Hüftarthrose: Kann Physiotherapie eine Operation verzögern oder vermeiden?

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Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen hat einen vorläufigen HTA-Bericht zur Physiotherapie bei Hüftarthrose vorgelegt. Interessierte können noch bis zum 24. September dazu Stellung nehmen.

Die wichtigsten Maßnahmen zur Linderung der Beschwerden bei Hüftarthrose sind Bewegung, entzündungshemmende Schmerzmittel und gegebenenfalls eine Gewichtsabnahme. Derzeit untersucht ein interdisziplinäres Forscherteam im Auftrag des IQWiG, ob sich mit einer Physiotherapie eine Operation aufschieben oder vermeiden lässt. Die Federführung hat das Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Universität zu Lübeck.

Inzwischen hat das IQWiG vorläufige Bewertungsergebnisse veröffentlicht, um wichtige Argumente oder Hinweise aus der Fachöffentlichkeit und von allen Interessierten miteinzubeziehen.

Im Zentrum der Analyse standen verschiedene Fragestellungen, zum einen zum Nutzen einer Physiotherapie und zum anderen zur Kosteneffektivität. Auch ethische, soziale, rechtliche und organisatorische Aspekte im Hinblick auf physiotherapeutische Interventionen bei Patientinnen und Patienten mit Hüftarthrose nimmt die Gesundheitstechnologie-Bewertung (engl. Health Technology Assessment [HTA]) in den Blick. Der Bericht hat insgesamt 14 geeignete randomisierte kontrollierte Studien zur Beantwortung der Fragestellungen herangezogen.

Anhaltspunkte für Nutzen gefunden

Der vorläufige Bericht sieht einen Hinweis und einen Anhaltspunkt für „einen (höheren) Nutzen physiotherapeutisch geleiteter, mindestens zwölfwöchiger Übungsprogramme zum Training von Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer in Bezug auf das Hüftgelenkersatz-Risiko nach 2,5 beziehungsweise 4,5 Jahren nach Therapieende“. Diese günstigen Effekte seien sehr wahrscheinlich, wenn früh im Krankheitsverlauf mit der Therapie begonnen werden, heißt es in dem Bericht weiter.

Um Aussagen über längerfristige Effekte zu treffen, reicht die Datenbasis nicht aus. Und auch hinsichtlich kurzfristiger Effekte auf das Hüftgelenkersatz-Risiko, Leidensdruck oder Lebensqualität gibt es keine Anhaltspunkte für einen höheren Nutzen oder Schaden.

Die Autoren betonen die Bedeutung von evidenzbasierten Informationen für Patientinnen und Patienten und der gemeinsamen Entscheidungsfindung. Sie empfehlen bestehende Instrumente – etwa das Recht auf Zweitmeinung oder die Blankoverordnung – stärker zu nutzen, physiotherapeutische Behandlungskapazitäten evidenzbasiert weiterzuentwickeln und die interprofessionelle Zusammenarbeit zu stärken.

Die Autoren konstatieren auch, dass der Bericht weiteren Forschungsbedarf verdeutlicht: Nötig seien geplante, methodisch robuste randomisierte klinische Studien, mit mehrjähriger Nachbeobachtungszeit – idealerweise mindestens fünf Jahre.

IQWiG bittet um Stellungnahmen

Zu dem vorläufigen HTA-Bericht im Rahmen des IQWiG-Verfahrens ThemenCheck Medizin bittet das IQWiG bis zum 24. September um Stellungnahmen. Alle interessierten Personen, Institutionen und (Fach-)Gesellschaften können Stellungnahmen abgeben. Gegebenenfalls führt das IQWiG eine wissenschaftliche Erörterung zur Klärung von weitergehenden Fragen aus den schriftlichen Stellungnahmen durch. Die Ergebnisse aus der Anhörung können zu Änderungen und/oder Ergänzungen des vorläufigen Berichts führen. (IQWiG/ja)