Immuncheckpoint-Blockade: Selektiv immunsupprimierender Wirkstoff gegen Asthma und Allergien könnte auch bei Lungenkrebs unterstützen

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Forschende von der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Hospital (USA) haben in Mausmodellen des Nichtkleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) einen Allergie-Pathway identifiziert, der, wenn er blockiert wird, eine Antitumorimmunität auslöst.

Zudem wird aus der Frühphase einer Parallelstudie am Menschen berichtet, dass die Kombination einer Immuntherapie mit Dupilumab – einem Interleukin(IL)-4-Rezeptor-blockierenden Antikörper, der häufig zur Behandlung von Allergien und Asthma eingesetzt wird – das Immunsystem der Patienten stärkte, wobei einer von sechs Patienten eine erhebliche Tumorreduktion erfuhr.

„Die Immuntherapie mittels Checkpoint-Blockade hat die Behandlung des NSCLC, der häufigsten Form von Lungenkrebs, revolutioniert“, sagt Seniorautorin Dr. Miriam Merad, „aber derzeit spricht nur etwa ein Drittel der Patienten auf eine solche Monotherapie an, und bei den meisten Patienten ist der Nutzen nur vorübergehend.“ Merad leitet das Marc and Jennifer Lipschultz Precision Immunology Institute und ist Vorsitzende der Abteilung für Immunologie und Immuntherapie an der Icahn School of Medicine am Mount Sinai Hospital. Sie ergänzt: „Ein großer Schwerpunkt unseres Programms TARGET liegt auf der Nutzung von Single-Cell-Technologie und auf künstlicher Intelligenz zur Identifizierung molekularer Immunprogramme, die die Immunantwort des Tumors auf eine Checkpoint-Blockade dämpfen können.“

„Mithilfe von Single-Cell-Technologien haben wir herausgefunden, dass die Immunzellen, die Lungenkrebs und andere von uns untersuchte Krebsarten infiltrieren, Merkmale einer Immunantwort vom Typ 2 aufwiesen, die häufig mit allergischen Erkrankungen wie Ekzemen und Asthma in Verbindung gebracht werden“, berichtet Erstautor Nelson LaMarche, Postdoktorand im Merad-Labor.

„Diese Ergebnisse veranlassten uns zu der Frage, ob wir ein Medikament, das normalerweise bei allergischen Erkrankungen eingesetzt wird, umfunktionieren könnten, um die Reaktion des Tumors auf eine Checkpoint-Blockade zu ‚retten‘ oder zu verstärken“, sagt Dr. Thomas Marron, Leiter der Early Phase Trial Unit am Mount Sinai’s Tisch Cancer Center und Co-Hauptautor der Studie. „Bemerkenswerterweise stellten wir fest, dass die IL-4-Blockade die Reaktion von Lungenkrebs auf die Checkpoint-Blockade bei Mäusen und bei sechs Lungenkrebspatienten mit behandlungsresistenter Erkrankung verstärkte. Tatsächlich verschwand der Krebs eines Patienten, dessen Lungenkrebs trotz Checkpoint-Blockade gewachsen war, bereits nach der Einnahme von nur drei Dosen des Allergiemedikaments, und sein Krebs ist noch heute, mehr als 17 Monate später, unter Kontrolle.“

Die ersten Ergebnisse machen den Forschenden Mut, unterstreichen aber auch, dass größere klinische Studien nötig sind, um die Wirksamkeit des Wirkstoffes in der NSCLC-Therapie zu bestätigen. Über die Ergebnisse der klinischen Studie hinaus haben die Wissenschaftler inzwischen die klinische Studie erweitert und Dupilumab zur Checkpoint-Blockade für eine größere Gruppe von Lungenkrebspatienten hinzugefügt. Zudem hat Marron kürzlich vom Cancer Research Institute ein Stipendium für die Untersuchung der Auswirkungen auch bei Lungenkrebs im Frühstadium erhalten. In diesen Untersuchungen fahnden die Forschenden nach Biomarkern, anhand derer sich vorhersagen lässt, welche Krebspatienten von einer Behandlung mit Dupilumab profitieren könnten und welche nicht.