Pflegefamilien: Instabilität erhöht psychische Probleme bei Kindern

Häufige Umzüge tragen bei Pflegekindern zur Entstehung psychischer Probleme bei. (Foto: volurol – © stock.adobe.com)

Kinder in Pflegeheimen, die häufig ihre Unterbringung wechseln, haben ein mehr als doppelt so hohes Risiko, an psychischen Problemen zu leiden. Dies geht aus einer neuen Studie unter der Leitung der Universität von Bath hervor.

Die im British Journal of Psychiatry veröffentlichte Studie ist die weltweit erste Metaanalyse zum Zusammenhang zwischen Instabilität der Unterbringung und der psychischen Gesundheit von Kindern. Sie wertete Daten aus 15 britischen Studien mit fast 7.000 Kindern in Pflegefamilien aus. Dabei zeigte sich ein klarer Zusammenhang zwischen häufigen Unterbringungswechseln und schwerwiegenden Problemen. Dazu gehören Selbstverletzungen, Verhaltensstörungen und psychiatrische Diagnosen.

Hoher Unterstützungsbedarf bei Pflegekindern

Rund 45 % der Kinder in Pflegefamilien leiden bereits an einer psychischen Störung. Die Forscher vermuten, dass häufige Umzüge zu einem hohen Unterstützungsbedarf beitragen und das Wohlbefinden der Kinder nachhaltig beeinträchtigen. Das Problem wird wahrscheinlich durch den landesweiten Mangel von rund 8.500 Pflegeeltern verschärft, was bedeutet, dass mehr Kinder in unregulierten Einrichtungen wie Wohnheimen und Wohngemeinschaften untergebracht werden.

Hauptautor Cody Varnish vom Fachbereich Psychologie der Universität Bath erklärt: „Fast ein Drittel der in England in Pflegefamilien untergebrachten Kinder zieht mindestens einmal im Jahr um. Diese Umzüge sind oft unerwartet und können die Beziehungen, die Bildung und den Alltag der Kinder stören und letztlich ihr Sicherheits- und Zugehörigkeitsgefühl untergraben. Kindern ein stabiles Zuhause zu bieten, ist ein entscheidender Schritt zur Verbesserung der Lebensumstände von Kindern und Jugendlichen in Pflegefamilien.“ Die leitende Autorin Prof. Sarah Halligan ergänzt: „Frühzeitige Unterstützung ist unerlässlich und kann eine Eskalation der Schwierigkeiten verhindern. Kinder aus ethnischen Minderheiten und mit Behinderungen sind besonders anfällig für Instabilität. Daher müssen die Angebote entsprechend gestaltet werden.“

Häufige Umzüge und psychische Probleme – ein Teufelskreis

„Der Zusammenhang zwischen häufigen Wechseln der Unterbringung und psychischer Gesundheit kann einen Teufelskreis bilden. Während Umzüge das Wohlbefinden von Kindern negativ beeinflussen können, fällt es Kindern mit bestehenden psychischen Problemen möglicherweise schwerer, sich anzupassen, was das Risiko weiterer Platzierungsabbrüche erhöht. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, bedarf es rechtzeitiger und gezielter Unterstützung”, berichtet die leitende Autorin Dr. Katherine Button.

Was Pflegekinder brauchen: Prävention und Unterstützung

Die Forscher fordern frühzeitige, zugängliche und auf die spezifischen Bedürfnisse von Kindern in Pflegefamilien zugeschnittene psychologische Unterstützung. Sie wünschen sich außerdem eine engere Zusammenarbeit zwischen lokalen Behörden und psychiatrischen Diensten sowie eine bessere Ausbildung und Unterstützung von Pflegeeltern, um die Zahl der Betreuungsabbrüche zu reduzieren. Darüber hinaus werden Bemühungen hervorgehoben, Kinder möglichst sicher in ihren Familien zu unterstützen und so den Bedarf an Pflegefamilien zu reduzieren.

(BIERMANN/lj)