Immuntherapie bei Lungenkrebs: Hochdosierte Glukokortikoide gegen Lungenkrebssymptome schränken die Wirksamkeit ein9. Juli 2025 Eine neue Studie zeigt, dass Steroide die Wirksamkeit bestimmter Immuntherapien gegen Lungenkrebs verringern können, wenn sie vor und/oder während der Behandlung verabreicht werden. (Foto: © utah51/stock.adobe.com) Corticosteroide – häufig zur Linderung krebsassoziierter Symptome bei Patienten mit Nichtkleinzelligem Lungenkrebs gegeben, die eine Immuntherapie erhalten – sind laut einer neuen US-Studie der Hauptgrund für das Versagen bestimmter Immuntherapien. In ihrer Studie untersuchte die Arbeitsgruppe die Wirkung von Glukokortikoiden auf eine Behandlung mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICIs). Steroide, so erklären die Forschenden, werden häufig verschrieben, um Krebssymptome oder Müdigkeit und Erbrechen sowie schwerwiegendere Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen und Lungenentzündungen zu bekämpfen. Die gerade in „Cancer Research Communications“ veröffentlichte Studie zeigt nun, dass hohe Dosen von Glukokortikoiden, die vor und/oder während einer ICI-Therapie verabreicht wurden, zu einer geringeren Tumorschrumpfung führten als bei Patienten, die nicht mit Glukokortikoiden behandelt worden sind. Zudem war die Überlebensdauer dieser Patientengruppe kürzer. „Steroide waren der wichtigste Prädiktor dafür, warum bestimmte Immuntherapien möglicherweise nicht wirksam waren – selbst unter Berücksichtigung mehrerer anderer Faktoren wie dem Krankheitsstadium und der Progression der Erkrankung“, berichtet der Onkologe und Immunologe Dr. Fumito Ito von der Keck Medicine an der University of Southern California (USA). Er ist Hauptautor der aktuell publizierten Studie. Die Forschenden glauben außerdem, den Mechanismus entdeckt zu haben, der dafür sorgt, dass Corticosteroide und manche Immuntherapien nicht gut miteinander vereinbar sind. Beeinträchtigung der T-Zell-Funktion „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Steroide die Reifung von T-Zellen hemmen. Dadurch können sie den Krebs nicht mehr so effizient angreifen wie normalerweise, was zu schlechteren Outcomes seitens der Patienten führt“, erklärt Ito, der auch einer der Leiter des Programms für translationale und klinische Forschung am Norris Comprehensive Cancer Center der University of Southern California ist. „Während andere Untersuchungen darauf hindeuten, dass Steroide die Wirksamkeit der Immuntherapie negativ beeinflussen können, gehören wir zu den Ersten, die eine wahrscheinliche Ursache und Wirkung identifiziert haben.“ Hauptautor der Studie ist der Onkologe und Immunologe Dr. Fumito Ito. (Foto: © Ricardo Carrasco III) Ito und seine Kollegen entdeckten außerdem, dass Steroide Biomarker im Blutkreislauf blockieren. „Ohne zirkulierende Biomarker, die unsere Entscheidungen beeinflussen, können Onkologinnen und Onkologen den Krebs nicht so effektiv behandeln, und Patienten entgeht möglicherweise die beste Therapie für ihre Krebserkrankung“, unterstreicht Ito. Zwei konkurrierende Therapien Ito und sein Team untersuchten retrospektiv die Krankenakten von 277 Patienten mit NSCLC im Stadium II–IV, die mit ICIs allein oder in Kombination mit anderen Therapien behandelt wurden. Die Wissenschaftler verglichen die Outcomes (Tumorschrumpfung und Überlebensrate) von Patienten, denen Steroide verschrieben beziehungsweise nicht verschrieben wurden, aus drei Behandlungszentren. In die Analyse flossen Daten aus bis zu acht Jahren ein. Sie ergab, dass Steroide der einzige Faktor waren, der die Wirksamkeit der Immuntherapie beeinträchtigte. Die Forschenden beobachteten außerdem, dass die T-Zellen einer signifikanten Anzahl von Patienten, die Steroide erhielten, nicht vollständig ausgereift waren. Man startete daraufhin eine präklinische Studie mit Mäusen, um die Auswirkungen von Steroiden auf die ICI-Therapie in Echtzeit zu beobachten. Diese Studie am Mausmodell führte zu der Erkenntnis, dass Steroide, die vor oder während der Immuntherapie verabreicht werden, die vollständige Reifung der T-Zellen hemmen. Grenzen des Einsatzes von Steroiden verstehen Obwohl die aktuelle Studie darauf hindeutet, dass Steroide die Behandlung mit ICIs beeinträchtigen können, räumt Ito ein, dass Steroide für manche Patienten zur Behandlung ihrer krebsbedingten Symptome notwendig sein können. „Wir wissen, dass Steroide weiterhin eine wichtige Rolle in der Lungenkrebsbehandlung spielen werden, aber es ist wichtig, ihre potenziellen Grenzen zu verstehen“, betont Ito. „Jeder Patient sollte mit seinem Onkologen sprechen, um sicherzustellen, dass er den bestmöglichen, auf seine spezifischen Bedürfnisse zugeschnittenen Behandlungsplan erhält.“ Er hofft, dass die aktuelle Untersuchung zu weiteren Studien führen wird, in denen die Wirkung von Steroiden auf die Immuntherapie untersucht wird, sodass Onkologen fundierte Entscheidungen treffen können, die ihren Patienten den größtmöglichen Nutzen bringen.
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