HPV und SCC: Neue Daten zur Prävalenz in Tonsillen

Humanes Papillomvirus – Symbolbild: © Tatiana Shepeleva – Fotolia.com

Die Pathogenese HPV-assoziierter Plattenepithelkarzinome (SCC) im Mund-Rachenraum steht gegenwärtig im Fokus verschiedener Untersuchungen. Latente HPV-Infek­tionen im Gewebe der Tonsillen gesunder Erwachsener können möglicherweise Aufschluss über die Onkogenese liefern.

Die Prävalenz oropharyngealer HPV sowie der räumliche Zusammenhang zwischen Virus und Biofilm des Ton­sillengewebe sind Gegenstand dieser Studie. In einer retrospektiven Querschnitts­analyse wurden Gewebeproben aus Tumor-freien Tonsillen von 102 Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 39 Jahren untersucht.

Der HPV-Status wurde mittels Polymerase-Ketten-Reaktion (PCR) ermittelt und die mit erhöhtem Risiko behafteten Subtypen 16 und 18 mittels quantitativer PCR evaluiert. Proben bei denen HPV nachgewiesen werden konnte, wurden weiter mittel In-situ-Hybridisierung untersucht, um das virale Capsid-Protein nachzuweisen. Mit Hilfe verschiedener Färbemethoden wruden zum einen Vorhandensein und Beschaffenheit eines Biofilms nachgewiesen, zum anderen die Lokalisation des Virus im Verhältnis zum Zellkern. Die Daten wurden zusammengeführt für eine Gesamtanalyse, um die Kolokalisation von HPV im Biofilm der Mandelkrypten nachzuweisen.

Bei den 102 Probanden (55 Frauen = 53,9 %) lag die allgemeine Prävalenz von HPV in den Tonsillen bei 4,9 % (n = 5); die Prävalenz der Hochrisiko-Typen 16 und 18 betrug 3,9 % (n = 4). Bei diesen Proben konnte die Kolokalisation von HPV im Biofilm der Mandelkrypten mittels In-situ-Hybridisierung nachgewiesen werden.

Biofilme finden sich in den Mandelkrypten in einem erheblichen Anteil des Tonsillengewebes und können reproduzierbar identifiziert werden. Die Kolokalisation von HPV im Biofilm der Mandelkrypten konnte nachgewiesen werden. Dies habe wichtige Implikationen bezüglich der Bestimmung von HPV-Prävalenzraten im Oropharynx und könnte außerdem eine Rolle bei der Pathogenese HPV-assoziierter Oropharynskarzinome spielen, so das Fazit der Studienautoren.

Laut einer Pressemitteilung der University of Rochester plant das Team um Studienautor Matthew Miller, M.D, potenzielle Screening-Methoden zur Bestimmung von HPV in Mund und Rachen zu untersuchen. Der nächste Schritt wäre dann die Entwicklung topischer antimikrobieller Wirkstoffe, die den Biofilm angreifen und dem Immunsystem erlauben, die HP-Viren zu bekämpfen. Mangels einer universellen HPV-Impfung und dem Potenzial des Virus sich dem Immunsystem zu entziehen – selbst bei Personen mit dem Nachweise von HPV im Blut – könnten die Ergebnisse weitreichende Bedeutung haben, für die Identifizierung von Personen mit einem erhöhten Risiko HPV-assozierte Kopf-Hals-Tumore zu entwickeln, so Miller.