IGeL-Monitor geht noch nicht weit genug

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Der IGeL-Monitor hat am 04.10.2021 mitgeteilt, dass er seine Einschätzung des Toxoplasmose-Tests bei Schwangeren verändert hat. Wurde der Nutzen des Tests seit 2012 als „negativ“ eingestuft, so lautet die Bewertung jetzt „Nutzen unklar“. Das ist laut dem Berufsverband der Frauenärzte e.V. zwar nur ein geringer Fortschritt, lässt ihnen zufolge aber hoffen, dass eines Tages die Bewertung auf „positiv“ geändert wird.

Toxoplasmen können die Plazenta passieren und zum ungeborenen Baby gelangen. Eine Toxoplasma-Infektion kann beim Embryo schwere Schäden verursachen, abhängig davon, in welchem Stadium der Entwicklung die Infektion erfolgt. Hat die Mutter bereits vor der Schwangerschaft eine Immunität gegen Toxoplasmen, so schützt diese Immunität das Baby während der Schwangerschaft, falls ein Kontakt mit dem Erreger stattfinden sollte. „Hat die Mutter dagegen keine Antikörper gegen Toxoplasmen und keine Immunität, dann kann ein Erreger-Kontakt während der Schwangerschaft ein hohes Infektionsrisiko für das ungeborene Baby darstellen“, erläutert Dr. med. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Frauen ohne eine bereits vorhandene Immunabwehr gegen Toxoplasmen müssen sich daher besonders stark vor einer Infektion schützen.

Deshalb halten es das Robert-Koch-Institut (RKI) und alle maßgeblichen Fachgesellschaften für wünschenswert, den Antikörper-Status von Frauen vor oder möglichst früh in der Schwangerschaft zu bestimmen. Das RKI begründet diese Einschätzung ausführlich. Dabei reicht laut RKI eine einzelne Testung nicht aus. Denn wenn Antikörper nachgewiesen werden, könnte es sich auch um eine frische, aktive Infektion handeln. Es sollte deshalb in zeitlichem Abstand ein zweiter Test stattfinden. Untersuchungen auf Toxoplasmose-Antikörper sind bisher aber nur dann gesetzliche Leistungen, wenn ein Infektionsverdacht besteht. „Ansonsten müssen derzeit Frauen mit Kinderwunsch und Schwangere die Untersuchung aus ihrem eigenen Einkommen bezahlen“, erläutert Albring.

Der IGeL-Monitor hat die Argumente des Robert-Koch-Instituts und der Fachgesellschaften bisher immer ignoriert und die Toxoplasmose-Testung als „negativ“ bewertet. „Dass sich der IGeL-Monitor als Sprachrohr der gesetzlichen Krankenkassen nach vielen Jahren dazu durchgerungen hat, den Nutzen der Testung zumindest als ‚unklar‘ zu bewerten, ist als minimaler Fortschritt anzusehen“, so Albring. Für die Gesundheit von Mutter und Kind wäre es viel besser, der Igel Monitor würde sich wie der Rest der Menschen in Deutschland auf die Kompetenz und Expertise des RKI verlassen, und die Antikörper-Untersuchung auf Toxoplasmose-Immunität – auch mehrfach – als „positiv“ einschätzen.