Immuntherapie reduziert Rezidivrisiko beim Merkelzellkarzinom12. November 2025 © ibreakstock – stock.adobe.com (Symbolbild) Pembrolizumab zeigte in einer multizentrischen Phase-III-Studie beim Merkelzellkarzinom nach Operation eine tendenziell verlängerte krankheitsfreie Überlebenszeit und eine reduzierte Fernmetastasierung. Unter Leitung von Forschenden des NYU Langone Health und des Perlmutter Cancer Center wurde in der bislang größten klinischen Studie zur Anwendung von Pembrolizumab nach chirurgischer Entfernung des Tumors die Wirksamkeit dieser Therapie bei Merkelzellkarzinom untersucht. Das Karzinom entsteht in der äußersten Hautschicht, typischerweise an sonnenexponierten Arealen wie Gesicht, Armen und Beinen. Längeres Überleben, weniger Metastasen Die Auswertung ergab, dass eine Behandlung mit Pembrolizumab tendenziell mit einer verlängerten krankheitsfreien Überlebenszeit von Patienten mit Merkelzellkarzinom assoziiert ist. Zwei Jahre nach der Tumoroperation zeigten 73 Prozent der mit Pembrolizumab behandelten Patienten keine Krankheitsrezidive, im Vergleich zu 66 Prozent in der Kontrollgruppe ohne Pembrolizumab. Dieser Unterschied war jedoch statistisch nicht signifikant. Ein weiterer zentraler Befund war eine signifikante Verbesserung des metastasenfreien Überlebens in der Pembrolizumab-Gruppe ein bis zwei Jahre nach der Behandlung. Patienten unter Pembrolizumab hatten ein um 42 Prozent geringeres Risiko, an einer metastasierenden Ausbreitung des Tumors in andere Organe – einschließlich Knochen, Leber und Lunge – zu versterben, verglichen mit Studienteilnehmern ohne Pembrolizumab. „Unsere Studie liefert erstmals belastbare Hinweise darauf, dass eine postoperative Immuntherapie mit Pembrolizumab Patienten mit Merkelzellkarzinom helfen kann, indem sie das Risiko von Fernmetastasen reduziert“, erklärte die Studienleiterin Dr. Janice Mehnert. Größte Studie zur Immuntherapie nach Tumorresektion „Dies ist eine positive Entwicklung für Patienten mit dem hochaggressiven Merkelzellkarzinom“, fügte Mehnert hinzu, Direktorin des Melanom-Programms und stellvertretende Direktorin für klinische Forschung am Perlmutter Cancer Center. Mehnert präsentierte die Ergebnisse der Studie mit der offiziellen Bezeichnung ECOG-ACRIN EA6174 während des Jahreskongresses der European Society for Medical Oncology am 20. Oktober in Berlin. Da das National Cancer Institute (NCI) das Merkelzellkarzinom als seltene Tumorentität einstuft, erfordert die Durchführung klinischer Studien zu dieser Erkrankung nationale Kooperationen wie in dieser Untersuchung. Die multizentrische Phase-III-Studie wurde an Krebszentren in den Vereinigten Staaten zwischen 2018 und 2023 durchgeführt. Insgesamt nahmen 293 Patienten teil, deren Merkelzellkarzinom lokal fortgeschritten oder metastasiert war. Nach Angaben der Forschenden handelt es sich um die bislang größte abgeschlossene Studie zur Rolle der Immuntherapie nach chirurgischer Tumorresektion. Alle Studienteilnehmer erhielten zunächst eine operative Tumorentfernung; 147 Patienten wurden randomisiert und erhielten postoperativ Pembrolizumab-Infusionen, 146 Patienten wurden der Kontrollgruppe ohne weitere Immuntherapie zugeteilt. Anschließend wurden die Patienten hinsichtlich eines potenziellen Rückfalls überwacht. In einigen Fällen erfolgte zusätzlich eine adjuvante Strahlentherapie nach ärztlicher Entscheidung. Hintergrund zu Wirkstoff und Krebsart Das Merkelzellkarzinom, auch als neuroendokrines Karzinom der Haut bezeichnet, ist eine seltene Neoplasie mit einer Inzidenz von höchstens drei Fällen pro eine Million Personen, meist bei Menschen über 50 Jahren, typischerweise als Knoten in der Haut. Diese Tumorform metastasiert schnell und aggressiv; weniger als die Hälfte der Betroffenen überlebt fünf Jahre nach Diagnosestellung. Pembrolizumab ist ein monoklonaler Antikörper aus der Klasse der PD-1-Inhibitoren. Das Präparat wird bei verschiedenen Krebsarten eingesetzt und blockiert den PD-1-Rezeptor, der von Tumorzellen genutzt wird, um der Immunerkennung zu entgehen. Durch die Blockade des PD-1-Signalwegs können Immunzellen die Tumorzellen als fremd erkennen und gezielt angreifen – vergleichbar mit der Abwehr eines Virus oder Bakteriums. (ins)
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