Insektengift-Allergie und Anaphylaxie: Langfristige Nachbeobachtung bei Allergikern wichtig

Zielsetzung eines aktuellen Reviews ist die Bereitstellung von Informationen über den natürlichen Verlauf von Überempfindlichkeitsreaktionen; diese können von höchster Wichtigkeit sein, wenn es um die Entscheidung geht, welcher Patient dringend eine Immuntherapie gegen Insektengifte benötigt.


Die Häufigkeit von selbstberichteten, schweren systemischen allergischen Reaktionen auf Hymenoptera-Stiche – also Stichen von Hautflüglern wie Bienen oder Wespen – liegt in der nörd­lichen Hemisphäre bei etwa 3–7 %. Etwa 25 % der systemischen allergischen Reaktionen gelten als schwerwiegend und führen zum anaphylaktischen Schock. Allergische Reaktionen auf Stiche, die tödlich verlaufen, sind allerdings sehr selten. Den wichtigsten Risikofaktor für eine schwere Insektenstich-Anaphylaxie stellt das Vorliegen einer Mastzell-bezogenen Erkrankung dar. Weitere Risikofaktoren sind ein höheres Alter, eine Wespengiftallergie (im Gegensatz zur Bienengiftallergie), wiederholte Stiche, männliches Geschlecht und eine Behandlung mit ACE-Hemmern. Vorausgehende schwerere Lokalreaktionen scheinen keinen Risikofaktor für eine spätere systemische allergische Reaktion zu ­spielen.

Fazit: Die Mehrzahl der Risikofaktoren für eine schwere Anaphylaxie ist nicht modifizierbar. Bei Patienten, bei denen gut definierte Risikofaktoren für eine sehr schwere oder sogar tödliche Anaphylaxie vorliegen, ist Immuntherapie gegen Insektengifte von größter Bedeutung und sollte lebenslänglich durchgeführt werden. Stichprobentests sind zur Identifikation von Patienten erforderlich, bei denen sich die Behandlung als nicht wirksam erwies. Patienten, die keine Immuntherapie gegen Insektengifte erhalten haben, obwohl sie eine eindeutige Indikation hatten oder deren Immuntherapie abgebrochen oder unterbrochen wurde, müssen engmaschig überwacht werden; hierbei gilt es, die Ergreifung präventiver Maßnahmen zu erlernen und auch den Inhalt des Notfallkits immer auf dem neuesten Stand zu halten. (am)