ICI-Therapie: Bei manchen Patienten kann das NSCLC auch nach Absetzen wegen Nebenwirkungen dauerhaft unter Kontrolle bleiben23. April 2025 Abbildung: © Crystal light/stock.adobe.com In einer neuen Untersuchung profitierten Patienten mit Nichtkleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC), die eine Behandlung mit Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICIs) aufgrund immunbedingter unerwünschter Ereignisse (irAEs) abbrachen, langfristig dennoch von einer Krankheitskontrolle. ICIs haben zwar die NSCLC-Therapie revolutioniert und bieten signifikante Überlebensvorteile sowohl im frühen als auch im fortgeschrittenen Stadium – doch durch die Stimulierung des Immunsystems können sie auch irAEs wie Pneumonitis, Colitis und Hepatitis auslösen. „Wenn eine Immuntherapie das Immunsystem aktiviert, zielt sie darauf ab, Krebszellen gezielt anzugreifen“, erklärt Seniorautor Dr. Mark Awad, Leiter der Thoraxonkologie am Memorial Sloan Kettering Cancer Center (USA). „Diese Aktivierung kann jedoch auch Entzündungen in anderen Organen verursachen. Wenn wir diese Nebenwirkungen beobachten, fragen wir uns, ob wir die Immuntherapie fortsetzen oder die Behandlung vorübergehend oder dauerhaft unterbrechen sollten.“ Zwischen drei und zwölf Prozent der Patienten, die mit einer ICI-Monotherapie behandelt werden, sowie bis zu 25 Prozent derjenigen, die eine duale ICI-Kombinationstherapie erhalten, müssen laut Awad die Behandlung möglicherweise aufgrund von irAEs abbrechen. Viele dieser Patienten befürchten, dass ihre Krebserkrankung nach Absetzen der Behandlung weiter voranschreitet oder das ein Rezidiv auftritt. Awad und Kollegen untersuchten daher die Outcomes von NSCLC-Patienten, die eine ICI-Therapie absetzten und betrachteten außerdem klinische und pathologische Eigenschaften, die mit einem längeren progressionsfreien Überleben (PFS) und Gesamtüberleben (OS) nach Absetzen der Behandlung assoziiert waren. Abbruchrate von zehn Prozent in der untersuchte Kohorte In der untersuchten multizentrischen Kohorte, bestehend aus 2794 Patienten, die mit ICIs allein oder in Kombination mit anderen Therapien behandelt wurden, brachen etwa zehn Prozent die Behandlung aufgrund von irAEs ab. Bei diesen Patienten betrug das mediane PFS nach Absetzen 12,7 Monate und das mediane OS 43,7 Monate. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Patienten nach Absetzen der Behandlung aufgrund von Toxizität oder wenn Nebenwirkungen ihre Lebensqualität beeinträchtigen, eine verlängerte Krankheitskontrolle und ein verlängertes Überleben erreichen können“, kommentiert Erstautorin Dr. Federica Pecci, Forscherin am Dana-Farber Cancer Institute (USA). Bei denjenigen Patienten in der Studie, deren Behandlung vor dem Absetzen weniger als drei Monate, zwischen drei und sechs Monaten und mehr als sechs Monate gedauert hatte, betrug das mediane PFS nach Absetzen 6,2 Monate beziehungsweise 13,9 Monate und 25,8 Monate. Die entsprechenden Zeiträume für das mediane OS nach Absetzen betrug 21,7 Monate sowie 42,7 Monate und 86,9 Monate. Prädiktoren für ein längeres progressionsfreies Überleben nach Therapieabbruch In einer multivariablen Analyse zählten eine hohe PD-L1-Expression, ein vollständiges oder partielles Ansprechen (CR/PR) auf die Behandlung und eine Behandlungsdauer von entweder drei bis sechs Monaten oder mehr als sechs Monaten vor Absetzen zu den Prädiktoren für ein längeres PFS nach Absetzen. Darüber hinaus waren Faktoren wie eine nichtsquamöse Histologie, ein vollständiges oder partielles Ansprechen auf die Behandlung und eine Behandlungsdauer von mehr als sechs Monaten mit einem verlängerten OS nach Absetzen assoziiert. Der Einsatz von Steroiden oder anderen Immunsuppressiva zur Behandlung von irAEs stand in der Studie nicht mit einem Unterschied im PFS oder OS nach Absetzen in Zusammenhang. „Wir haben klinische und pathologische Merkmale identifiziert, die Ärzten helfen können, besser zu verstehen, welche Patienten nach Absetzen wegen Toxizität länger ohne zusätzliche Behandlung von der Behandlung profitieren können“, sagt Pecci. „Unsere Studie kann eine wertvolle Ressource sein, um Kliniker bei den komplexen Überlegungen zum Absetzen der Behandlung bei irAEs zu unterstützen.“ Während bei schweren irAEs ein Absetzen der Behandlung eindeutig gerechtfertigt ist, stellt die Behandlung von irAEs zweiten Grades für Mediziner oft eine differenziertere Herausforderung dar. Diese Ergebnisse könnten nach Peccis Ansicht Ärzten helfen, Patienten eine klarere und individuellere Einschätzung ihres Risikos für ein Voranschreiten der Erkrankung zu ermöglichen, wobei Faktoren wie die Behandlungsdauer vor dem Absetzen, das Ansprechen auf die Therapie und andere klinisch-pathologische Merkmale berücksichtigt werden. Als Limitationen der Studie nennen die Autoren das retrospektive Design und eine mögliche Beeinträchtigung durch fehlende oder ungenaue Datenannotationen. Zudem könnten Vergleiche basierend auf der Behandlungsdauer vor dem Absetzen durch eine Überrepräsentation von Langzeitrespondern in den Gruppen mit längerer Behandlungsdauer verfälscht sein. Um diesen Effekt abzumildern, wurden Landmark-Analysen und multivariable Cox-Regressionsmodelle eingesetzt – mit dem Ziel, potenzielle Verzerrungen zu reduzieren und die Zuverlässigkeit der Ergebnisse zu erhöhen.
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