Immunzellen sagen Heilungschancen bei Brustkrebs voraus8. Dezember 2017 Schnitt durch Brustkrebsgewebe: Wenn Immunzellen (kleine dunkle Zellen) in den Tumor einwandern, haben Brustkrebspatientinnen gute Chancen, dass die Chemotherapie anschlägt. Das linke Bild zeigt hauptsächlich Tumorzellen (runde violette Zellen). Auf der rechten Seite sieht man, wie körpereigene Abwehrzellen (tumor-infiltrierende Lymphozyten, TILs) den Tumor infiltrieren. Quelle: © S. Wienert, C.Denkert, Charité Wenn Immunzellen in den Tumor eindringen, gilt dies gemeinhin als gutes Zeichen, weil die körpereigene Abwehr gegen den Krebs vorzugehen scheint. Bei bestimmten Brustkrebsformen entscheiden Immunzellen, sogenannte tumorinfiltrierende Lymphozyten (TILs), über die Überlebenschancen und sagen auch den Nutzen einer Chemotherapie voraus. Das zeigt die bisher größte Metastudie zum TIL-Gehalt von Wissenschaftlern des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) an der Charité – Universitätsmedizin Berlin in Zusammenarbeit mit der German Breast Group. Die Entscheidung für oder gegen die Chemotherapie erweist sich bei Brustkrebs häufig als schwierig. Bereits vor der Operation kann die Behandlung einen bösartigen Tumor verkleinern, so dass weniger Gewebe entfernt werden muss. Sie ist aber auch mit gravierenden Nebenwirkungen verbunden, so dass Ärzte Nutzen und Risiken für die Patientinnen abwägen müssen. Eine neue Studie beschreibt sogenannte tumorinfiltrierende Lymphozyten (TIL) als wichtigen Faktor, um die Heilungschancen und den Nutzen einer Chemotherapie vorherzusagen. Viele TILs bedeuten, dass eine Chemotherapie besonders wirksam gegen die Tumoren sein wird. „Insbesondere bei schnell wachsenden Brusttumoren sind Immunzellen, die im Tumor nachweisbar sind, ein Zeichen für gute Heilungschancen, der Tumor ist dann für das Immunsystem sichtbar“, erklärt Carsten Denkert vom Institut für Pathologie der Charité, der zu den Brustkrebsspezialisten im DKTK gehört. Denkert und seine Kollegen wollten wissen, wie zuverlässig der TIL-Gehalt als Biomarker für unterschiedliche Formen von Brustkrebs eingesetzt werden kann und welche Immunzelltypen dabei die entscheidenden Indikatoren sind. Dass es hier gravierende Unterschiede gibt, zeigte die bislang umfänglichste Untersuchung zum Immunzell-Gehalt bei Brustkrebs. Die Wissenschaftler und Ärzte analysierten den Anteil tumorinfiltrierender Immunzellen in 3771 Gewebeproben von Patientinnen aus sechs klinischen Brustkrebsstudien. Alle Frauen erhielten vor der Operation eine Chemotherapie. Dass ein hoher TIL-Spiegel mit besserem Ansprechen auf die Therapie und guten Überlebenschancen einhergeht, konnte die Studie eindeutig bei Patientinnen mit dem sogenannten triple-negativen und HER2-positiven Mammakarzinom zeigen. „In dieser Situation unterstützen sich die Chemotherapie und das Immunsystem gegenseitig, um den Tumor zu bekämpfen“, sagt Denkert. Ganz anders verhält es sich jedoch beim luminalen Subtyp (hormonrezeptor-positiv/HER2-negativ), wie die Studie zeigte. Patientinnen mit dieser Brustkrebsform zeigten insgesamt niedrigere TIL-Werte und hier waren die TILs nicht mit einem verbesserten Überleben assoziiert. “Wir gehen deshalb davon aus, dass diesem Brustkrebstyp eine andere Immunreaktion zugrunde liegt und die Zusammensetzung der eindringenden Immunzellen anders ist“, fasst Denkert zusammen. Bei genauerem Hinschauen zeigte sich, dass vor allem Makrophagen, die zu den weißen Blutkörperchen gehören, im Tumor ein Zeichen für eine schlechte Prognose bei der luminalen Brustkrebsform sind. Ein hoher Anteil Antikörper-bildende B-Zellen korrelierte dagegen mit guten Überlebenschancen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass der TIL-Gehalt bei einigen aggressiven Formen von Brustkrebs einen hohen prognostischen Wert hat, um vorhersagen zu können, welche Patientinnen von einer Chemotherapie profitieren“, betont Denkert. Um das Ansprechen weiter zu verbessern, werden aktuell Immuntherapien getestet, die das Immunsystem zusätzlich gegen den Tumor aktivieren sollen. So werden am DKTK Standort Berlin in Zusammenarbeit mit der German Breast Group Biomarker-Untersuchungen in der klinischen Studie GeparNuevo durchgeführt, um herauszufinden, inwiefern sich die Immunzellen als Marker für eine erfolgreiche Immuntherapie mit sogenannten Checkpoint-Hemmern eignen. TILs sollen künftig als Marker eingesetzt werden, um die Brustkrebstherapie für Patientinnen noch besser zu steuern. Originalpublikation: Denkert et al. Tumor-infiltrating lymphocytes (TILs) and prognosis in different subtypes of breast cancer: a pooled analysis of 3771 patients treated with neoadjuvant therapy. In: Lancet Oncology, Online publication 7th December 2017; DOI: 10.1016/S1470-2045(17)30904-X
Mehr erfahren zu: "KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen" KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen Was denken Patienten über Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin? Eine internationale Studie liefert eine Antwort. Zentrales Ergebnis: Je schlechter der eigene Gesundheitszustand, desto eher wird der Einsatz von KI […]
Mehr erfahren zu: "DKG zur ePA: „Kliniken treiben Umsetzung aktiv voran“" DKG zur ePA: „Kliniken treiben Umsetzung aktiv voran“ Fast alle Klinken in Deutschland (98 %) haben mit den organisatorischen Vorbereitungen zur Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) begonnen. Dies geht aus einer aktuellen Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) hervor.
Mehr erfahren zu: "Krebstherapie: Mitochondrien ermöglichen Attacke aus dem Inneren" Weiterlesen nach Anmeldung Krebstherapie: Mitochondrien ermöglichen Attacke aus dem Inneren US-Forschende haben einen potenziellen neuen Wirkstoff entwickelt, der in Tumorzellen Mitophagie auslöst – den Abbau von Mitochondrien. Dieser Prozess unterbricht die Energieversorgung und tötet die Zellen ab. Die präklinischen Ergebnisse […]