Impfung gegen allergisches Asthma?23. Juli 2021 Foto: (c) Kzenon – stock.adobe.com Ein französisches Forschungsteam hat einen Impfstoff gegen allergisches Asthma entwickelt. Präklinische Ergebnisse am Mausmodell sind vielversprechend. Das Team des “Institut national de la santé et de la recherche médicale” (Inserm), geleitet von Laurent Reber (Infinity, Toulouse) and Pierre Bruhns (Humoral Immunity, Institut Pasteur, Paris), und dem französischen Unternehmen Neovacs hat einen Impfstoff entwickelt, der eine Langzeitwirkung gegen allergisches Asthma haben könnte. Er könnte die Schwere der Symptome reduzieren und damit die Lebensqualität der Betroffene signifikant verbessern. Charakteristische für allergisches Asthma sind die Entzündung der Bronchien und Schwierigkeiten beim Atmen, die durch das Einatmen von Allergenen – häufig Hausstaubmilben – ausgelöst werden. Die Allergenexposition führt zu Bildung der Antikörper Immunoglobulin E (IgE) und Typ-2-Zytokinen, etwa Interleukin 4 (IL4) beziehungsweise Interleukin 13 (IL13) in den Atemwegen. Die dadurch ausgelöste Kaskade führt zur Überempfindlichkeit der Atemwege, der Überproduktion von Schleim und Eosinophilen. Zur Zeit sind inhalierte Kartikosteroide der Behandlungsstandard zur Asthmakontrolle. Allerdings reicht diese Therapie bei schwerem Asthma oft nicht aus. Dann kommen monoklonale Antikörper zum Einsatz, die sich gegen IgE-, IL3- oder IL4-Stoffwechselwege richten. Der Nachteil: Die Therapie ist teuer und langfristig oder sogar das ganze Leben sind Injektionen nötig. Um diese Problematik zu umgehen, hat das Team von Institut Pasteur und Neovacs einen Konjugat-Impfstoff – Kinoid – entwickelt: Dazu wurden rekombinante IL4- und IL13-Proteine mit dem Trägerprotein CRM197 gekoppelt. CRM197 ist eine nicht pathogenen, mutierte Form des Diphterie-Toxins, das in vielen Konjugat-Impfstoffen verwendet wird. Wie die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen, induziert der Impfstoff im Mausmodell eine nachhaltige Produktion gegen IL4 und IL13 gerichteter Antikörper. So zeigten sechs Wochen nach der Injektion des Konjugat-Impfstoffs 90 Prozent der Mäuse hohe Antikörperlevel. Ein Jahr nach der primären Immunisierung hatten noch 60 Prozent der Mäuse Antikörper, die in der Lage waren, IL4 und IL13 zu neutralisieren. Darüber hinaus konnten das Forschungsteam einen Effekt auf Asthma-Symptome nachweisen: Im Mausmodell für allergisches Asthma gegen Hausstaubmilben war der Impfstoff in der Lage, die IgE- und Eosinophilenlevel zu reduzieren, ebenso Schleimproduktion und Überempfindlichkeit der Atemwege. Damit legen die Studienergebnisse nahe, dass der Impfstoff sowohl prophylaktisch als auch therapeutisch im Asthmamodell wirksam ist. Nebenwirkungen wurden bei den Tieren nicht beobachtet. Diese Ergebnisse könnten “den Weg zur klinischen Entwicklung eines effizienten, langfristig wirksamen Impfstoffs gegen Asthma und andere durch IL4 und IL13 vermittelte allergische Erkrankungen, etwa Lebensmittelallergien, atopische Dermatitis oder chronische Urtikaria”, so die Autorinnen und Autoren in ihrem Fazit. (ja) Originalpublikation: Conde E et al. Dual vaccination against IL-4 and IL-13 protects against chronic allergic asthma in mice. Nature Communications 2021;12:2574.
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