Immuntherapien bei Lungenkrebs: Neuer Ansatz zur Vorhersage des Ansprechens entwickelt

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Am Universitätsklinikum Tübingen hat eine Forschergruppe in einer präklinischen Studie eine neue, auf Thrombozyten basierende Methodik entwickeln, die es ermöglicht, die Erfolgsaussicht von Immuntherapien bei Lungenkrebs besser vorherzusagen. 

Dank Immuntherapien mit Checkpoint-Inhibitoren kann bei circa 20 Prozent aller Lungentumor-Patientinnen und -Patienten und eine Eindämmung der Krebserkrankung erreicht werden. „Trotz dieses Erfolges gibt es bis dato kein einfach anwendbares Verfahren, um vorherzusagen, welche Patientinnen und Patienten auf die Immuntherapie ansprechen“, erläutert Dr. Clemens Hinterleitner, einer der leitenden Studienautoren. Nicht jeder Betroffene spricht gleich gut auf die Therapie an, es kann zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen und die Immuntherapie ist äußerst kostenintensiv.

Umso erfreulicher ist die Entwicklung des neuen Verfahrens. „Wir haben herausgefunden, dass Thrombozyten, also Blutplättchen, die in Kontakt mit der Tumorzelle kommen, das Molekül PD-L1 aufnehmen. Unsere Studie konnte zeigen, dass die Menge an mit PD-L1 beladenen Blutplättchen ein sehr guter Indikator dafür ist, ob eine Immuntherapie mit PD-1 oder PD-L1 blockierenden Antikörpern im Lungentumor erfolgsversprechend ist oder nicht“, erläutert Hinterleitner.

Das Vorhandensein von PD-L1 auf der Tumorzelle ist eine der Grundvoraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz einer Immuntherapie mit PD-1 oder PD-L1 blockierenden Antikörpern. „Thrombozyten zirkulieren täglich tausendmal durch unseren Blutkreislauf und geraten dadurch zwangsläufig in Kontakt mit etwaig vorhandenen Tumorzellen. Durch die Aufnahme des Moleküls PD-L1 eignen sie sich besonders gut als Biomarker, der das Ansprechen einer Checkpoint-Inhibitor-Therapie äußerst valide vorhersagen kann“, ergänzt Prof. Lars Zender, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Onkologie und Pneumologie. Zwar gibt es bereits Verfahren um ein Ansprechen der Immuntherapie vorherzusagen, wie etwa die immunhistochemische Färbung. „Das Problem mit den Untersuchungen an Biopsiematerial ist jedoch, dass Tumore sehr heterogen sind und dass eine einzelne Biopsie die Gesamtheit des Tumors nur unzureichend widerspiegelt. Im Vergleich zu den bestehenden immunhistochemischen Verfahren weist die Methodik mit den Thrombozyten eine deutlich bessere Vorhersagbarkeit auf“, erklärt Zender den Unterschied.

Mit dem iFIT Exzellenzcluster, dem einzigen onkologischen Exzellenzcluster in Deutschland und der Ernennung Tübingens als neuer Standort im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), liegen optimale Bedingungen vor diese vielversprechenden Erkenntnisse weiter zu untersuchen und im Rahmen einer multizentrischen Studie zu validieren.