Interdisziplinärer Forschungsverbund „PEARL“: Darmkrebs bei jungen Erwachsenen vorbeugen27. Juni 2022 Foto: © transurfer/stock.adobe.com Darmkrebs tritt immer häufiger auch bei jüngeren Menschen auf. Ein von Wissenschaftlern des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) koordinierter interdisziplinärer Forschungsverbund will nun nach Faktoren suchen, die die Erkrankung im jungen Alter begünstigen, und Möglichkeiten der personalisierten Prävention identifizieren. Darmkrebs galt lange als typische Alterskrankheit. Erst ab dem 50. Lebensjahr steigen die Erkrankungsraten spürbar an. Doch etwa seit der Jahrtausendwende beobachten Wissenschaftler in vielen Ländern einen beunruhigenden Trend: Die Zahl der Darmkrebsneuerkrankungen bei jüngeren Erwachsenen nimmt kontinuierlich zu. Besonders ausgeprägt fällt der Anstieg bei den 20- bis 29-Jährigen aus, mit einer jährlichen Steigerungsrate von fast acht Prozent. Forscher sorgen sich vor allem, dass ein bereits in jüngeren Jahren erhöhtes Darmkrebsrisiko das Erkrankungsrisiko in den späteren Lebensjahren noch weiter in die Höhe treibt. „Verschiedene Lebensstilfaktoren werden zwar als Ursache diskutiert, doch tatsächlich liegen die Gründe für diesen Anstieg weitestgehend im Dunkeln“, sagt Prof. Hermann Brenner, Epidemiologe am Deutschen Krebsforschungszentrum. „Wir müssen dringend herausfinden, welche Faktoren die Erkrankung in den jüngeren Generationen begünstigen – und wie man diese Erkrankungen weitestmöglich verhüten kann.“ Mit dem Ziel, diese Fragen zu klären, tritt der interdisziplinäre Forschungsverbund „PEARL“ an, der nun vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) als Projekt der Nationalen Dekade gegen Krebs mit 2,44 Millionen Euro über zunächst vier Jahre und bis maximal acht Jahre gefördert wird. „Wir freuen uns, dass Forschung für eine verbesserte Krebsprävention im Rahmen der Nationalen Dekade gegen Krebs einen so hohen Stellenwert hat und mit erheblichen Summen unterstützt wird. Das wird dem großen Potenzial der Präventionsforschung gerecht, die erheblich dazu beitragen kann, die Krebsraten in Zukunft spürbar zu senken“, sagt Prof. Michael Baumann, Vorstandvorsitzender des DKFZ. Leitender Wissenschaftler des PEARL-Verbunds ist Brenner. Die beteiligten Forscher können auf eine Vielzahl großer Kohortenstudien zur Darmkrebsprävention mit langer Nachbeobachtungszeit zugreifen, die in Brenners Abteilung über die letzten Jahrzehnte aufgebaut wurden. Außerdem können sie die damit verbundenen Daten- und Biobanken nutzen. „Trotz der steigenden Inzidenzen ist Darmkrebs bei jungen Erwachsenen eine seltene Erkrankung. Nur etwa fünf Prozent aller Fälle treten vor dem 50. Lebensjahr auf“, erklärt Brenner. „Daher sind selbst Studien mit etwa 8000 Darmkrebspatienten und 8000 Kontrollen, wie unsere DACHS-Studie, nicht ausreichend, um gezielt Risikofaktoren oder die molekulare Heterogenität von Darmkrebs bei jungen Erwachsenen zu erforschen. Der PEARL-Verbund wird daher mit noch größeren Kohorten wie etwa der NaKo oder dem Schwedischen Familien-Krebsregister kooperieren und in Zusammenarbeit mit deutschen Darmkrebszentren eine neue, weltweit einzigartige Studie ganz speziell zu Darmkrebs bei jungen Erwachsenen durchführen. „Bei Darmkrebs gibt es eine Vielzahl an molekularen Subtypen, die auf unterschiedliche Entstehungsweisen hinweisen. Wir vermuten, dass bei den Erkrankungen im jüngeren Alter bevorzugt bestimmte dieser Subtypen eine Rolle spielen“, sagt PD Dr. Michael Hoffmeister vom DKFZ, ebenfalls leitender Wissenschaftler im PEARL-Verbund. Mit einem Teilprojekt des Vorhabens wollen er und seine Kooperationspartner mit einer Kombination neuer molekularpathologischer Methoden und Ansätzen der künstlichen Intelligenz die Tumoren möglichst genau klassifizieren. „Am Ende ist unser Ziel, Möglichkeiten der personalisierten Prävention zu identifizieren und damit zu verhindern, dass Menschen im jungen Alter mit der furchtbaren Diagnose Darmkrebs konfrontiert werden“, bringt Hermann Brenner die Intentionen des Forschungsverbunds auf den Punkt. Am PEARL-Forschungsverbund sind außerdem Forscher der Universitäten Heidelberg, Mainz, Köln, Bonn und Aachen beteiligt.
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