrahlung und Chemotherapie oder eine Operation gefolgt von sechs Wochen Radiochemotherapie die Standardhandlung. Diese ist zwar hochwirksam, hat aber ihren Preis: Aufgrund der hohen Toxizität führt die Therapie häufig zu ausgeprägten langfristigen Nebenwirkungen wie Kieferknochenversagen, Mundtrockenheit, Geschmacksveränderungen und Schluckbeschwerden. „Dies beeinträchtigt die Lebensqualität der oft noch jungen Patienten erheblich – viele von ihnen sind in ihren 40ern und 50ern“, berichtet Ma. In der randomisierten Phase-3-Studie verglichen Ma und sein Team die Standardbehandlung mit einem neuen Ansatz, der eine minimalinvasive transorale Operation gefolgt von einer zweiwöchigen, schonenderen Strahlentherapie – dem deeskalierten adjuvanten Strahlentherapieprogramm (DART) – umfasst. Bei DART wird etwa die Hälfte der Strahlendosis und nur ein Fünftel der Standard-Chemotherapiedosis verwendet. Weniger Nebenwirkungen bei vergleichbarer Krankheitskontrolle In die Studie wurden 228 Patienten eingeschlossen, für 194 konnten Behandlung und Analyse abgeschlossen werden. Die kumulative Toxizitätsrate für Toxizitäten Grad 3 und höher (3 bis 24 Monate) lag in der DART-Gruppe bei 3 Prozent, während sie für die Standardtherapie-Gruppe elf Prozent betrug. Ein deutlicher Unterschied zeigte sich auch für die kumulative Rate für eine perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG): So benötigten zwei Prozent der Patienten aus der DART-Gruppe eine PEG-Sonde (2 von 125 Patienten), in der Standardtherapie-Gruppe dagegen acht Prozent (5 von 65 Patienten). Die Ergebnisse zeigen, dass der weniger intensive Behandlungsansatz sowohl schwere (Grad 3 oder höher) als auch moderate (Grad 2) Toxizitäten signifikant reduzierte. Das deutet nach Ansicht der Autoren auf weniger unerwünschte Ereignisse und eine geringere Symptombelastung für die Patienten nach der Behandlung. Die Krankheitskontrollraten waren mit denen der Standardbehandlung für Patienten mit mittlerem Risiko vergleichbar. Hochrisikopatienten profitieren von Standardtherapie Bei bestimmten Hochrisikopatienten, nämlich solchen mit fünf oder mehr betroffenen Lymphknoten und einer Ausbreitung der Erkrankung außerhalb der Lymphknoten, zeigte die Standardbehandlung eine etwas bessere Krankheitskontrolle. Das sei möglicherweise eher auf Faktoren im Zusammenhang mit der Chemotherapie als auf die Bestrahlung zurückzuführen, so die Interpretation der Autoren. Deshalb sollten Hochrisikopatienten weiterhin die standardmäßige sechswöchige Behandlung erhalten, so die Empfehlung der Autoren. (ja/BIERMANN)
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