Hungrig, übellaunig und hyperaktiv: Katzen mit Schilddrüsenüberfunktion

Miese Laune und dauerhungrig: Manchmal imponieren Katzen mit allzu menschlichen Zügen. Foto: © BfT/NikShargin/iStoc

Von einer Hyperthyreose sind besonders ältere Katzen betroffen. Die Stoffwechselstörung bleibt häufig unerkannt, weil die unspezifischen Symptome gängigen Alterungserscheinungen ähneln. Ein markanter Gewichtsverlust gibt meist den entscheidenden Hinweis.

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Tierarzt erhöhen die Wahrscheinlichkeit, die Erkrankung frühzeitig zu entdecken und erfolgreich zu therapieren.

Die ersten Symptome der Hormonstörung deuten Katzenhalter häufig falsch. Vielleicht freuen sie sich sogar, dass ihre betagte Katze plötzlich wieder sehr agil ist und einen gesunden Appetit entwickelt.

Doch auf die anfängliche hyperaktive Phase folgen im Lauf der Zeit Symptome wie Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust und Gereiztheit. Zeigen sich Anzeichen, die auf eine Schilddrüsenüberfunktion hinweisen, schafft eine Blutuntersuchung beim Tierarzt schnell Klarheit.

Wenn der Schmusekater kratzbürstig wird

Eine Überfunktion der Schilddrüse äußert sich durch eine Vielzahl diffuser Symptome. Körperliche Anzeichen sind beispielsweise ein gesteigerter Appetit bei gleichzeitigem Gewichtsverlust, manchmal auch auffallend großer Durst, Durchfall und Erbrechen, Kurzatmigkeit und ein stumpfes, struppiges Fell. Aber auch das Wesen der Katze kann sich verändern. Oftmals wirkt sie nervös und ruhelos, zuweilen sogar gereizt und aggressiv. Unerkannt und unbehandelt leidet die Katze mit einer Hyperthyreose, ihre Lebensqualität und Lebenserwartung verringern sich erheblich.

Die Hormonstörung entsteht in ca. 30 Prozent der Fälle durch einen einzelnen gutartigen Tumor (Adenom) in einem der beiden Schilddrüsen-Lappen. Bei ungefähr 70 Prozent der Katzen liegen Veränderungen an beiden Schilddrüsenlappen vor, eine sogenannte adenomatöse Hyperplasie. Und nur zwei Prozent der Tiere mit Schilddrüsenüberfunktion haben einen bösartigen Tumor (Karzinom). (Quelle: A. Wehner, LMU München)

Die Zubildungen führen zu einer vermehrten Produktion und Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen. Infolgedessen läuft der gesamte Stoffwechsel der Katze auf Hochtouren. Die Ursache für die krankhaften Wucherungen sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Eine genetische Veranlagung, immunologische Faktoren, aber auch Fütterungseinflüsse könnten die Erkrankung begünstigen.

Senioren Check-Up: Gewichtskontrolle gibt häufig den entscheidenden Hinweis

Die meisten betroffenen Katzen sind acht Jahre und älter. Tierhalter sollten ihre Senior-Katze daher genau beobachten und die regelmäßige Vorsorge beim Tierarzt wahrnehmen. Oft wird die Stoffwechselerkrankung bei einer Routineuntersuchung ohne direktes Verdachtsmoment festgestellt. Die frühe Diagnose ist eine gute Voraussetzung für den Behandlungserfolg. Rechtzeitig erkannt lassen sich schwerwiegende Folgeerkrankungen wie Nieren-, Herz- oder Leberschäden vermeiden.

Austausch zwischen Tierhalter und Tierarzt führt zu Therapieerfolg

Die Erkrankung kann medikamentös gut therapiert werden. Sogenannte Thyreostatika hemmen die Produktion der Schilddrüsenhormone. Sie werden sowohl kurzfristig – zu Stabilisierung vor einer Bestrahlung oder Operation – oder auch langfristig als Dauertherapie eingesetzt. Je nach Alter und Allgemeinzustand der Katze können auch eine Strahlentherapie mit radioaktivem Jod oder eine operative Entfernung der Wucherung infrage kommen.

Welche Behandlungsform auch immer gewählt wird: Die engmaschige Betreuung und das Gespräch zwischen Tierhalter und Tierarzt sind im weiteren Therapieverlauf unverzichtbar. Der Tierhalter sollte das Gewicht der Katze wöchentlich kontrollieren sowie Veränderungen an Appetit und Verhalten dokumentieren. Bei einer medikamentösen Behandlung werden die Schilddrüsen- und Nierenwerte, weitere Blutparameter, sowie der Blutdruck nach Therapiestart engmaschig, später alle drei bis sechs Monate beim Tierarzt kontrolliert. Gut betreut und medizinisch versorgt kann die Katze ein erfülltes Seniorenleben führen.