Hypogonadismus: Therapietreue hängt vom Testosteronpräparat ab 6. Oktober 2022 Testosteron-Ersatztherapie: Gel, Spritze oder orale Verabreichung? Foto: mbruxelle – stock.adobe.com Wie lange sind Patienten, die sich bei einem Testosteronmangel einer Hormontherapie unterziehen, dieser Behandlung treu und was sind mögliche Gründe für einen Therapieabbruch? Einer Studie zufolge hängt die Compliance von verschiedenen Eigenschaften der verfügbaren Testosteronpräparate ab. Wird einem Patienten zur Behandlung von Symptomen eines Testosteronmangels eine Hormonsubstitutionstherapie verschrieben, ist es wichtig, dass er sie möglichst langfristig anwendet. Welche Gründe zu einem Therapieabbruch führen können, haben koreanische Wissenschaftler um Byeongjin Kang von der Pusan National University untersucht. Die Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V. (DGMG) hat die Ergebnisse der Studie jetzt in einer Pressemitteilung für Männerarzt-Praxen eingeordnet. Viele Patienten bleiben der Therapie im ersten Jahr treu In die retrospektive Studie mit einem Nachbeobachtungszeitraum von zehn Jahren wurden 640 Männer (>40 Jahre) eingeschlossen, bei denen ein Testosteronmangel diagnostiziert und eine entsprechende Hormontherapie verschrieben wurde. Sie erhielten entweder Testosteron-Enanthat (n=100), Testosteron-Undecanoat per Injektion (n=240), Testosteron-Gel (n=156) oder orales Testosteron-Undecanoat (n=144). Ein Jahr nach Behandlungsbeginn führten noch 75,9% der Patienten die Therapie durch. Am besten war die Therapietreue mit 90,8% bei denjenigen Männern, die eine Testosteronundecanoat-Injektion erhielten. Über 65% der Patienten, welche die Therapie abbrachen, nahmen diese nach einiger Zeit wieder auf. Dabei lag die mittlere Unterbrechungszeit vom Ende der ersten bis zur erneuten Behandlung bei 8,5±3,2 Monaten. Unannehmlichkeiten führen zum Therapieabbruch „Der Hauptgrund für den Abbruch der Therapie waren Unannehmlichkeiten der Medikation, gefolgt von Kosten, Bedenken bezüglich Nebenwirkungen, mangelnde Wirksamkeit und ein Wiederauftreten der Symptome“, sagt Prof. Frank Sommer, Männerarzt und DGMG-Präsident. „Dabei unterschieden sich die Abbruchursachen je nach Art der Applikation des Testosterons.“ Die Hauptsorge der Patienten mit Testosteron-Enanthat war die vor Nebenwirkungen und bei der Testosteron-Undecanoat-Injektion die vor den Kosten. Bei dem Testosteron-Gel überwogen die Unannehmlichkeiten. Die Patienten, die orales Testosteron-Undecanoat erhielten, bemängelten vor allem die Wirksamkeit. Über den gesamten Studienzeitraum betrug die längste Behandlungsdauer bei allen Patienten durchschnittlich 15,4±7,6 Monate. Im Vergleich zu den anderen Therapieformen war die gesamte Dauer der Behandlung bei der Testosteron-Undecanoat-Injektion am längsten, zudem war hier die Fortsetzungsrate der Therapie tendenziell höher. Allgemein war die Therapieadhärenz am besten bei Patienten mit stark erniedrigtem Gesamttestosteron vor dem Beginn der Behandlung, bei Männern mit schwerer erektiler Dysfunktion und denen, die einen PDE5-Inhibitor erhielten. Kulturelle Unterschiede Einige der Studienergebnisse können hilfreich für die urologische Praxis sein und gegebenenfalls bei der Auswahl der passenden Therapie für den einzelnen Patienten zurate gezogen werden. Dennoch können sie nicht ohne Vorbehalt auf die Verschreibung der Testosterontherapie in Deutschland übertragen werden. „Ein Nachteil der Studie ist, dass sie nur in einem Land durchgeführt wurde. Zumal es zwischen Korea und Deutschland sowohl gesundheitspolitische als auch kulturelle Unterschiede gibt“, erklärt DGMG-Vorstandsmitglied PD Dr. Tobias Jäger. So zeigte sich für die Testosteron-Undecanoat-Injektion die beste Compliance, einschränkender Faktor waren jedoch die Kosten. Das liegt vor allem daran, dass im Gegensatz zu Deutschland in Korea diese Therapie nicht von der nationalen Krankenkasse übernommen wird und die Patienten die hohen Kosten selbst bezahlen müssen. Dieser mögliche Grund für einen Therapieabbruch sei in deutschen Praxen nicht zu befürchten, so Jäger. Auch die von den Studienautoren aufgeführte kulturell und Lebensstil-bedingte Abneigung koreanischer Patienten, Arzneimittel auf den Körper aufzutragen – eine eventuelle Erklärung für den Abbruch der Testosteron-Gel-Therapie –, kann nicht auf Deutschland übertragen werden. Das gilt schon eher für die fehlende Wirksamkeit von oralem Testosteron-Undecanoat. Allerdings kommt diesbezüglich hinzu, dass die Wirkung dieser Applikation unter anderem von einer lipidreichen Ernährung abhängt. Die koreanische Ernährung besteht jedoch hauptsächlich aus Gemüse und Getreide, was ein möglicher Grund für die mangelhafte Wirksamkeit sein könnte. Fazit für die Praxis „Das Fazit, das für die urologische Praxis bzw. für die, die sich mit Männergesundheit befasst, gezogen werden kann, ist sicher, dass die Compliance bei der Testosterontherapie durchaus gut ist“, fasst DGMG-Peäsident Sommer die Studienergebnisse zusammen. „Das gilt insbesondere für die Injektion von Testosteron-Undecanoat und bei Patienten, die unter einem starken Testosteronmangel und damit verbundenen Symptomen, wie einer ED, leiden.“ Für alle verfügbaren Behandlungsformen gelte, dass es verschiedene Gründe für einen möglichen Therapieabbruch geben könne. Dies sollte im individuellen Fall mit dem Patienten besprochen werden, um idealerweise eine möglichst langfristig wirksame Therapie zur dauerhaften Symptomlinderung und Verbesserung der Lebensqualität des Mannes zu finden, so Sommer.
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