Infektiöse Proteine bei Alzheimer20. Januar 2020 Eine multinationale Studie zeigt, dass die funktionelle Gehirnarchitektur die räumlichen Muster der allmählichen Ausbreitung der Tau-Pathologie bei Alzheimer vorhersagt, was die in-vitro-Befunde der trans-neuronalen Tau-Ausbreitung unterstützt. (©ISD-Research/Ewers/Franzmeier) Im Zuge der Alzheimer-Demenz scheinen sich die Tau-Proteine in zusammenhängenden neuronalen Netzwerken wie bei einer Infektion zu verbreiten. Das haben Wissenschaftler des Instituts für Schlaganfall- und Demenzforschung am LMU Klinikum nun erstmals bei Alzheimer Patienten nachgewiesen. Die Alzheimer-Demenz (AD) beginnt nach derzeitiger Kenntnis mit der Ablagerung von Beta-Amyloid-Proteinen im Gehirn in Form sogenannter Plaques, die sich außerhalb der Nervenzellen anreichern. Bald darauf häufen sich die Tau-Proteine innerhalb der Nervenzellen im Gehirn an, die für das Fortschreiten der Demenz offenbar entscheidend sind. „Je stärker die Tau-Pathologie, desto ausgeprägter ist in der Regel die klinische Symptomatik der Patienten“, betont Dr. Nicolai Franzmeier vom Institut für Schlaganfall- und Demenzforschung. In Zell- und Tierversuchen stellte sich jüngst heraus: Die Tau-Proteine breiten sich über miteinander verbundene Nervenzellen aus und werden, ähnlich einer ansteckenden Erkrankung, an den Synapsen an andere Neurone weitergegeben. Daten aus zwei bildgebenden Verfahren Die Forscher der LMU Medizin um Arbeitsgruppenleiter Prof. Michael Ewers und Franzmeier, haben nun in einer internationalen Arbeit mit der tau-PET die Verteilung der Tau-Proteine im Gehirn von Alzheimer-Patienten beleuchtet. Die Forscher untersuchten zwei Stichproben mit jeweils etwa 50 Alzheimer-Patienten, die über ein bis zwei Jahre mit der Tau-PET-Untersuchung nachverfolgt wurden. Zu Studienbeginn wurden die Gehirne der Patienten außerdem mit einem anderen bildgebenden Verfahren untersucht, der funktionellen Magnetresonanz-Tomografie (fMRT). Sie kann erfassen, welche Nervenzellen bzw. Hirnregionen in funktionellen Netzwerken eng verknüpft sind. „Mit diesen Längsschnitt-Daten“, erklärt Franzmeier, „haben wir analysiert, ob sich die Ausbreitung der Tau-Proteine im Verlauf anhand der Topologie funktioneller Hirnnetze vorhersagen lässt.“ Eine bessere individuelle Risikovorhersage erscheint möglich „Tatsächlich verbreitet sich die Tau-Pathologie im Verlauf der Erkrankung vornehmlich entlang miteinander vernetzter Hirnregionen“, resümiert Franzmeier das wichtigste Ergebnis der Studie. „Diese Vernetzung der Hirnregionen ist zentral für mentale Leistungen. Die Vorhersage der Ausbreitung von Tau in diesen Netzwerken könnte sich damit auch als wichtig für die Vorhersage der zukünftigen Abnahme in der mentalen Leistung erweisen“, erläutert Ewers. Langfristig gesehen planen die Forscher, die Modelle zur individuellen Vorhersage der Verbreitung der Tau-Pathologie zu nutzen. Damit ließe sich der mitunter sehr unterschiedliche Verlauf der Erkrankung für den einzelnen Patienten besser prognostizieren. Originalpublikation: Franzmeier N et al: Functional brain architecture is associated with the rate of tau accumulation in Alzheimer’s disease. Nat Comm 2020;11:347.
Mehr erfahren zu: "Stressbedingte Ataxien: Forscherteam entdeckt entscheidenden Rezeptor im Kleinhirn" Stressbedingte Ataxien: Forscherteam entdeckt entscheidenden Rezeptor im Kleinhirn Forschende der Ruhr-Universität Bochum haben den Noradrenalin-Rezeptor α1D im Kleinhirn als zentralen Faktor stressbedingter Koordinationsstörungen bei erblichen Ataxien identifiziert. Die Ergebnisse liefern neue Einblicke in die neurobiologischen Mechanismen dieser Erkrankungsgruppe. […]
Mehr erfahren zu: "Gezielte Gehirntherapie mit Lithium-beladenen Goldnanopartikeln" Gezielte Gehirntherapie mit Lithium-beladenen Goldnanopartikeln Ein italienisches Forscherteam hat ein Nasenspray mit lithiumhaltigen Goldnanopartikeln entwickelt, das gezielt die Aktivität der Glykogensynthasekinase-3β im Gehirn hemmt. Den Forschenden zufolge könnte dieser Ansatz neue Wege in der Therapie […]
Mehr erfahren zu: "Sparpaket für stabile Beiträge – Kabinett soll Mittwoch entscheiden" Sparpaket für stabile Beiträge – Kabinett soll Mittwoch entscheiden Millionen Versicherte können nach langer Ungewissheit darauf hoffen, dass die Krankenkasse Anfang 2026 nicht schon wieder teurer wird. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) will an diesem Mittwoch ein Sparpaket von zwei […]