Husten: Bei bakterieller Infektion verkürzen Antibiotika Dauer der Symptome offenbar nicht30. April 2024 Foto: © nenetus/stock.adobe.com Eine große, prospektive Studie aus den USA zeigt, dass der Einsatz von Antibiotika bei Husten keinen messbaren Einfluss auf den Schweregrad oder die Dauer hat – selbst dann nicht, wenn eine bakterielle Infektion vorliegt. Die Weltgesundheitsorganisation hat gerade erst berichtet, dass während der COVID-19-Pandemie viel zu häufig – und auch sinnlos – Antibiotika verschrieben worden seien. Das erhöhe die Gefahr der Ausbreitung antimikrobieller Resistenzen – eine Sorge, die ohnehin schon lange besteht. Die Wissenschaftler vom Georgetown University Medical Center und Kollegen haben ihre Untersuchungsergebnisse kürzlich im „Journal of General Internal Medicine“ veröffentlicht und hatten dafür Personen untersucht, die wegen Infektionen der unteren Atemwege US-amerikanische Primär- oder Notfalleinrichtungen aufgesucht hatten. „Infektionen der oberen Atemwege umfassen in der Regel Erkältungen, Halsschmerzen, Nasennebenhöhlen- und Ohrenentzündungen. Es gibt bewährte Methoden, um festzustellen, ob Antibiotika verabreicht werden sollten“, erinnert Hauptautor Dr. Dan Merenstein, Professor für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Fakultät der Georgetown University (USA). „Infektionen der unteren Atemwege können potenziell gefährlicher sein, da etwa drei bis fünf Prozent dieser Patienten an einer Pneumonie leiden. Aber nicht jeder hat beim ersten Arzttermin problemlos Zugang zu einer Röntgenaufnahme, was möglicherweise der Grund dafür ist, dass Mediziner immer noch Antibiotika verabreichen, ohne dass andere Anzeichen einer bakteriellen Infektion vorliegen. Darüber hinaus erwarten Patienten mittlerweile, dass sie bei Husten Antibiotika verordnet bekommen, auch wenn diese nicht helfen. Einfache symptomlindernde Medikamente plus Abwarten führen bei den meisten Menschen zu einer Auflösung der Infektionen.“ Bei allen in der vorliegenden Studie gegen Infektionen der unteren Atemwege verschriebenen Antibiotika handelte es sich um geeignete, häufig verwendete Antibiotika zur Behandlung bakterieller Infektionen. Die Analyse der Forscher zeigte jedoch, dass bei den 29 Prozent der Betroffenen, denen bei ihrem ersten Arztbesuch deswegen ein Antibiotikum verabreicht wurde, im Vergleich zu denen, die kein Antibiotikum erhielten, keine Auswirkungen auf die Dauer oder den Schweregrad des Hustens insgesamt zu verzeichnen waren. Dr. Mark H. Ebell, einer der Studienautoren und Professor am College of Public Health der University of Georgia (USA), erklärt: „Mediziner wissen über den Prozentsatz bakterieller Infektionen der unteren Atemwege Bescheid, überschätzen ihn aber wahrscheinlich. Wahrscheinlich überschätzen sie auch ihre Fähigkeit, virale von bakteriellen Infektionen zu unterscheiden. In unserer Analyse wurde 29 Prozent der Menschen ein Antibiotikum verschrieben, während nur sieben Prozent ein antivirales Mittel erhielten. Die meisten Patienten benötigen jedoch keine antiviralen Medikamente, da es nur zwei Atemwegsviren gibt, für deren Behandlung wir Medikamente haben: Influenza und SARS-COV-2. Für alle anderen Viren gibt es keine.“ Um festzustellen, ob über die von den Patienten selbst angegebenen Hustensymptome hinaus tatsächlich eine bakterielle oder virale Infektion vorlag, bestätigten die Forscher das Vorhandensein von Krankheitserregern mit erweiterten Labortests (Kategorien: nur Bakterien, nur Viren, sowohl Bakterien als auch Viren, keine Mikroorganismen). Die Studienautoren betonen, dass unter Personen mit einer bestätigten bakteriellen Infektion die Zeitspanne bis zum Abklingen der Krankheit mit etwa 17 Tagen ähnlich ausfiel – ganz gleich, ob sie ein Antibiotikum erhalten hatten oder nicht. „Wir wissen, dass Husten ein Hinweis auf ein ernstes Problem sein kann“, sagt Merenstein. „Es ist der häufigste Grund für einen ambulanten Arzttermin und für jährlich fast drei Millionen Inanspruchnahmen ambulanter Versorgung und mehr als vier Millionen Besuche in der Notaufnahme verantwortlich. Schwerwiegende Hustensymptome und wie man sie richtig behandelt, müssen genauer untersucht werden, vielleicht in einer randomisierten klinischen Studie, da es sich bei dieser Untersuchung um eine Beobachtungsstudie handelte und es seit etwa 2012 keine randomisierten Studien mehr zu diesem Thema gab.“
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