Hyposmie nach COVID-19 – auch noch zwei Jahre später

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COVID-19 kann mit Hyposmie einhergehen – auch noch zwei Jahre nach der Erkrankung. In einer aktuellen Untersuchung zeigte sich bei 80 Prozent der Teilnehmer mit Hyposmie nach SARS-CoV-2-Infektion ein objektiv verminderter Geruchssinn.

„Unsere Ergebnisse bestätigen, dass Menschen mit einer COVID-19-Vorgeschichte ein besonderes Risiko für eine Beeinträchtigung des Geruchssinns haben“, berichtete Dr. Leora Horwitz, Co-Autorin der aktuellen Studie. Dabei werde das Problem in der Allgemeinbevölkerung bereits unterschätzt.

Unter der Leitung der RECOVER-Initiative der National Institutes of Health hatte das Autoren-Team um Horwitz den Zusammenhang zwischen SARS-CoV-2, COVID-19 und Hyposmie untersucht. Ihre Ergebnisse sind aktuell bei „JAMA Network Open“ erschienen.

Objektive Messung statt Selbsteinschätzung

An der Studie nahmen 3525 Männer und Frauen teil, die im Schnitt 47,6 Jahre alt waren. Eine SARS-CoV-2-Infektion hatten 2956 der Teilnehmenden in der Vorgeschichte, 1393 berichteten von Veränderungen oder Verlust des Geruchssinns nach ihrer COVID-19-Erkrankung. Von 569 Studienteilnehmern ohne Infektion berichteten nur neun von einem veränderten Geruchssinn.

Bei allen wurde der Geruchssinn objektiv getestet: Sie absolvierten den University-of-Pennsylvania-Smell-Identification-Test (UPSIT), einen Rubbel- und Riechtest, der mit 40 verschiedenen Gerüchen arbeitet. Außerdem füllten Personen, die Teil der Studie waren, zwischen Oktober 2021 und Juni 2025 alle 90 Tage Fragebögen zu ihren Symptomen aus.

UPSIT zeigt Hyposmie zwei Jahre nach COVID-19

Bei knapp 80 Prozent der Teilnehmenden, die einen veränderten Geruchssinn nach COVID-19 angegeben hatten, konnte mit dem UPSIT zwei Jahre später eine Hyposmie nachgewiesen werden. Einen stark beeinträchtigten Geruchssinn bis hin zu einem vollständigen Verlust hatten 23 Prozent der Personen aus dieser Gruppe.

Für die Autoren bemerkenswert war, dass 66 Prozent der infizierten Teilnehmer, die keine Geruchsprobleme bemerkten, ebenfalls ungewöhnlich niedrige Werte im UPSIT erzielten. Zudem schnitten auch 60 Prozent der nicht infizierten Teilnehmenden, die keine Veränderungen des Geruchssinns angegeben hatten, schlecht in dem klinischen Test ab.

Für Horwitz, Professorin an den Fachbereichen Bevölkerungsgesundheit und Medizin der NYU Grossman School of Medicine, ist die objektive Messung des Geruchssinns im Rahmen ihrer Studie ein Vorteil: Frühere Studien, welche die Verbindung zwischen SARS-CoV-2-Infektion und einem beeinträchtigten Geruchsinn im Fokus hatten, stützen sich auf die Selbsteinschätzung der Betroffenen. Solche subjektiven Messungen seien nicht immer zuverlässig und könnten die Schwere und Dauerhaftigkeit des Problems nicht effektiv erfassen, so Horwitz.

Geruchtest in die COVID-19-Nachsorge integrieren?

Für die Studienautorin legen ihre Ergebnisse nahe, dass die Untersuchung auf Geruchsverlust routinemäßiger Bestandteil der Nachsorge nach COVID sein sollte. Sie betont: „Auch wenn Patienten dies möglicherweise nicht sofort bemerken, kann eine verminderte Geruchswahrnehmung tiefgreifende Auswirkungen auf ihr geistiges und körperliches Wohlbefinden haben.“

Horwitz weist darauf hin, dass das Team den Verlust des Geschmackssinns, der häufig mit Geruchsproblemen einhergeht, nicht direkt untersucht hat. Auch Phantosmie wurde nicht berücksichtigt. Die Studienautorin verweist auch auf die Möglichkeit, dass einige der nicht infizierten Teilnehmer aufgrund fehlender universeller Tests auf das Virus falsch klassifiziert wurden. Dies könne die überraschend hohe Rate an Hyposmie bei Personen ohne vermeintliche COVID-19-Vorgeschichte erklären. (ja/BIERMANN)