Hüftfraktur: Lange Wartezeit in der Notaufnahme vermeiden

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Eine Wartezeit von mehr als vier Stunden in der Notaufnahme ist einer neuen Studie zufolge mit einem erhöhten Sterberisiko und einem längeren Krankenhausaufenthalt für Patienten mit Hüftfrakturen verbunden.

Die jüngst im „Emergency Medicine Journal“ veröffentlichte Studie stammt von einem Team schottischer Mediziner um den Erstautor und orthopädischen Chirurg Nicholas Clement vom Allgemeinkrankenhaus Royal Infirmary of Edinburgh (Vereinigtes Königreich).

Hintergrund der Untersuchung war, dass bis zum Alter von 80 Jahren schätzungsweise ein Drittel der Frauen und 17 Prozent der Männer eine Hüftfraktur erleiden – Zahlen, die sich bis 2033 wahrscheinlich verdoppeln werden, wie die Forscher erklären. Eine frühzeitige Operation sei zwar mit einem geringeren Sterberisiko und einer geringeren Rate an perioperativen Komplikationen verbunden, aber da die Wartezeiten in den Notaufnahmen – nicht nur im Vereinigten Königreich – immer länger werden, sei es sehr wahrscheinlich, dass sich die Operation von Hüftfrakturen verzögerten, fügen sie hinzu. Wie sich dieser Umstand auf die Patientenergebnisse auswirkt, war daher Gegenstand ihrer Forschung.

Retrospektive monozentrische Studie

Clement und Kollegen werteten retrospektiv die Datenbankeinträge für alle Patienten im Alter von mindestens 50 Jahren aus, die zwischen dem 1. Januar 2019 und dem 30. Juni 2022 aufgrund einer Hüftfraktur in ein Traumazentrum im schottischen Lothian (Vereinigtes Königreich) eingeliefert und anschließend bis Februar 2023 mindestens acht Monate lang beobachtet wurden. Sie entnahmen aus den Patientenakten und den Dokumenten des Traumazentrums Einzelheiten zur Demografie, zur Behandlung, zum Verlauf der Behandlung und zum Tod der Patienten.

Während des Studienzeitraums wurden 3611 Patienten mit einer Hüftfraktur in das Zentrum eingeliefert. Nach verschiedenen Ausschlüssen, darunter solche mit unvollständigen Aufnahme- und Entlassungsdaten, wurden 3266 Patienten in die Analyse einbezogen. Ihr Durchschnittsalter lag bei 81 Jahren, reichte aber von 50 bis 104 Jahren, und 2359 (72 %) waren Frauen.

Die durchschnittliche Zeitspanne vor der Operation betrug 27 Stunden, die durchschnittliche Zeit zwischen Aufnahme und Operation 22,5 Stunden. Die durchschnittliche Dauer des Krankenhausaufenthalts betrug 9 Tage, die Nachbeobachtungszeit 529 Tage, in denen 1314 (etwas mehr als 40 %) dieser Patienten starben.

Erhöhtes Sterberisiko und längerer Krankenhausaufenthalt bei langer Wartezeit

Die Patienten verbrachten durchschnittlich 3,9 Stunden in der Notaufnahme. Bei mehr als einem Drittel (39 %) der Patienten überstieg die Wartezeit den nationalen Standard von 4 Stunden, der vorschreibt, dass 76 Prozent der Patienten in der Notaufnahme innerhalb dieses Zeitraums entweder entlassen oder eingewiesen sein müssen. Patienten mit einer längerer Wartezeit hatten eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, im Winter eingeliefert worden zu sein, ein größeres chirurgisches Risiko aufzuweisen, eine schwieriger zu reparierende Fraktur erlitten zu haben und länger auf ihre Operation zu warten als Patienten, die maximal vier Stunden in der Notaufnahme verbrachten.

Fast 96 Prozent derjenigen, die weniger als vier Stunden gewartet hatten, waren nach 90 Tagen noch am Leben, verglichen mit fast 93 Prozent derjenigen, die länger gewartet hatten – das entspricht einem zusätzlichen Todesfall nach 90 Tagen für alle 36 Patienten, die länger als vier Stunden gewartet hatten, berechnen die Forscher.

Das 90-Tage-Todesrisiko stieg mit der Dauer der Wartezeit vor der Operation und erreichte nach 24 Stunden etwa 14 Prozent. Männliches Geschlecht, höheres Alter, Aufnahme in den Wintermonaten, höheres Operationsrisiko, Aufenthalt in einem Pflegeheim und längere Zeit zwischen Aufnahme und Operation waren ebenfalls unabhängig voneinander mit dem Tod nach 90 Tagen assoziiert.

Nach Berücksichtigung potenzieller Einflussfaktoren war eine Wartezeit von mehr als vier Stunden mit einem um 29, 36 bzw. 15 Prozent erhöhten Sterberisiko nach 60 Tagen, 90 Tagen und bei der Abschlussuntersuchung assoziiert. Patienten, die mehr als vier Stunden in der Notaufnahme warteten, verbrachten auch mit viel höherer Wahrscheinlichkeit einen Tag länger im Krankenhaus, was sich bei einem Preis von 610 Pfund pro Tag (rund 730 Euro; Preise von 2014) auf insgesamt rund 770.000 Pfund (rund 920.000 Euro) summierte, so die Forscher.

Schnelle Verlegung ratsam

Die Forscher räumen ein, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, welche keinen Rückschluss auf einen kausalen Zusammenhang zulässt. Außerdem sei die Studie relativ klein und der allgemeine Gesundheitszustand der Patienten sowie Faktoren, die ihre Aufnahme verzögerten, nicht berücksichtigt worden. Dennoch sehen Clement und Kollegen in ihren Ergebnissen Hinweise dafür, dass eine direkte Verlegung von der Notaufnahme in den OP die Überlebenschancen dieser Patienten verbessern könnte.

(ah)