Infektionsschutz: Bayern richtet neues Zentrum für präventive Infektionsmedizin ein

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Laut Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume will sich das Land mit der neuen Einrichtung nicht nur bestmöglich auf dem Gebiet von Infektionen wappnen. Ziel sei es auch, die nächste Pandemie zu verhindern. Ein Sonderprojekt soll der Erkennung und Erforschung von Long COVID dienen.

Die Einrichtung des Bayerischen Zentrums für präventive Infektionsmedizin (BZI) wurde kurz vor dem Jahreswechsel bekanntgegeben. Es vernetzt alle bayerischen Hochschulmedizinstandorte, die Uniklinika und den öffentlichen Gesundheitsdienst. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (StWMK) spricht von einer „bundesweit einmaligen Struktur“.

Erfassung, Erkennung und Erforschung von Long COVID

Bayerns Wissenschaftsminister Blume betont: „Mit dem Bayerischen Zentrum für präventive Infektionsmedizin machen wir Bayern widerstandsfähiger gegen zukünftige Gesundheitsrisiken. Infektionskrankheiten sind omnipräsent: von der Atemwegerkrankung, über die Lungenentzündung bis zur Influenza. Wir können Menschen schützen, indem Forschungsergebnisse schnell und stringent in die Anwendung kommen – dazu denken wir Reagenzglas und Krankenbett in einer Linie. Gerade bei der Prävention und Bekämpfung von Infektionskrankheiten sind kurze Wege und ein Fokus auf Translation entscheidend.“ Unter dem Eindruck der COVID-19-Pandemie lege man in einem ersten Sonderprojekt des BZI den Fokus auf die Erfassung, Erkennung und Erforschung von Long COVID.

Für das BZI und die dauerhafte Verzahnung aller bayerischen Hochschulmedizinstandorte und Uniklinika, die sich schwerpunktmäßig mit Infektionen beschäftigen, stellt das Ministerium nach eigenen Angaben jährlich rund drei Millionen Euro zur Verfügung. „Wir schaffen verlässliche Strukturen, damit Wissen schneller genutzt, Impfungen besser verstanden und Risiken früher erkannt werden können“, formuliert Blum. „Der Fokus des BZI liegt auf Forschung und Diagnostik, aber auch auf wissenschaftlich fundierter Beratung für Politik und Bevölkerung. Unser Ziel: Nicht nur bestmöglich gewappnet zu sein – sondern die nächste Pandemie zu verhindern.“

Akzeptanz von Impfungen gegen Infektionen durch wissenschaftlich Evidenz stärken

Neben Prävention, Diagnostik und der Erforschung von Impfstoffen soll das neu eingerichtete BZI auch dazu beitragen, die Akzeptanz von Impfungen zu stärken. Das BZI verfolge das Ziel, Infektionsrisiken möglichst früh zu erkennen, wissenschaftliche Erkenntnisse schnell in die Versorgung zu übertragen und evidenzbasierte Entscheidungen im Gesundheitswesen zu unterstützen. Dazu würden eine eigene Datenplattform und eine eigene Studienplattform aufgebaut. Zudem sollen künftig eigene Forschungsgruppen eingerichtet werden können.

Das BZI gliedert sich in drei zentrale Programmbereiche:

  • Bayerisches Surveillancezentrum (BaySurv): Moderne und kontinuierliche Überwachung relevanter Erreger, einschließlich molekularer Analytik und datenbasierter Auswertung.
  • Bayerisches Vakzinezentrum (BayVak): Forschung zu Impfstoffen, Impfstrategien, klinischen Studien sowie wissenschaftlich fundierte Kommunikation rund um das Thema Impfen.
  • Erstes Querschnittsprojekt: Bayerisches Long-COVID-Register (BAY-LCR): Systematische Erfassung und wissenschaftliche Untersuchung postakuter Infektionssyndrome wie Long COVID.

Die drei Programmbereiche bilden laut dem StWMK die Grundlage für eine koordinierte und wissenschaftlich fundierte Vorsorgestrategie gegen Infektionskrankheiten in Bayern. Wissenschaftliche Initiatoren des BZI sind Prof. Oliver Kurzai aus Würzburg (Institut für Hygiene und Mikrobiologie) und Prof. Klaus Überla aus Erlangen (Virologisches Institut – Klinische und Molekulare Virologie). Die Geschäftsstelle des BZI ist an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg eingerichtet, einen zweiten Standort gibt es zudem an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.