Innovative Methode zur Steuerung der Krebsimmuntherapie22. Juni 2021 In der Radiopharmazie werden in pharmazeutischen Reinräumen in sogenannten „Heißzellen“ die CD8-Minibodies mit dem radioaktiven Nuklid Zirkonium-89 markiert und das Radiopharmakon hergestellt. Foto: © Beate Armbruster/Universitätsklinikum Tübingen Das Universitätsklinikum Tübingen kooperiert mit ImaginAb und ist europaweit erstes Zentrum für die Produktion von radioaktiv markierten CD8-Minibodies. Die Präklinische Bildgebung und Radiopharmazie des Universitätsklinikums Tübingen und ImaginAb, ein US-amerikanisches Biotech-Unternehmen, kooperieren auf dem Gebiet der Krebsimmuntherapie. Die Zusammenarbeit sieht vor, dass ImaginAb dem Universitätsklinikum Tübingen seine CD8-ImmunoPET-Substanz zur Verfügung stellt. Diese sogenannten CD8-Minibodies werden dann zur nicht invasiven Darstellung einer bestimmten Gruppe von Immunzellen radioaktiv markiert und für klinische Studien zur Visualisierung von zytotoxischen CD8+-T-Zellen während der Krebsimmuntherapie europaweit zur Verfügung stellt. Der Einsatz bildgebender Verfahren unter Verwendung der Minibodies spielt eine Schlüsselrolle bei der Auswahl und Steuerung der geeigneten Krebstherapie und ist ein wertvolles Werkzeug um herauszufinden, ob eine Immuntherapie für die jeweiligen PatientInnen geeignet ist.Zytotoxische CD8+-T-Zellen spielen eine zentrale Rolle bei der Immunabwehr, da sie Tumorzellen direkt zerstören können. Checkpoint-Inhibitor-basierte Immuntherapien aktivieren diese körpereigenen T-Zellen, damit sie die Tumorzellen angreifen können. Da aber nicht alle TumorpatientInnen auf diese Therapien ansprechen, bedarf es innovativer Methoden, um eine passende Therapie auszuwählen, ein Therapieansprechen vorherzusagen und um bei Therapieversagen eine rechtzeitige Umstellung vorzunehmen. Hier könnten die radioaktiv markierten CD8-Minibodies die medizinische Diagnostik unterstützen, da sie eine hohe Affinität zum menschlichen CD8-Rezeptor auf zytotoxischen CD8+-T-Zellen haben. Die radioaktiv markierten Minibodies binden an den menschlichen CD8-Rezeptor und können mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PET) vor und während der Immuntherapie nicht invasiv im menschlichen Körper erfasst werden. Derzeitige Studien weisen darauf hin, dass die Anzahl und Verteilung der in den Tumoren vorhandenen CD8+-Zellen ein Faktor ist, der für den Erfolg einer Immuntherapie wichtig ist.Aktuell laufende klinische Studien untersuchen, inwieweit durch die Anwendung von CD8-ImmunoPET unter Umständen belastende und sehr kostspielige Therapien bei den individuellen PatientInnen überhaupt geeignet sind bzw. ob ein Therapieansprechen frühzeitig erkannt werden kann, um wertvolle Zeit und Ressourcen im Kampf gegen den Krebs zu sparen und eventuell geeignetere Therapieformen anzuwenden, um den PatientInnen ein besseres Leben zu ermöglichen. So könnte in Zukunft CD8-ImmunoPET den PatientInnen schmerzhafte Biopsien ersparen.Die CD8-Minibodies werden in der Radiopharmazie unter einer Herstellungserlaubnis und Einhaltung von „Good-Manufacturing-Practice“ (GMP)-Regeln radioaktiv markiert. Die Regularien garantieren die strenge Qualitätssicherung bei der Herstellung von Pharmazeutika. Chargen des radiomarkierten CD8-Minibodies werden seit kurzem von der Radiopharmazie am Universitätsklinikum Tübingen für von pharmazeutischen Unternehmen gesponsorte klinische Studien in ganz Europa ausgeliefert. An der Klinik für Nuklearmedizin und Klinische Molekulare Bildgebung (Prof. la Fougère) wird die deutschlandweit erste klinische Studie mit CD8-Minibodies aufgesetzt. Durch die Partnerschaft mit ImaginAb profitiert somit auch diese Einrichtung sowie die Studien des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) und des iFIT-Exzellenzclusters.Die ersten Studiendaten von klinischen Patienten deuten darauf hin, dass die CD8-Minibodies erfolgreich CD8+-T–Zellen im Tumor und im lymphatischen Gewebe erfassen können. Ein weiterer Pluspunkt der CD8-Minibodies ist deren geringe Größe. Sie sind kleiner als Antikörper und reichern sich deshalb schneller im Tumor an. Dadurch kann die PET-Untersuchung bereits 24 Stunden nach Verabreichung der radiomarkierten Minibodies stattfinden.
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